Ein Lichtbringer

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Kapitel 13

Ein Lichtbringer


Takaras Sicht:

Ich wusste beim besten Willen nicht welcher Tag heute war oder wie viele Tage seit dem letzten Mal vergangen waren, an dem ich wach gewesen war. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich meine Augen aufschlagen konnte und noch länger, bis ich wieder alles wahrnahm, die Infusionen in meinem linken Arm die Kältekompresse auf meiner Stirn, der Pyjama auf meiner Haut und die Decke darüber. Ich war allein in meinem Zimmer, es war totenstill und abgesehen von den vielen medizinischen Utensilien, die sich sonst nicht in meinem Zimmer befanden, sah alles auf den ersten Blick wie gewohnt aus. Auf den zweiten Blick jedoch entdeckte ich Blumensträuße mit Karten, einige Präsentkörbe und Kuchen. Es wirkte so als wären bis vor Kurzem noch etliche Menschen hier gewesen. „Doch weswegen ist jetzt niemand mehr hier? Diese absolute Stille wirkt merkwürdig..., aber wenn ich ehrlich bin, ist das gerade genau das was ich brauche" überlegte ich betrübt. Ich setzte mich langsam auf und ging ins Bad. Nach meiner Morgentoilette zog ich mir lieber doch einen Bademantel an. Ich war nicht sicher ob ich noch Fieber hatte aber als ich nur im Pyjama im Badezimmer gestanden hatte fröstelte es mich schon. Als ich mich im Spiegel betrachtete fiel mir sofort auf wie ausgemergelt ich doch war. „Ich musss eine ganze Weile außer Gefecht gewesen sein" Meine Erscheinung und die Dauer, in der ich bewusstlos gewesen war, hätten mich wohl schockieren oder irgendwie anderweitig berühren sollen, aber alles was ich empfand war Gleichgültigkeit. Ich wusste nicht so recht was ich jetzt tun sollte. Ich verspürte keinen Hunger, keinen Durst. Ich wollte nicht nach draußen oder jemanden sehen. Es gab eigentlich nichts in diesem Zimmer, mit dem ich mich hätte beschäftigen können, bis auf... Ich ging in den Schrankraum, um meine Schriftrolle zu holen. Ich trug sie ins Wohnzimmer und legte sie auf dem Couchtisch ab. Diese kleine Anstrengung kostete mich schon einiges an Kraft, sonst hatte ich kaum Mühe meine Schriftrolle hochzuheben geschweige denn zu tragen. Ich holte eine besondere Barrierekarte heraus. Es war eine die ich nur privat gebrauchte, nicht für den Kampf oder auf Missionen. Es war Jahre her, dass ich eine davon benutzt hatte aber bei dem kommenden wollte ich auf alle Fälle ungestört sein. Bevor ich die neue Barrierekarte anbrachte, löste ich die anderen auf. „Arashi muss die Sicherheitsmaßnahmen sehr hochgeschraubt haben." Bis ich zu der Versiegelung meiner privatesten Gegenstände in meiner Schriftrolle kam dauerte es eine ganze Weile. Ich entsiegelte meine Zeichensachen. „Das letzte Mal, dass ich dazu gekommen war ist eine Ewigkeit her." Ich überflog meine alten Zeichnungen und nahm dann meinen Block zur Hand, um ein neues Bild zu beginnen. Es vergingen einige Stunden, in denen ich einfach entspannt malte. Ich hatte kein konkretes Thema vor Augen ich zeichnete einfach was ich mochte oder was mir gerade in den Sinn kam, erst der Ausblick von der Küste, an der ich zuletzt vor der Akademie war, dann eine schöne Erinnerung an eine ausgelassene Geburtstagsfeier und mein Lieblingsplatz zu Hause in Uzushiogakure. Als ich das fertige Bild vom Zeichenblock riss saß mir in der nächsten Sekunde der Uchiha gegenüber. „Er muss sich in den wenigen Sekunden zwischen dem Lösen der alten Barrieren und der Aktivierung der Neuen hereingeschlichen haben." Ich starrte ihn eine Weile ausdruckslos an. Ich legte den Stift weg und ließ den Block sinken. Er starrte wortlos zurück. Er sah angespannt, gequält oder gestresst aus, so genau konnte ich es nicht sagen. Die dunklen Augenringe unter seinen Augen entgingen mir nicht. „Hat er nicht geschlafen? Ist er auch krank?" „Wie geht es dir?" Ich gab ihm keine Antwort. Sondern presste nur die Lippen aufeinander. Diese unschuldige Standardfrage ließ mich wieder den, vergessen geglaubten Schmerz fühlen. „Er hat es nicht absichtlich gemacht, wie soll er denn wissen, dass so eine einfache Frage schon schmerzt" „Würdest du mich malen?" fragte er mit rauer Stimme. Sein 3-Tage-Bart fiel mir jetzt auf. Ich antwortete ihm nicht sondern nahm einfach schweigend meine Zeichensachen zur Hand. Ich sah immer wieder zu ihm, um haargenau seine Gesichtszüge und Proportionen richtig einzufangen. Madara wartete geduldig, bis ich fertig war und machte keine erneuten Anstalten ein Gespräch zu beginnen. Ich reichte ihm das Blatt. Er betrachtete es eingehend. „Das kannst du wirklich gut..." Ich legte meine Zeichensachen weg und murmelte ein leises „Danke". Ich konnte ihn nicht ansehen. Der Schmerz, den ich geglaubt hatte, vergessen zu haben, flackerte wieder auf. Madara setzte sich neben mich. Ich hielt den Kopf gesenkt, um ihn nicht ansehen zu müssen. In diesem erschöpften Zustand hatte ich nicht genug Kraft zur Verfügung, um mir selbst vorzumachen ihn nicht zu wollen, aber jetzt ist es ohnehin zu spät. Er hauchte ein paar federleichte Küsse auf meine Schläfe, meine Stirn und meine Wangen. Er zog mich noch näher an sich heran, streichelte meinen Rücken. Er hob sanft mein Kinn an, aber ich weigerte mich ihn anzusehen. Ich wollte nicht. „Takara sieh mich an" kam es nun strenger von ihm. „Nein" krächzte ich „Ich kann nicht. Bitte zwing mich nicht" flehte ich mit Tränen in den Augenwinkeln. Er blieb unnachgiebig und tippte mir auffordernd an die Schläfe. Ich gab nach und öffnete meine Augen. Mir liefen augenblicklich die Tränen die Wangen runter. Dass ich Madaras kantiges Gesicht ansehen musste, führte mir vor Augen was ich nie haben werde können. „Ob es zwischen uns funktioniert hätte? Wären wir glücklich gewesen?" In meinem Brustkorb zog sich etwas schmerzlich zusammen. „Es ist nicht wegen ihm... Madara verkörpert gerade auch jeden anderen Mann, mit dem ich mein Leben hätte teilen können." Er zog mich auf seinen Schoß, drückte mich an sich und ließ mich an seinem Hals weinen, während er mich beruhigend streichelte und mir immer wieder kleine Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterte. Ich hasste mich in diesem Moment selbst. Ich wollte nicht so schwach sein. Ich wollte nicht, dass mich das alles so mitnahm, aber das tat es. Der innerliche Panzer, den jeder Shinobi haben musste, der mir es sonst ermöglichte eine gesunde Distanz zu halten hatte gerade große Sprünge bekommen. Sein angenehm männlicher Geruch hüllte mich ein. Ich spürte deutlich die von seiner Brust und seinen starken Armen ausgehende Körperwärme und seine harten Muskeln unter der Kleidung. Es tat so gut ihn an meiner Seite zu haben. Er gab mir die Sicherheit, für die ich sonst immer allein hatte sorgen müssen. Mich durchflutete ein Gefühl, dass ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte, Erleichterung. Ich war erleichtert darüber, dass er hier war. Diese Geborgenheit war genau das was ich in diesem Augenblick brauchte und er gab mir was ich brauchte. Ich wollte es nicht aber ich brauchte es und Madara wusste das. Die stechenden Kopfschmerzen und der Schwindel waren längst wiedergekehrt, aber das konnte ich noch verbergen.

Die Ninja-Elite-Akademie - Was es wirklich heißt ein Shinobi zu seinWhere stories live. Discover now