365 Tage - oder lieber 365 Gründe, warum dieser Film in den Müll gehört

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365 Tage schlug ja riesige Wellen, als er hier in Deutschland veröffentlicht wurde. Meine ganze Klasse schwärmte von diesem tollen Italiener in der Hauptrolle und wie geil sie ihn fanden.
Alle priesen die Geilheit dieses Filmes an. Und ich war, wie immer eigentlich, die Letzte, die von dem Hype Wind bekam, weil ich eigentlich sowieso nie etwas von Hypes hielt.

Doch als immer mehr von diesem komischen Film sprachen und meine Mitschülerinnen mich beinahe zwangen, mir diesen Film anzugucken, habe ich mich eines Wochenendes hingesetzt und mir diesen Film angeguckt.
Oder sagen wir besser 1/4 des Filmes. Dieser Film, der fast zwei Stunden lang war, war so dermaßen blöde, dass ich es nicht auf die Reihe bekommen habe, ihn mir komplett anzugucken. Es war einfach zu viel Blödheit auf einmal.

Angefangen von der völlig absurden Obsession des männlichen Protagonisten bezüglich der weiblichen Rolle. Dass dieser Massimo jetzt eine Frau suchen muss, die er in einer Nahtoderfahrung gesehen zu haben meint, ist völlig weit hergeholt.
Und dass er das Gefühl hat, diese Frau namens Laura auch noch zu seinem Eigentum zu machen, finde ich auch fragwürdig.

Auch die Machtpositionen der beiden Personen ist fraglich.
Selbst in BDSM-Beziehungen, wo Dominanz und Unterordnung doch eine wichtige Position einnehmen soll, sind die Personen sich ebenbürtig. Eine BDSM-Beziehung basiert auf gesundem Vertrauen und Respekt.
In diesem Film ist es ganz klar so eingeteilt, dass der Mann eine klare dominante Position hat und in allen Formen über der Frau steht. Er ist ein Mafiaboss (weil natürlich jeder Italiener ein Mafiaboss auf Sizilien ist), hat entsprechend in einem sehr jungen Alter eine hohe Machtposition, viel Geld und ein großes Haus darf auch nicht fehlen.
Währenddessen ist Laura aus der finanziellen Mittelschicht und hat natürlich einen Herzfehler.
Gegen den Herzfehler ist erstmal nichts einzuwenden, wenn er nicht ständig dafür verwendet werden würde, sie als etwas körperlich und emotional Schwaches darzustellen.
Es wird immer wieder betont, wie man sich um Laura kümmern müsste und dass sie eigentlich keine Fähigkeit hätte, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Und natürlich ist sie auch in einer unglücklichen Beziehung mit einem Arschloch, was den Wunsch noch größer erscheinen lässt, sich jetzt auf einen Italiener einzulassen, der einen regelrecht unterdrückt.

Durch ihre ganz klare Unterordnung Massimo gegenüber ist es für ihn superleicht, sie innerhalb der ersten 10 Filmminuten zu kidnappen, und körperlich und geistig zu missbrauchen.
Er zwingt sie regelrecht mit Gewalt dazu, ihn zu lieben, obwohl sie ganz klar nicht will. Sie wird also offensichtlich gegen ihren Willen misshandelt und vergewaltigt.
Und das ganze wird natürlich als etwas super romantisches und gutes hingenommen, denn der Zuschauer schwärmt ja nur von dem Sexappeal des Mannes und von der Grobheit seines Handelns.

Ein ganz klares Bild modernen Sexismus in meinen Augen.
Ich fand den Film nur schrecklich. Und dass das Mädel dann auch noch einwilligt, ein ganzes Jahr mit ihrem Vergewaltiger zu verbringen ist eine ganz klare Romantisierung des Stockholmsyndroms.
Es war eine wirkliche Qual, sich den Film anzugucken, weil er gegen alle moralischen Ansprüche einer Frau spricht. Alles, für die Frau einsteht, also Gleichstellung, Stärkung des weiblichen Bildes, und Gleichwertigkeit der Menschen, wird hier einfach über den Haufen geworfen. Einfach, um die Fantasy einer Autorin zu befriedigen, die wahrscheinlich noch nicht mal genau wusste, was sie selbst wollte und deswegen ein völlig flaches Buch über Übergriffigkeit auf den Markt brachte.

Ich kann es verstehen, wenn Menschen eine Person brauchen, die eine gewisse Verantwortung für sie übernehmen, da sie zum Beispiel eine gewisse Art von Trauma durchlebt haben und deswegen Unterstützung brauchen. Viele finden ja dadurch einen Weg, mit ihrem Trauma umzugehen und es vielleicht sogar hinter sich zu lassen. Bei anderen Menschen kann es sogar andersrum sein und sie müssen aus Gründen Verantwortung für andere übernehmen.

Aber eine derartige Beziehung so darzustellen, dass man jede Form der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Respekts über Bord wirft, finde ich fraglich und längst nicht mehr modern. Wenn man eine dominant-submassive Beziehung darstellen möchte, sollte man sich die Mühe machen, um diese Beziehung gut nachvollziehbar, glaubwürdig und auch gut recherchiert rüberzubringen.

Denn nun ist aus dem Film nichts anderes geworden als ein unfassbar sexistischer, problematischer und schlecht dargestellter Plot, basierend auf einem gleichwertig schlechten Buch.

Fazit: wenn ihr euch ärgern möchtet über einen Film, weil er keine Moral besitzt, schaut euch diesen Film an. Wenn ihr euch jeglichen Ärger ersparen wollt, schaut ihn euch nicht an und lest dafür lieber ein gutes Buch.

D. C.s Diskussion über Filme & SerienTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang