Das wandelnde Schloß - Kriegsfilm, Liebesromanze, oder doch Gesellschaftskritik?

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Hayao Miyazakis Ghibli-Klassiker "Das wandelnde Schloss" sollte vielen Anime-Fans ein Begriff sein. Selbst Nicht-Anime-Gucker erfreuen sich an dem japanischen Animationsfilm von 2004.

Doch wenn man überlegt, welches Thema im Film eigentlich besonders heraussticht, kann man sich vielleicht doch nicht ganz einig werden. Für manche ist die Liebe zwischen den beiden Protagonisten Sophie und Hauru ganz herausstechend. Anderen fällt dann wiederum ganz besonders auf, auf was diese Liebe eigentlich gebaut ist.
Und für manche ist es dann vielleicht doch das Kriegsgeschehen, was da im Hintergrund läuft.

"Das wandelnde Schloss" war von Anfang an einer meiner liebsten Ghibli-Filme und entsprechend habe ich mich oft mit seinen Themen beschäftigt.

Und was mir allgemein bei Ghibli-Filmen auffällt, ist das Thema Gewalt. In anderen Ghibli-Filmen ist es vielleicht die Gewalt der Menschen auf die Natur und die Tiere, so wie es in zum Beispiel in Filmen wie "Prinzessin Mononoke" oder "Nausicaä aus dem Tal der Winde" thematisiert wird.
Im "Das wandelnde Schloss" wiederum spielt die Gewalt des Menschen auf den Menschen eine Rolle.

Wir, die den Film gesehen haben, kennen alle die Szenen, in der sich unser Protagonist Hauru durch eine magische Tür in ein schwarzes Nichts stützt. Durch dieses Nichts kann er beobachten, was um ihn herum in der Welt passiert. Er ist, wie viele andere auch, ein Magier, der sich dank seiner Magie aus diesem schwarzen Nichts, wieder zurück nach Hause transportieren lassen kann.
Doch was einem im Nachhinein vielleicht nicht sofort auffällt, ist, was er dort beobachtet.
Denn wie er eines Nachts von seiner Beobachtungen im Nichts nach Hause zurückkehrt, wird er auf dem Nachhauseweg von monstereschen Gestalten angegriffen, die in dem Nichts gefangen zu sein scheinen. Als er sich Zuhause an sein Feuer setzt, sagt er, dass ihn Magier angegriffen hätten, worauf das Feuer im Kamin ihm antwortet und spricht, sie können sich nie wieder in Menschen zurückverwandeln. Das sei auch der Grund, warum sie so aggressiv seien.

Diese Magier, die nun im Körper eines Monsters gefangen sind, wurden zuvor vom König in den Krieg einberufen. Jeder Magier soll seinen Beitrag im Krieg leisten. Und hier kann man eine direkte metaphorische Parallele zum Krieg in der echten Welt ziehen. Menschen werden schon seit Jahrhunderten von ihren Regierungen in den Krieg geschickt. Viele sterben, doch manche kommen zurück. Der Krieg prägte viele Menschen mit haufenweise Traumen, von denen sich manche nie komplett erholen. Metaphorisch gesehen wurden sie gezwungen, zu Monstern zu werden, um den Krieg zu führen und auszuhalten, doch sie kommen aus dieser Welt der Zerstörung nie ganz zurück. Ein ehemaliger Soldat kann wahrscheinlich niemals die Killermaschine in sich ausschalten.

Wenn wir das also genau so betrachten, ist der Krieg in "Das wandelnde Schloss" gar nicht so passiv, da sich Hauru all die Zeit dagegen wehrt, in den Kampf zu ziehen. Entsprechend wird er als egoistisch und herzlos eingestuft, da er nicht für sein Land kämpfen möchte. Doch eigentlich scheint er nur genau das zu sehen, was viele normale Bürger auch erkennen. Und zwar die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen. Er ist also ein Stück weit schlauer als die Menschen, denn er pflegt unter verschiedenen Identitäten drei verschiedene Magiergeschäfte an drei verschiedenen Orten und versorgt Bürger direkt mit magischen Mitteln gegen alles Mögliche. Er kümmert sich mehr um die Menschen und um seine Freiheit als um den Sieg im Kampf, was ihn ein Stück weit liebenswerter macht.

Auch die Ignoranz des Staates kommt hin und wieder zur Geltung. Hauru, der sich wehrt in den Kampf zu ziehen, wird zum Schluss von der eigenen Regierung gesucht, da er einen Befehl verweigert hat. Hauru als Bürger einer Volkes muss also sein Leben geben für einen Krieg, der so sinnlos ist wie nichts, und soll bestraft werden, wenn er keine Folge leistet. Das klingt nach einem mörderischen und ungesunden Regierungsregime. Ein Staat, welcher gegen sein eigenes Volk hetzt, kann eigentlich dem Nazi-Regime ähnlich gesehen werden.

Doch kommen wir nun zum nicht-politischen Teil des Filmes, und das ist die Liebe zwischen Sophie und Hauru. Sophie wird zum Anfang von einer neidischen Hexe verzaubert und in den Körper einer alten Frau gesteckt. Das sollte verhindern, dass Hauru weitere Gefühle für Sophie entwickelt.
Doch was keiner vorausgesehen zu haben scheint, ist, dass trotz Sophies "Alter" Hauru Gefallen an ihr hat. Und das liegt nicht etwa ihrem Alter zugrunde, sondern da zu erkennen scheint, wer sie ist, nämlich keine alte Frau. Es wirkt also so, als würde es in dieser Beziehung weder Alter noch Aussehen geben. Schließlich ist Hauru als Hexer schon alt und schön zugleich, während Sophie als Mensch eigentlich noch sehr jung ist und sich nie als besonders schön betrachtet hat.

Sie sind also ziemlich gegensätzlich. Und genau daran wachsen sie letztendlich. Hauru kann Sophie das Gefühl geben, etwas besonderes und schönes zu sein. Und Sophie kann Hauru klarmachen, dass auch er nicht schön sein muss, um von ihr geliebt zu werden. Sie schauen sich also schlußendlich beide in die Seele. Und das sorgt zum Schluss auch dafür, dass sie ein Pärchen bilden.

Das Thema Schönheit und Alter in einer romantischen Beziehung ist heutzutage immer noch ein umstrittenes Thema. Es gibt haufenweise Paare mit großem Altersunterschied, oder die Komponenten sind äußerst unterschiedlich. Aber es muss noch da was geben, das dafür sorgt, dass diese Liebe funktioniert.
Und ich finde, genau das zeigt der Film "Das wandelnde Schloss" sehr gut.

Fazit: bei diesem Film handelt es sich natürlich um Gesellschaftskritik. Viele Themen lassen sich in der heutigen Welt wiederfinden und nachvollziehen. Das macht diesen Film auch so wertvoll. Dadurch fallen die Liebe und der Krieg auch in die Kategorien der Themen, die in dem Film thematisiert werden. Äußerst sehenswert und lustig!

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⏰ Last updated: Jul 29, 2021 ⏰

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D. C.s Diskussion über Filme & SerienWhere stories live. Discover now