Time heals

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POV Hoseok

Schluckend starrte ich auf das Handy in meinen leicht schwitzigen Händen. Sollte ich es wirklich durchziehen? Einfach anrufen?

Das Gerät wurde von Sekunde zu Sekunde immer schwerer, je länger ich auf den Namen der Person starrte, die ich in meinem Telefonbuch eingespeichert hatte.

Was wenn er nicht ranging? Oder einfach auflegte, nachdem er merkte, wer an der anderen Leitung war? Ich hatte sowohl das Eine, als auch das Andere mehr als verdient, das war mir bewusst, aber wehtun würde es trotzdem.

Waren wir nicht einmal eine Familie gewesen?

Tief Luft holend drückte ich auf den grünen Anrufknopf und hielt mir schnell mein Handy ans Ohr. Dass ich dabei vor lauter Nervosität die Luft anhielt, war mir gar nicht einmal so richtig bewusst.

Kurz wählte mein Telefon und nach einer Weile warten, die sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlte, erklang an der anderen Leitung eine mir sehr bekannte Stimme, die ich schmerzlich vermisst hatte.

„Hoseok...?"

Schluckend schloss ich kurz meine Augen um mich zu sammeln.

„Ja... Hey Jimin... Ähm... Lange nicht gehört..."

Ein humorloses Lachen war die Antwort auf meine äußerst geistreiche Aussage.

„Ja... Ich denke über fünf Jahre kann man wohl als lang beschreiben..."

Leise seufzte ich auf und leckte mir fahrig über meine trockenen Lippen. Er war sauer... Natürlich war er das und ich verstand es komplett. Wieso auch hatte ich mich nicht mehr bei meinen besten Freunden gemeldet und mich so sehr in meine Karriere gestürzt? Erst durch Jae war mir so richtig bewusst geworden, was ich da eigentlich weggeworfen hatte, als wir über meine Familie in LA gesprochen hatten und ich bereute das alles zutiefst.

„Fuck Jimin ich... Es tut mir so schrecklich leid... Mir ist das ganze Solo-Ding einfach zu Kopf gestiegen und ich hab viel zu spät gemerkt, was ich dafür eigentlich geopfert habe..."

Kurz herrschte Stille auf der anderen Seite, ehe nun der Jüngere seinerseits frustriert aufseufzte.

„Die Sache ist... ich bin dir nicht mal böse... Naja zumindest nicht wirklich. Ich versteh doch absolut wie das Idol-Leben läuft. Aber, dass du dich gar nicht mehr meldest, war dann schon ziemlich hart. Besonders Jae hat das stark getroffen..."

Jae... Wie konnte ich nur so egoistisch gewesen sein, meinem kleinen Patensohn so etwas anzutun? Ihn einfach aus meinem Leben streichen? Wenn das einer am wenigsten verdient hatte, dann er. Gerade der Kleine brauchte doch Bezugspersonen, auf die er sich verlassen konnte, abgesehen von seinen Eltern, und ich, sein, laut Jimin größtes Vorbild, hatte ihn enttäuscht. Wie alt war er mittlerweile nochmal? Zwölf?

„Jimin ich weiß eine Entschuldigung ist lange nicht genug, aber ich bereue das alles, wie es gelaufen ist zutiefst. Wie geht's dem Krümel denn?"

„Soweit eigentlich ganz gut. Er hat mittlerweile seinen Führerschein und ist trotz seiner Einschränkung mit Abstand der Beste in seiner Gruppe in der Tanzschule."

Das stolze Lächeln, was auf Chims Lippen lag, konnte ich bis hierher hören und auch ich war verdammt stolz auf meinen Patensohn. Er hatte es nie leicht gehabt. Schon als Kleinkind mussten Jimin und Bogum stark auf ihn achten und auch die Tabletten, die der Kleine täglich zu sich nehmen musste, waren von Anfang an ein Hindernis in seinem Leben gewesen. Dass er trotz dessen fitter geworden war und nun wirklich seiner Leidenschaft dem Tanzen nachging, ließ mein Herz aufblühen. Krümel hatte es verdient, glücklich zu sein. Doch etwas anderes an Jimins Aussage, hatte meine Aufmerksamkeit erregt.

Against TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt