26. Stagnation

636 63 9
                                    

Rinnigill, 08. Mai

„Na dann", begann Zarya und nahm zackig vor Ian Platz. Erwartungsvoll schlug sie die Beine übereinander. „Du weißt, was ich möchte. Ich brauche Antworten, sonst können dich auch Hughs positive Einschätzungen nicht mehr retten."

Hughs, der hinter der kleinen Dame mit hineingetreten war, nahm sich ein wenig Zeit und reichte dem Argentinier einen Computer. Die Handhabung des Geräts war Ian bereits aus den Gesprächen mit dem Kommandanten bekannt. Er nahm den Monitor entgegen und tippte sogleich seine Antwort.

Ich bin nicht derjenige, der die Bomben gelegt oder gezündet hat. Ich habe mit der Sache nichts zu tun, sprach die mechanische Stimme aus dem Lautsprecher und hallte in dem kleinen Raum wider.

Zarya unterdrückte ein Augenrollen und wollte schon zurückfeuern - doch sie hielt inne, als sie den Mann mit den weißen Haaren weiterhin tippen sah. Es dauerte mehrere Sekunden, dann folgte eine zweite Antwort.

Ich habe eine Vermutung, wer für die Explosionen verantwortlich war. Ich hatte kurz davor im Stave-Hill-Park einen Zusammenstoß mit Dante, einer Culebra vom südamerikanischen Militär.

„Dante? Diesen Namen habe ich noch nie gehört", entgegnete Zarya.

Dann sagt Ihnen der Name el Diablo vielleicht etwas. Das ist sein Codename.

Da schien sie ihn schon ernster nehmen. Ihre Lippen zogen sich zu einer strengen Linie zusammen.

El Diablo hast du gesagt?", raunte sie und besah ihn mit plötzlich todernstem Blick. „Und was wollte er von dir?"

Mich erledigen. Beseitigen. Es war ein Auftrag von Gouverneur Garía, der über die Culebras befielt.

„Kam die Stichwunde aus einer Konfrontation mit el Diablo?", bohrte Zarya weiter nach.

Nein. Dante hat mich in einen Hinterhalt geführt. Im Park hat er mir die Nachricht überbracht, dass er eine Überraschung für mich hat und im nächsten Moment war er verschwunden. Ich habe Panik bekommen und habe Dave kontaktiert, ob er noch im Hauptquartier ist und ihm gesagt, dass er dortbleiben soll. Ich war nicht sicher, wie viel Dante schon wusste und wollte ihn in Sicherheit haben. Die Nachrichten sind auf meinem KOM, die können sie nachprüfen.

Seine Gesprächspartnerin gab ein hinnehmendes Murmeln von sich. „Leider wurde ihr Kommunikationsgerät in der Explosion zerstört."

„Aber wir können die Nachrichten auf Mister Warners KOM überprüfen. Immerhin hat er die Nachricht erhalten", ergänzte Hughs neben Zarya. Sie nickte und fuhr mit ihrer Befragung vor.

„Und woher kam dann die Wunde?"

Die Stichwunde kam von einem Fremden, den ich aber nicht identifizieren konnte. Er hat mich in der Underground vor dem Hauptquartier überrascht.

„War es ein Komplize von el Diablo?"

Weiß ich nicht. Ich konnte ihn nicht identifizieren, wiederholte Ian mit einem Schnaufen durch die Nase. Ich habe ihn niedergeschlagen und bin zum Haupteingang gelaufen. Kurze Zeit später ist die Imbissbude explodiert.

Zarya war mit jeder weiteren unbeantworteten Frage unzufriedener geworden. Hugs ergriff das Wort, bevor ihre Situation eskalieren konnte.

„Wie haben sie dich gefunden?"

Ich weiß es nicht und es ist mir bis jetzt ein Rätsel.

Pastellene Haare flogen nach vorne, als sich Zarya zu Ian hinüberlehnte. Wie eine Raubkatze fuhren ihre Fingernägel in die Tischoberfläche. Hughs Versuche, sie zu beruhigen, gingen unter wie ein Stein im Wasser.

Grenzgebiete Where stories live. Discover now