9. Ein Neuanfang

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London, 18. Februar

(Passagen in kursiver Schrift werden in spanischer Sprache gesprochen)

"Wir sind endlich zu einem Ergebnis gekommen."

Ian brauchte keine Übersetzung, um zu wissen, dass die Obrigkeiten endlich eine Entscheidung gefallen hatten. Allein die Präsenz von Hughs Arnold gab ihm genug Aufschluss über den Grund seines Besuches. Wobei er sich über die rare Bemannung wunderte, mit der der ältere Mann gekommen war. 

Trotz allem war der Tag eingetroffen. So sehr hatte Ian darauf hin gefiebert und andererseits gehofft, dass es nie soweit kommen würde. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Er würde den Beschluss des Rates so annehmen müssen. 

Ein wenig unbeholfen saß er in seinem Bett und starrte auf die zwei älteren Männer.

"Oh, entschuldige bitte... Dave?", meldete sich Hughs. "Wären Sie so freundlich für mich zu übersetzen? Ich glaube du bist fitter, als dein Vater. " 

Er sah den jungen Arzt neben ihm nicken, der kurz darauf die Worte übersetzte. Ian merkte, wie Muskeln sich aus Nervosität versteiften und seine Handflächen zu schwitzen begannen. Doch den Fakt, dass er dieses Mal nicht allein auf einer Seite stand, beruhigte ihn. Er hatte Daves Zuversicht und das war ihm mehr wert als alles andere. 

"Leider hat es länger gedauert als erwartet, aber der Senat ist endlich zu einem Beschluss gekommen. Wir haben die Koordinaten und Daten, die Sie uns zur Verfügung gestellt haben, überprüft. Sie stimmen fast alle überein und wir sind in der Lage, die Datenübertragung und Kommunikation der südamerikanischen Seite zu überwachen und abzufangen." 

Er machte eine kurze Pause, um die Worte einsickern zu lassen und um Dave die Chance zu geben, mit seiner Übersetzung aufzuholen. 

"Folgend gab es ein paar Unstimmigkeiten, wie wir weiter fortfahren wollen. Ich möchte ehrlich sein: Es gib viele hier im Headquarter, die Ihnen nicht wohlgesonnen und zu Recht misstrauisch sind. Wir haben sehr unter dem SA-Militär und den Culebras gelitten. Ich möchte nicht abstreiten, dass dies auf Ihrer Seite nicht anders war. Ich habe mir also zusätzlich ein paar zweite Meinungen eingeholt. Ihr Betreuungspersonal war so freundlich, mir zu erzählen, wie es mit Ihnen ergangen ist." 

Ein wenig unsicher über diese Nachricht wandte sich Ian dem Braunhaarigen neben ihm zu. Er wusste, dass Dave keine Wahl hatte und seine Meinung ihm in diesem Fall weiterhelfen konnte. Trotzdem versuchte er die aufsteigende Unsicherheit zu unterdrücken. Er wusste, was Dave von ihm hielt. Aber Tessa? Simon? Lennard? Das ganze restliche Sicherheitspersonal?
Doch sein Nachbar gab ihm den gleichen aufmunternden Blick. Er spendete ein wenig Trost. 

"Mit diesen Einschätzungen konnten wir dem Rat etwas zur Begründung vorlegen. Es hat einiges an Überzeugungsarbeit benötigt, aber ich habe sie zu einem Deal überreden können." 

Der rothaarige Kommandant hörte die Übersetzung von Dave und beobachtete aufmerksam das Gesicht des Argentiniers. Doch der zeigte keine Regung. Er nahm es als Zeichen fortzufahren. 

"Der Deal beinhaltet zwei Möglichkeiten für Sie. Die erste Möglichkeit ist, Sie mindestens ein bis zwei Monate hier im Hauptquartier unter Beobachtung stellen zu lassen. Wir müssen sichergehen, dass Sie für unsere Regierung, unser Militär und unsere Bürger keine Bedrohung mehr darstellen." 

Zu Hughs Überraschung griff der Weißhaarige zu einem kleinen Block und schrieb darauf. Die Notiz hielt er erst ihm hin, bevor er sich an Dave wandte und ihm die Aufforderung zum Übersetzen gab. 

"Äh... Ian fragt, wie das aussehen soll", las Lennards Sohn vom Papier ab. 

"Eine berechtigte Frage. Wir haben uns folgendes Konzept überlegt: Während der Observierungszeit erhalten sie eine eingeschränkte Aufenthaltserlaubnis im Headquarter. Sie bekommen eine Unterkunft in einer der Mitarbeiterapartments, das wir ein wenig... renoviert und den Umständen entsprechend angepasst haben.
Sie können sich in bestimmten Arealen des Hauptquartieres bewegen. Die Cafeteria, die Bücherei, die Aufenthaltsräume oder der Innenhof sind ein paar dieser Bereiche. Andererseits gibt es auch Zonen, zu denen sie keinen Zugang haben, wie dem Sicherheitssektor."

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