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Als sie aufstand und zur Küche lief, sah sie, dass Decke und Kissen ordentlich zusammengefaltet auf dem Sofa lagen. Daraus schlussfolgerte sie, dass ihr unbekannter Besucher gegangen sei...
Zu ihrer Überraschung, betrübte sie sein Verschwinden ein wenig.

Sie hatte ihren Arztkittel bereits angezogen und stand so in der Küche, um Pfannkuchen zu machen. Doch da sie schon immer mit eine besonderen Grazie gesegnet war, zerfiel so gut wie jeder Pfannkuchen. Dann verbrannte sie sich noch an der heißen Pfanne, schwor sich wieder einmal in Zukunft das kochen zu boykottieren und lieber zu hungern, statt sich nochmal an den Herd zu stellen. Wie letztes mal wird sie spätestens heut Abend wieder vorm Herd stehen und genau das Gleiche denken.

Nachdem sie gemerkt hatte, dass sie schon ziemlich spät dran war, schob sie sich schnell einen kaputten Pfannkuchen in den Mund und schlüpfte auf dem Weg zur Tür in ihre Jacke.

Sie hielt inne. Sie sah, dass der Unbekannte nicht gegangen war. Er stand vor einem der großen Fenster und starrte in den Sonnenaufgang.
Auch wenn sie nicht wusste warum, war sie sogar erleichtert, dass er nicht gegangen war. Sie musste lächeln.

"Ich habe frü..."

Setzte sie an, doch Er drehte sich blitzschnell um und drückte sie an die Wand hinter ihr. Den Metallarm eng um ihre Kehle geschlossen. Sie sah ihn leicht geschockt an. Auch er schien überrascht. Er hatte sich erschreckt und instinktiv nach dem gehandelt, wie es ihm antrainiert wurde. Er starrte sie noch einen Moment mit weit geöffneten Augen an, bis sie ihm ein Zeichen gab, dass sie keine Luft bekam.
Er öffnete seine Finger und sah beschämt auf den Boden. Das hatte er nicht gewollt.
Sie rieb sich den Hals und setzte erneut an:

"Ich habe frühstück gemacht...Steht in der Küche...Ich bin heut nachmittag wieder da."

Mit diesen Worten schlich sie an ihm vorbei und verließ das Haus.

Er konnte ihr währenddessen nicht in die Augen sehen. Er wischte sich über den Mund und atmete einmal tief durch. Dann ging er langsam in die Küche. Er schämte sich so sehr, dass er sie angegriffen hatte, dass er ihr Essen nicht annehmen wollte, doch er war zu hungrig. Mit starrem Blick sah er auf den Pfannkuchenhaufen, der auf dem Teller vor ihm lagen.

Er überlegte wie lange er schon keine Pfannkuchen mehr hatte, oder ob er überhaupt jemals Pfannkuchen hatte.
Er wusste, dass er den Geschmack von Pfannkuchen kannte, aber nicht dass er sie jemals gegessen hatte. Er konnte sich generell an nur wenig erinnern, was er jemals getan hatte. Eher gesagt, konnte er sich kaum an die Zeit vor seiner Manipulation erinnern.

Blick hinter die dunkle Seite  (Winter Soldier ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt