Überraschung

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Levis POV

Das Licht seiner Taschenlampe eilte ihm vorraus. Es wanderte an verklinkerten Wänden entlang, die feucht schimmerten und verlor sich vor ihm, in eine scheinbar endlose Finsternis. Patschend lief er durch niedrige Pfützen, jeder seiner Schritte in den leeren Raum verhallend.

Er hielt seine Hand ins Licht. Die Blasen waren einem rosanem Streifen auf seiner Handinnenfläche gewichen. Levi schüttelte den Kopf, dieser Streifen war kein Zentimeter breit. Wie absurd es doch war, dass nicht mehr Haut der Sonne ausgesetzt sein musste, um ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Diese frische Haut, noch ganz weich und rosig, lenkte davon ab, dass die Sonne dort seine Haut Blasen schlugen ließ. Dass er schrie, als dort sein Körperteil langsam verbrannte, war jetzt kaum noch vorstellbar.

Beim Anblick seiner Hand, sah er wieder Erens Augen vor sich, wie ihr irres Funkeln ihn taxierten, während sich sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Fratze verzog. Glasklar spielte sich diese Szene in seinem Kopf ab:

Zwei mintgrüne Monde starrten ihn an. Herzschläge wummerten. Gestank nach Hund und verbranntem Fleisch verdickte die Luft. Seine Finger krümmten sich. Er wehrte sich, doch die Sonne auf seiner Haut, zog die Kraft aus seinem Körper.

,LASS MICH LOS!', hörte er sich selber schreien. Plötzlich sickerte ein goldener Farbkleks durch Erens Augen. Eine Welle aus Panik brach über Levi ein und dann...

Und dann habe ich ihn gebissen..

Ganz genau fühlte er noch, wie seine Zähne Erens warmes weiches Fleisch berührten und dann wiederstandslos hindurchglitten. Genau schmeckte er das warme Lebenselixier auf seiner Zunge.

Levi verharrte kurz und schloss seine Augen:

"Warum hast du nicht einfach losgelassen, Dummkopf", ärgerte er sich. Wenn dieser Trottel einfach losgelassen hätte, dann würden sie nicht in dieser Scheiße stecken. Denn Wenn er zum Vampir werden würde...

Nein, das passiert nicht!, unterbrach er seinen Gedankengang. Das durfte nicht passieren, Punkt.

Seine Kehle wurde beklemmend trocken. Andere Bilder drängten sich ihm auf. Sie kamen aus ihren dunklen Ecken gekrochen, wohin Levi sie vor über Siebzig Jahren verbannte.

Als wäre es gestern gewesen, hatte er den verräterischen Geruch von Eisen in der Nase. Sacht fiel das Mondlicht durch das offene Fenster und hüllte alles in einen silbrigen Schleier. Der zierliche Körper in seinen Armen wimmerte. Behutsam legte er ihre Haare beiseite und machte die frische Wunde am Hals frei, in der sich ihre roten Locken verklebten. Angestrengt verzogen sich ihre roten Lippen, unter den Liedern tanzten ihre Augäpfel wild hin und her. Doch dann, ganz plötzlich entspannten sich ihre Gesichtszüge. Sie waren so schön friedlich, wenn sie tot waren...
Bevor er ihn hörte, roch er seinen fauligen Atem. Dreckig lachte er sein raues Lachen:

"Gut gemacht, Kleiner".

Vehement schüttelte Levi den Kopf: "Schluss jetzt!", zischte er seine Gedanken an. Übertrieben fokussierte er sich, auf den glitschigen Steinboden vor ihm, in der Hoffnung, diesen Erinnerungen dadurch keinen Raum zugeben.

Das ist vorbei. Ich bin ein Anderer. Er hat keine Macht mehr über mich...,
wiederholte er immer und immer wieder. Das war vorbei. Was geschehen ist, ist geschehen und hat nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun.

Das Taschenlampenlicht flackerte. Abwechselnd ploppten die modrigen Tunnelwände auf und wurden dann wieder von Dunkelheit verschlungen. Angenervt verpasste er der Lampe einen Schlag. Gottseidank stabilisierte sich das Licht wieder. Eigentlich waren seine Augen perfekt an die Dunkelheit angepasst. Formen verschwammen für ihn nicht zu einem grauen Brei, sondern blieben gestochen scharf. Perfekt für die nächtliche Jagd. Leider hatte ihm die Sonne übler zugespielt, als er erwartet hätte, weshlab er, wie ein gewöhnlicher Sterblicher, mit einer Taschenlampe durch den Tunnel irrte.

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⏰ Last updated: Apr 30, 2021 ⏰

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Bitten Werewolf (AOT-Fanfiction Ereri)Where stories live. Discover now