Keiner von uns

116 10 2
                                    

Erens POV

‚Das bedeutet, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass du dich bei Vollmond nicht in einen Werwolf verwandelst, sondern endgültig in einen Vampir‘, hallte es unablässig durch Erens Kopf.

„Aber, ich…“, wollte er ansetzen, doch schloss den Mund wieder. Er starrte die beiden Vampire nur an. Angespannt hielt er die Luft an und wartete darauf, dass Hanji los lachte oder Levi losprustete, um ihm dann zu erklären, dass sie ihn nur verarscht hätten, dass das alles nur ein Scherz sei, um Jean zu rächen.

Diese Vorstellung  war totaler Unsinn. Das wusste er. Eren traute sich keine Sekunde, an dieser Wunschvorstellung festzuhalten, denn in dem ernsten Blick von Hanji und Levi, gab es keinen Raum für Mehrdeutigkeit oder schlechte Scherze. Sie meinten das todernst.

‚…sondern endgültig in einen Vampir'

Mit zittrigen Fingern fuhr er seinen Verband nach: „Nein", hauchte er.

‚…in einen Vampir', heftig stieß er die Luft aus, die er so lange angehalten hatte. Sein Magen flatterte, als balanciere er auf einem Dachvorsprung eines Hochhauses, nur einen halben Zentimeter davon entfernt, in den Tod zu stürzen.                                                                                                                          
In seinem Kopf blitzte seine Mutter auf, die ihn aus mintgrünen Augen, die seinen so ähnlich waren, liebevoll ansah. Er sah die große schlanke Gestalt seines Vaters und Mikasas Gesicht, das ihm so vertraut war, wie sein eigenes. Dieser Biss änderte alles. Nicht nur auf seinem Arm hatte er einen Graben geschlagen, sondern auch zwischen allem, was ihm lieb und teuer war.

‚…VAMPIR!‘, Die feuchten Backsteinwände um ihn herum waren auf einmal bedrohlich nahe, der Raum viel zu eng, die Luft zu dünn.

Er hyperventilierte. Levi schritt auf ihn zu. Eren fauchte ihn an: „GEH WEG!“

Beschwichtigend hob Levi die Hände: „Bleib ruhig, Panik hilft dir nicht".

Eren sprang von der Liege runter. Wackelig kam er zum Stehen. Sein Atem ging stoßweise. Zähnefletschend ging er auf ihn zu. Dieses Mal war es Levi, der einen Schritt zurückwich.

„Das ist ALLES deine Schuld!“, sein rechter Arm bebte und die Bisswunde begann zu jucken.

„WEGEN DIR WERDE ICH ZUM VAMPIR!“

Entsetzt weiteten sich Levis Augen. Eren hechtete auf ihn zu. Mit aller Kraft holte er aus, doch bevor er ihn greifen konnte, packte Levi seinen Arm. Gewaltsam riss er ihn rum. Hart trat er in seine Kniekehlen. Eren stürzte zu Boden.
Die Arme auf den Rücken gedreht, vor der Liege kniend, hielt Levi seine Handgelenke eisern fest.

Laut rauschte Blut in Erens Ohren. Mit aller Kraft windete er sich: „Lass mich los!“.   
Es war zwecklos. Levi war zu stark und er zu schwach.

„So, du beruhigst dich jetzt mal", ruckartig zog Levi Eren zu sich heran: „Atme tief ein und aus", befahl er, und machte demonstrativ zwei tiefe Atemzüge vor. Kalt streifte sein Atem Erens Ohr, was ihn erschaudern und seinen Puls bis zum Hals schlugen ließ.

„Verdammt, beruhig dich! Man hört dein Herz durch den ganzen Raum", blaffte Levi ihn an.

„Sei nicht so grob zu ihm", mahnte Hanji, was Levi nur mit einem abfälligem „Tzz", erwiderte.

Irgendwo hinten im Raum knarrte eine Schranktür und Gläser klirrten gegeneinander. Sie kramte nach etwas, ging danach zu Eren, wo sie sich vor ihm niederkniete:

„Ich habe da etwas“, in ihrer Hand hielt sie ein Gläschen, in dem sich bis zur Hälfte kleine runde Tabletten befanden.

„Mach den Mund auf, das beruhigt dich", sagte sie, nahm eine Tablette heraus und hielt sie vor sein Gesicht. Doch die Lippen fest aufeinandergepresst, wandte er den Kopf ab. Ob so zu reagieren klug war?                               
Wahrscheinlich nicht, aber das Zeug war ihm nicht geheuer.

Bitten Werewolf (AOT-Fanfiction Ereri)Onde histórias criam vida. Descubra agora