Kapitel 4

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Mir stiegen Tränen in die Augen und ich ging etwas schneller als er. John verstand mich, und ich fühlte mich so wohl in seinem Laden. Ich ließ mir meinen Rückzugsort nicht einfach von diesem Flynn zerstören. Er kann noch so nett sein, aber es wird wohl einen Grund haben, dass John ihn nie erwähnt hat. „Alice, was ist denn los?" Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken und wischte sie etwas mit meinem Pulliärmel weg. „Ich kenne diese Adresse.", sagte ich unsicher. Ich erzählte ihm von dem CD-Geschäft und dass ich es renovieren durfte. Ich erzählte ihm von John und dass ich vermutlich meine ganze Freizeit in dem Laden verbrache- bis jetzt. „Hey, hör auf zu weinen. Es tut mir echt leid, dass ich dir John und so jetzt wegnehme. Aber ich kann es nicht ändern. Und du wohl auch nicht. Ich schätze das ist jetzt unser Schicksal" Ich ließ mir ganz sicher nicht von ihm sagen was mein Schicksal ist. Aber irgendwo in mir drin wusste ich natürlich, dass er Recht hatte. „Außerdem dachte ich du magst mich." Er sagte es so leise, dass ich es vermutlich nicht hätte hören sollen.

Schlechtes Gewissen kam über mich hoch und wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. „Es tut mir leid", sagten wir plötzlich gleichzeitig. „Für was entschuldigst du dich denn?", fragte ich verwirrt. „Naja ich will dir John und sein Geschäft ja nicht wegnehmen." Ich hielt ihm meine Hand vor die Nase und fragte „Ist alles wieder gut?" Er nahm den Handschlag entgegen und lächelte mich aufmunternd an. „Wir sind sowieso schon da.", erklärte ich ihm. Der Laden sah noch genauso aus wie am Morgen, stellte ich erschrocken fest. Auch Flynn sah nicht sonderlich begeistert aus. Wir gingen gemeinsam zur Türe. „Willkommen in deinem neuen Zuhause!", sagte ich euphorisch. Flynn wurde etwas aufgeregt als ich die Klinke hinunterdrückte. Aber- es passierte schon wieder. Abgeschlossen.

Eine Weile standen wir noch ratlos herum. Aber irgendetwas mussten wir doch tun können. Ich ging nervös zum Hintereingang, während Flynn durch die Fenster linste. Aber wie ich es mir dachte, auch hinten war noch abgeschlossen. Ich hatte leider Johns Nummer nicht. Er war da sowieso altmodisch da er ein Festnetz Telefon hatte. Einmal sagte er zu mir, dass er immer für mich da wäre und ich jeder Zeit kommen könnte. Tja nur jetzt scheinbar nicht. Ich erkannte das Flynn vermutlich genauso nervös war wie ich. Immerhin hatte er jetzt kein zuhause. John war eigentlich immer zuhause, meistens brachte ich ihm Einkäufe und er gab mir dann das Geld. Deswegen wunderte ich mich umso mehr. Er besaß nicht mal ein Auto. Also sollte er weg sein müsste er mit dem Zug gefahren sein. Aber davor hätte er mir doch Bescheid gesagt, oder?

„Keine Sorge. Alles wird gut!", sprach ich Flynn zu. Er lächelte mich unsicher an und nickte dankbar. Aber ganz sicher war ich mir da eigentlich nicht. Wir haben schon überall geklopft und Schlüssel hatte ich keinen. Ich ging zu dem Haus gegenüber. Ich wusste zwar nicht wer da wohnt, aber vielleicht hatte dieser jemand ja John gesehen. Hoffnungsvoll klingelte ich und nach kurzem Warten blickte mir eine Frau mittleren Alters entgegen. „Wissen Sie vielleicht wo John von dem Haus gegenüber ist?", wollte ich von ihr wissen. „Ich beobachte meine Nachbarn nicht und Johnathan schon garnicht!", fauchte sie mich an. Wow, der nächste Schlag ins Gesicht. Und das an einem Tag. Irgendjemand muss es ja schaffen.

Ich wusste nicht das Johns richtiger Name Johnathan war.

AliceWhere stories live. Discover now