Kapitel 8

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„Alice? Du kannst schon kommen." Ich ging wieder in mein Zimmer und fand Flynn mit seiner Sporttasche am Boden sitzend. „Was ist denn los?", fragte ich verwirrt. „In dieser Tasche ist Kleidung von mir, als ich sie angezogen habe, habe ich diesen Schlüssel gefunden." Ich kniete mich zu ihm und betrachte den Schlüssel genauer und sah, dass etwas eingraviert war. Leider konnte ich es beim besten Willen nicht entziffern. Er nahm sein Handy und machte ein Foto. Nach einer Weile stellte er die Auflösung höher, sodass wir „JOHN" lesen konnten. Gleichzeitig sahen wir uns geschockt an. „Woher hast du den denn?" „Ich weiß nicht, er war auf einfach hier drin.", antwortete er verdutzt.

„Können wir jetzt zu John gehen?", fragte er mich nervös. Ich deutete zur Tür, in der man meinen Vater einem Dutzend Pancakes vorbei gehen sah. Er lächelte und sprang auf. Wir machten ein Wettrennen in die Küche, wo es schon himmlisch nach Essen duftete. Er schnappte mir vor meiner Nase den Platz weg. Ich setzte mich neben ihn und schmollte gespielt. Mein Vater schmunzelte und übergoss die Pancakes mit Ahornsirup, bevor er sie uns servierte. Dad und Flynn schienen sich gut zu verstehen. Wenigstens stellte er keine peinlichen Fragen und akzeptierte wohl einfach, dass ich ihn zu uns eingeladen hatte.

Nach dem Essen war ich so satt und glücklich wie schon lange nichtmehr. Flynn und ich spülten noch schnell das Geschirr und machten uns dann auf den Weg. Ich hatte meinem Vater nichts von dem Verschwinden erzählt, ich sagte einfach wir gingen zu John. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, aber er würde sich nur Sorgen und mich nicht gehen lassen. Flynn hielt den Schlüssel fest umklammert in seiner Hand und schaute nach vorn. Ich konnte die Umrisse des Ladens schon erkennen und ging mittlerweile so schnell, dass ich Seitenstechen bekam. Ich verlangsamte mein Tempo und versuchte dabei Flynn mitzuteilen, dass wir nicht rennen mussten. Er drehte sich zu mir und sah mich verständnisvoll an. „Sorry, ich bin nur so aufgeregt.", sagte Flynn wahrheitsgemäß. Er blieb kurz stehen, sodass ich etwas aufholen konnte und wir gingen gemeinsam weiter. Je näher wir dem Laden kamen, desto nervöser wurde ich.

Bei der Tür angekommen steckte Flynn den Schlüssel hinein. Angespannt schaute ich dabei zu wie sich die Türe knarzend öffnete. Flynn stellte Blickkontakt mit mir her und sah mich fragend an. Durch ein Nicken erlaubte ich ihm hinein zu gehen. Ich folgte ihm und sah mich in dem Laden um. Ohne Licht und den immer fröhlichen John wirkte es ganz anders, leblos. Ich schaltete die Lampen ein und sofort strahlte das Geschäft wieder etwas. Auch Flynn wirkte etwas entspannter und lobte mich für meine Einrichtungskünste. Während Flynn sich alles ansah, rief ich ein paar Mal Johns Namen, jedoch ohne Antwort.

„Flynn, wir müssen so lange suchen bis wir etwas gefunden haben.", sagte ich ihm schon total übermüdet. Er schaute abwesend aus dem Fenster und fragte mich, ob wir nicht lieber hier übernachten wollen. „Es ist mittlerweile schon 19 Uhr und draußen schüttet es in Strömen. Er hatte wohl genug Argumente. Ich schrieb meinem Vater schnell eine WhatsApp, dass wir vermutlich die Nacht hier verbringen würden.

AliceWhere stories live. Discover now