Kapitel 3

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Als ich endlich in der Klasse war, kam meine Lehrerin knapp nach mir hinein. Ich saß allein in einer Reihe, hat sich wohl so ergeben. „Ich habe gute Neuigkeiten! Heute kommt jemand Neues zu uns in die Klasse" Ich war richtig aufgeregt, ich konnte nur hoffen, dass meine neue beste Freundin jetzt reinkam.

„Hey, ich bin Flynn", hörte ich nur. Und alle meine Träume zerplatzten. Seufzend packte ich mein Federpennal aus und stellte es auf den Tisch. Ich wollte ihn nicht mal ansehen. Alles was ich wollte war eine beste Freundin. Er setzte sich neben mich, da es der einzige noch freie Platz war. Ich konnte spüren, wie ich rot wurde. Die ganze Klasse schien uns anzustarren. Ich ging davon aus, dass er schüchtern war, er redete den ganzen Tag nicht mit mir. Aber ich würde ganz bestimmt kein Gespräch anfangen. Das ist schließlich seine Aufg- „Hallo??", hörte ich es neben mir. „Ähm was?", sagte ich verlegen. Ich schaute ihn an und wurde verzaubert. Ich meine nicht, ok ja er sieht schon echt gut aus. Aber darauf kommt es nun auch nicht an. „Ob ich den Kleber haben kann?" „Oh, ja klar", meinte ich und drückte ihm die Tube in die Hand, erst da bemerkte ich, dass mein Vater mir seit dem Kindergarten nur peinliche Schulsachen kaufte. Ich meine, wer hat heute noch pinken Glitzerkleber. Er lächelte und klebte die neuen Arbeitsblätter in sein Heft.

In der Pause versuchte ich ein Gespräch mit ihm anzufangen. „Und? Wieso bist du in die Schule gewechselt?", fragte ich. Er wirkte etwas bedrückt und sah zu Boden „Meine Eltern sind vor Kurzem verstorben, ich soll jetzt bei meinem Onkel wohnen." „Das tut mir so leid, ich wollte nicht-" „Ist schon ok, ich kann es nicht ändern,", sagte er mit etwas beruhigendem in der Stimme, wie John immer. „Du kannst übrigens immer meinen Kleber ausborgen." Er musste lachen und holte sein Pausenbrot aus seinem Rucksack. Er schien ja doch ganz nett zu sein. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie es wäre einen Jungen als besten Freund zu haben. „Wie heißt du eigentlich? Meinen Namen kennst du ja schon." „Oh tut mir leid, mein Name ist Alice.", sagte ich etwas beschämt. Wie konnte ich nur vergessen ihm das zu sagen? „Kommst du auch aus dem Wunderland?", fragte er und grinste. Oh Gott, war das ernsthaft sein Sinn für Humor? Vielleicht passten wir doch nicht so gut zusammen. „Nein aus einem Einfamilienhaus.", sagte ich stumpf und war froh als es zur nächsten Stunde klingelte.

Der restliche Schultag verlief ganz normal. Wir unterhielten uns ein bisschen und ich bekam seine Nummer. Um ihn zur Klassengruppe hinzuzufügen natürlich. Ich beschloss bevor ich nachhause ging, noch einen Abstecher zu Johns Laden zu machen. Mein Vater würde es bestimmt nicht merken, da er an diesem Tag länger arbeiten musste. Als ich meine Kopfhörer wieder hineingeben wollte, bemerkte ich, dass er sich in genau dieselbe Richtung bewegte. „Wo musst du denn hin?", fragte ich ihn. Er kramte in seiner Schultasche, bis er einen Zettel fand. „Hier steht die Adresse, aber mir wurde die Richtung schon beschrieben.", sagte er. „Kann ich mal sehen?" Er drückte mir nach kurzem Zögern die Notiz in die Hand. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Das durfte nicht wahr sein. „Was ist denn?", fragte er mich. Klar, eigentlich sollte ich mich freuen, aber ich konnte nicht.

Es war Johns Adresse.

AliceWhere stories live. Discover now