Kapitel 1

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Heute war ausnahmsweise ein schöner Tag, ich hatte das ganze Regenwetter schon satt. Seufzend öffnete ich die Tür von dem Laden „John's Sounds", ich kannte das Geschäft schon in und auswendig. Der Geruch von Plastik und frisch gedruckten Büchern stieg mir in die Nase, ich liebte dieses Gefühl einfach. „Oh, hey Alice", begrüßte mich John freundlich. Mein Besuch war scheinbar keine Überraschung, da ich gefühlt jede Woche hier war. Schallplatten und CDs zu sammeln war wohl meine Leidenschaft, immer wenn ich etwas Taschengeld dazu verdiente, konnte ich nicht anders, als es dafür auszugeben. Ich musste lächeln als ich mich umsah.

John hatte mir erlaubt den Laden etwas umzugestalten. Nach der Aussage habe ich meinen Amazon Warenkorb gesprengt. Aber es hatte sich gelohnt, an der Decke hing Fake-Efeu und ich hatte ein paar runde Spiegel bestellt. Es war so wunderschön ästhetisch. Ich machte ein paar Fotos, um sie später auf Pinterest hochzuladen. Ich liebte es Zeit hier zu verbringen, meine Augen schweiften schon zu dem neuen Sale-Bereich.

Ungläubig starrte ich auf ein pastell-türkise Schallplatte, sie hatte genau dieselbe Farbe wie mein Zimmer. „Wow, woher ist die denn?" fragte ich ungläubig und rannte zur Kassa. Lächelnd zog John sie über das Kassenband und verriet mir, dass er manchmal nur für mich bestellte und die CDs dann im Laden versteckte. Ich musste schmunzeln und rannte glücklich wieder aus dem Geschäft. John kannte mich einfach, ich würde uns schon als gute Freunde bezeichnen, und dass obwohl er wohl viel älter war als ich.

Im Takt nickend saß ich später dann auch am Esstisch. Ich hatte Kopfhörer im Ohr und aß meine Käsemakkaroni. Tja mein Vater würde jetzt wohl durchdrehen, er ist mehr so der ordentliche Typ. Und Käsemakkaroni beschreiben meinen Lifestyle wohl doch sehr deutlich. Ich liebte diese kleinen Momente einfach, ungesundes Essen und meine Lieblingslieder. Ich spürte den kühlen Herbstwind, der durch das kleine Küchenfenster kam, angenehm in meinem Gesicht. Mein Blick fiel auf die goldene Uhr, die bei uns in der Küche hing. Mittlerweile war es schon 19 Uhr.

Ich aß schnell auf und ging in mein Zimmer. Ein Gefühl von Geborgenheit umhüllte mich. Wir hatten den Raum erst vor einem Jahr gestrichen. Die Wände waren pastell-türkis und Weiß. Ich nahm meine neue Schallplatte aus der Verpackung und stellte sie auf eine Bilderleiste, sie passte wirklich perfekt hierhin. Ich hatte das zweitgrößte Zimmer unseres Hauses, in der Ecke unter der Platte stand mein Gästesofa. Auch die Farben der Polster waren perfekt aufeinander abgestimmt. Ich hatte das Zimmer von meinen Eltern zum Geburtstag bekommen. Seit mein Vater und ich nurmehr zu zweit waren, hatte sich ziemlich viel verändert. Ich hatte eine Wand mit Polaroids und Bildern vollgeklebt. Gedankenverloren starrte ich auf das in der Mitte. #family hatte mein Vater mit Permanent Marker daruntergeschrieben. Mit 14 war ich mit meinen Eltern in Disneyland, ich erinnerte mich gerne daran zurück. Auf einer anderen Polaroid waren wir vor dem Eiffelturm zu sehen. All diese Bilder zu sehen tat weh, aber es machte mich glücklich. Denn bald würden wir wieder vereint sein.

Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Ich schaute meine Netflix Serie weiter, um meine Gedanken umzulenken. Nach einer Weile fiel ich dann in meinen dringend nötigen Schlaf.

AliceWhere stories live. Discover now