Fototapete

13 2 0
                                    


Abends warf Gregor sich auf seine schäbige Couch und warf bei dem Versuch seine Füße auf den Couchtisch abzulegen einigen leere Whiskyflaschen um.
Mit leerem Blick schaute er die leeren Flaschen an.
Erst lief ihm eine Träne über die Wangen, dann noch eine, ehe ein ganzer Wall aus ihm herausbrach.
Mit zittrigen fingern griff er zu einer Flasche, auf deren Boden noch ein trauriger Rest der wohltuenden braunen Flüssigkeit schwamm. Während ihm die Tränen über die Wangen liefen, versuchte er den Rest der Flüssigkeit aus der Flasche zu saugen. Er bekam gerade mal einen mickrigen Tropfen heraus. Wütend betrachte Gregor die leere Flasche, holte seinen Arm zu einem Wurf aus. Die Flacher zerbarst mit einem Ohrenbetäubenden Scheppern an der Wand. Scheiße, er brauchte unbedingt eine neuen Whiskey.Er zog sich seine Jacke an und taumelte nach draußen.
Plötzlich fand er sich in der Kneipe wieder. Wie in Watte gepackt hatte er mitbekommen, dass seine Beine ihn automatisch dahingetrieben hatten. Er blickte auf den (er wusste nicht das wievielte) Boden des Glas das vor ihm stand. Vielleicht half es ja, wenn er sich ablenkte?
Er blickte nach links, er blickte nach Rechts, doch nirgendwo sah er die erhoffte Prostituierte. Zerknirscht bestellte er sich das nächste Glas Whiskey.

—————————

Am frühen Morgen erwachte Gregor. Der Untergrund auf dem er mit seinem Bauch und seinem Gesicht lag war hart. Nicht wie sonst wohlig weich, auch wenn er zwischendurch die Federn in seiner Matratze spürte, doch heute Morgen spürte er nicht mal die. Der Untergrund unter ihm war durchgehend hart, hart und hölzern. Er kniff die Augen zusammen, nippte und versuchte seine bleischweren Augenlieder zu öffnen. Kniff sie nochmal zusammen, da es ihm nicht gelang sie zu öffnen, wieder gelang es ihm nicht. Er kniff seine Augenlieder wieder zusammen, endlich schaffte er das erste Augen zu öffnen. Er setzte sich auf, stützte seinen Kopf, da dieser ebenso schwer war wie seine Augen, mit der Hand auf den Tresen ab. Entsetzt und Erleichtert stellte er fest, dass er sich noch in der Bar befand und den Weg nicht nach Hause gefunden hatte. Erleichtert darüber, dass der nächste Whiskey nicht soweit weg war.
„Noch einen Whiskey",bestellte er lallenden bei der Barkeepernin hinter dem Tresen.
Ohne Fragen zu stellen oder etwas zu sagen, schüttete sie ihm das nächste Glas voll und stellte es vor ihm auf den Tisch. Zum Dank nickte er wortlos und trank es in einem Zug aus, warf Geld zum bezahlen auf den Tisch und verlies die Kneipe.

Gregor ging, besser gesagt torkelte zu sich nach Hause, es war ein Wunder, dass er den Heimweg gefunden hatte.
Zu Hause angekommen wankte er ins Band und übergab sich in einem Schwall in die Toilette. Es war ein Wunder, das nichts daneben gegangen war.
Er zog die Toilette ab und beobachtetet sein Spiegelbild. Fertig sah er aus, so sah er nicht nur aus, das war er auch. Während er sich betrachtete, rückte sein mitgenommenes Spiegelbild in den Hintergrund, die Buchstaben, die Sätze aus dem Märchen rückten in den Vordergrund.
....endlich konnte er sich nicht mehr anhalten, hob vom ersten Kessel ein klein bißchen den Deckel auf und guckte hinein....
Scheiße, ich habe es nicht weg gemacht oder irgendetwas besorgt um die Sätze zu entfernen, dachte er, da er wieder halbwegs klar denken konnte.
Verzweifelt versuchte er den nächste kläglichen Versuch die Sätze zu entfernen, indem er mit seinem Ärmel an ihnen rieb. Er rieb und rieb und rieb an de Buchstaben, doch diese verschmierten nicht mal. 
Verzweifelt gab er es auf. Es musste bis morgen warten. Er blickte auf seine Armbanduhr. Wenn er sich jetzt hinlegte, hatte er noch Zeit, für eine Stunde die Augen zu schließen.
Ruckartig blieb er, auf der Schwelle zum Schlafzimmer, stehen. Nachdem ersten Moment des Stoppens lief er in das Schlafzimmer und riß die Fotos von der Wand, die jetzt seine gräßliche Tapete verdeckte. Über und über hingen Fotos von dem Tatort, von seiner Fußmatte mit den Attrappen drauf, von seinem Spiegel mit den Sätzen des Märchens drauf und das aller schlimmste, es hangen Fotos an seiner Wand die er noch niemals gesehen hatte. Fotos wie jemand eine Hand abhakte. Fotos wie jemanden ein Auge ausgerissen wurde. Lauter solcher Fotos hingen an seiner Wand. Übelkeit wallte erneut in ihm auf, wo kamen diese Fotos nur her? Wie kamen diese Fotos an seine Wand? Und vor allem was hatte er damit zu tun?
Panisch riß er ein Foto nachdem anderen von der Wand. Warf diese in sein Waschbecken, zündete sie an und sah dabei zu wie sie verbrannten.
Anschließen übergab er sich ein zweites Mal an diesem Morgen in seine Toilette. Völlig fertig zitterte er am ganzen Köper. Am heutigen Morgen würde er definitive keinen Schlaf mehr finden. Er sprang unter die Dusche, drehte das Wasser volle Kanne auf Kalt und stellte sich darunter. Er begann lautstark zu Schluchzen und Heulen. Das konnte, doch alles nicht wahr sein. Dies glich einem Alptraum

Ein Tatort voller Märchen Where stories live. Discover now