Ben Beckman

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Ben blätterte gerade die Seite seines Romanes um, als jemand an der Scheibe direkt vor ihm klopfte. Direkt blickte Ben auf und blickte in das Gesicht des Mannes, denn er auf den Tod nicht ausstehen konnte. Shanks Red, CEO der Ruby Inc. Und das größte Arschloch, das er sich vorstellen kann.
Bereits reichlich genervt schob Ben die Scheibe seines kleinen Verschlages auf und rang sich ein Lächeln ab.
,,Guten Abend. Sie waren noch reichlich spät im Büro", begrüßte Ben seinen Arbeitgeber freundlich, auch wenn er am liebsten etwas anderes gesagt hätte.
,,Wie lange ich arbeite geht Sie überhaupt nichts an. Wo sind meine Schlüssel?", knurrte Shanks Ben beinahe schon an.
,,Da hat aber einer super Laune. Mein Tag war auch nicht gerade toll, aber lasse ich es deswegen an Unschuldigen aus?", dachte Ben sich, während er aus dem Schlüsselkasten Shanks Schlüssel holte.
,,Soll ich Ihren Wagen heute nicht vorfahren Mister Red?", fragte Ben noch immer freundlich, überreichte jedoch den Schlüssel wie ihm aufgetragen wurde.
,,Nein. Sonst hätte ich doch eine Nachricht schicken lassen oder?", fuhr Shanks ihn an.
,,Sparen Sie sich Ihre dummen Fragen Mister Beckman", fügte er an und nahm den Schlüssel mit spitzen Fingern aus Bens Hand, als hätte dieser die Pest und Shanks Sorge er könne sich anstecken.
,,Verzeihen Sie Mister Red. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend", lächelte Ben.
Als er das Fenster gerade zuschob glaubte er noch ein leises: ,,Du mich auch, Arschloch", zu hören.
Sein Lächeln bewahrte Ben, bis er sich sicher war, dass Shanks außer Sichtweite war. Erst dann, lies er seine Mundwinkel wieder hängen und stöhnte geräuschvoll.
Ben hasste alles an seinem Job. Seinen Arbeitgeber, seine Arbeitszeiten, diesen winzigen Kasten, in dem er jede Nacht sitzen musste, all die anderen Angestellten, zu denen er ständig freundlich sein musste, auch wenn sie sich alle benahmen wie die letzten Arschlöcher. Nur zu gern, hätte er seinen Job einfach hingeschmissen, doch wo sollte er sonst anfangen? Ben saß Jahre im Gefängnis für einen Mord, denn er nie begangen hatte und derjenige, der ihn verübt hatte, wurde nicht einmal verdächtigt. Noch immer tat er, als sei er das Opfer in dieser Geschichte, obwohl er einer der durchtriebensten und bösartigsten Menschen war, denen Ben je begegnet war. Was der Mann heute tat oder ob er noch lebte, vermag Ben nicht zu sagen. Es war ihm auch egal. Er wollte diesen Teil seines Lebens einfach hinter sich lassen.
Die Scheinwerfer von Shanks Porsche blendeten Ben, als Shanks vorfuhr. Der rot glänzende Lack des Neuwagens schürten Bens Hass auf seinen versnobten Chef, jedoch lächelte er nur wieder, winkte noch einmal zum Gruß und öffnete dann die Schranken.
,,Ich hoffe du fährst gegen den nächsten Baum mit deiner Schrottkarre du elender Drecksack", lächelte Ben Shanks hinterher, da er genau wusste, dass dieser ihn nicht hören konnte.
Shanks hatte nicht einmal mehr einen Blick für Ben übrig. Stattdessen für er los, durch die Absperrung und schließlich vom Firmengelände runter. Zu Ben Leidwesen fuhr Shanks nicht gegen einen Baum, sondern fädelte sich normal in den Verkehr ein, der trotz der späten Stunde noch rege war.
Doch das war in New York normal.
,,Kurz vor 23 Uhr", murmelte Ben nach einem Blick auf die Uhr. Seine Schicht dauerte erst eine Stunde. Bis zu seinem Feierabend hatte er noch sieben Stunden Langeweile vor sich.
Gerade nahm Ben seinen Roman wieder zu Hand, als er ein leises Klopfen an der Scheibe vernahm.
,,Wer denn jetzt schon wieder?", murmelte er leise vor sich hin, lege seinen Roman erneut aus der Hand und blickte nach draußen.
Doch sah er niemanden. Der Parkplatz lag verlassen da. Nur wenige Autos standen noch auf dem Parkplatz. Personen waren keine zu sehen. Misstrauisch schaute sich Ben noch einmal um, öffnete das Fenster, blickte hinaus und auch auf den Boden. Doch noch immer war nichts zu sehen.
,,Das gibt es doch nicht", murmelte er langsam alarmiert und stand auf. Er griff seinen Schlüssel und verlies seinen Wachposten um sich draußen genauer umzusehen.
,,Hallo?", rief er über den Parkplatz und kam sich vor wie ein Verrückter.
Er umrundete sein Wachhaus, ließ seinen Blick über das Firmengelände schweifen, warf noch einmal einen Blick hinein, ehe er sich aufmachte den Parkplatz abzulaufen.
,,Sicher nur der Wind", redete sich Ben gut zu.
Aus dem Alter, in dem man noch an Geister und übernatürliches glaubte, war er raus. Es muss eine logische Erklärung geben. Jugendliche die ihm einen Streich spielen wollten. Die Kälte, die das Glas zum knacken brachte oder der Wind, der etwas gegen das Fenster warf. Irgendwas.
Weder auf dem Parkplatz noch um sein Wachhaus herum fand er etwas.
,,Ich werde noch paranoid", murmelte Ben, ehe er sein Haus wieder aufschloss und in den warmen Raum schlüpfte.
Er drehte seinen Stuhl herum um sich wieder zu setzen und weiterzulesen, als ihm beinahe das Herz stehen blieb.
Dort auf dem Polster saß jemand und starrte erschrocken zu ihm auf.

Rehabilitation of Criminals Where stories live. Discover now