- Kapitel 19 -

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Der nächste Morgen verläuft ein wenig hektisch. Da Aiden früh aus dem aus muss, raffe ich mich ebenfalls aus dem Bett. Er traut sich sogar alleine ins Bad, obwohl Abby noch in der WG herumschwirrt. Währenddessen mache ich uns etwas Kleines zum Frühstück und setze schon Kaffee auf, damit er diesen danach direkt trinken kann. Als ich gerade die Eier aufschlage, werde ich von einem lauten Gähnen gestört. Wenn man vom Teufel spricht. Abby steht am Türrahmen im Pyjama und streckt sich. „Guten Morgen, warum bist du schon wach?", fragt sie mich verwundert. Ich seufze, weil ich genau weiß, dass sie von meiner Antwort nicht allzu begeistert sein wird. Also fange ich vorsichtig an: „Aiden hat hier übernachtet und muss heute schon früher raus..." Zu meinem Erstaunen, nickt sie nur und nimmt sich etwas von dem Kaffee. Ich mein was hätte sie denn anderes sagen sollen, sie kann's mir ja schlecht verbieten. „Kann ich mit euch frühstücken? Dann lerne ich ihn kennen." Ich schaue sie nur verdutzt an, weil ich sogar den 3. Weltkrieg vorausgesagt hätte, aber nicht das. Lächelnd nicke ich sie an, da mich ihr Entschluss sehr freut.

Nach wenigen Minuten kommt Aiden in die Küche und begrüßt Abby freundlich: „Diesmal angezogen, hi." Ich muss schmunzeln, weil er einfach manchmal echt doof ist, aber das macht ihn eben aus. Genau das finde ich an ihm so anziehend. Er verstellt sich nicht. Nach einigen Minuten sitzen wir also zu dritt am Esstisch und essen Spiegeleier. Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, verläuft es sehr harmonisch und Abby scheint Aiden zu mögen.

Als beide anfangen über den Börsenmarkt zu quatschen, ist das mein Stichwort den Tisch abzuräumen. Also wenn mich eins nicht interessiert, dann ist es über den Markt zu sprechen.

Zu meinem Glück kommt Franny in die Küche. Sie zieht nur die Augenbrauen hoch, als sie Abby und Aiden sieht. Gemeinsam am Esszimmertisch sitzend und lachend, in einem Raum. „Wie ist das denn passiert?", fragt sie mich verwirrt. Ich erwidere sofort: „Ich habe keine Ahnung, aber es soll bitte so friedlich bleiben." Franny setzt sich zu ihnen an den Tisch. „Schade, ich hätte wohl früher hereinschneien sollen, du bist ja schon angezogen", zwinkert sie in Aidens Richtung. Alle lachen im Raum, außer Abby, diese wendet den Blick, weil ihr das immer noch peinlich ist. Ich stehe an der Kücheninsel angelehnt und beobachte die Runde. Wer hätte das gedacht? Meine Lieblingsmenschen unter einer Decke, ohne dass sie sich an die Gurgel gehen. Könnte es besser laufen?

Nachdem Aiden gegangen ist, räumen Abby und ich noch die Küche auf. „Ich mag ihn und hoffe echt, dass er dich glücklich machen kann", teilt sie mir zufrieden mit. Diese Worte klingen wie Balsam für meine Seele. Normalerweise ist sie die Letzte die Vorurteile gegenüber Jemanden hat, weswegen mich ihre Sorgen um mich so wundern.

Abby geht zurück in ihr Zimmer und ich mache mich fertig für die Uni. Heute besprechen wir die Hausarbeit bei Mr. Bailey. Ich freue mich sehr, da er mir ja bereits mitgeteilt hatte, dass er meine Arbeit gut fand. In meinem Zimmer finde ich einen Zettel:

»Ich vermisse deine Küsse jetzt schon«

Mir wird warm ums Herz. Ich kenne ihn doch gar nicht so lange, warum reagiert mein Körper dann so auf ihn? Ich bin süchtig und ich kann mir das überhaupt nicht erklären. Wenn er mich berührt, berührt er nicht nur meine Haut – er berührt mich. Meine Seele, mein Inneres. Noch nie habe ich so für einen Menschen empfunden und genau das macht mir Angst. Ich habe in keinerlei Weise Erfahrungen auf diesem Gebiet. Es ist ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Jedes Mal, wenn er mich zum Lachen oder zum Schmunzeln bringt, weil er schon wieder etwas Kitschiges sagt. Seitdem wir uns begegnet sind, brennt mein Herz und ich habe auf keinen Fall vor, das Feuer zu löschen. Es schlägt jedes Mal wie verrückt, nur wenn ich einen Gedanken an ihn verschwende.

Verliebe ich mich etwa gerade in Aiden Martinez?

Auf dem Weg zu meinem Auto erinnere ich mich an seine Einladung für dieses Wochenende. Das Footballspiel steht an und ich werde wohl mit Franny hingehen müssen, da sie das Sport-Ass ist und ich keinen blassen Schimmer davon habe.

Ich komme heute früher an und zu meinem Glück ist der Hörsaal schon geöffnet. Wer hätte es gedacht: Logan sitzt an seinem Pult und blättert in irgendwelchen Ordnern. Er blickt auf, da das Öffnen der Tür ihn leicht erschreckt. Ich laufe in seine Richtung und platziere mich auf meinen Stammplatz. „Guten Morgen Rachel, was machst du denn schon hier? Die Vorlesung beginnt doch erst in einer halben Stunde?", fragt er mich mit seinen großen blauen Augen. Er strahlt wieder so eine Ruhe aus, weshalb ich mich entspannt an meinem Stuhl nach hinten lehne. „Ich habe dich so sehr vermisst, dass ich schon Entzugserscheinungen habe", zwinkere ich in seine Richtung. Er schmunzelt und schüttelt den Kopf. Er legt die Ordner weg und legt seine Ellenbogen auf dem Pult, damit seine Hände seinen Kopf halten. Musternd schaut er in meine Richtung. „Ich habe dir die Nummer von Emma geschickt, dann könnt ihr ja einen Termin ausmachen", teilt er mir mit. Ich bedanke mich bei ihm.

Wir unterhalten uns über den Kunstkurs von gestern und wie sehr er sich darüber gefreut hat, dass obwohl ich ein Quereinsteiger bin, dennoch gut mithalte.

Um kurz vor 9 Uhr füllt sich der Saal und er fängt mit dem Unterrichten an. "Jeden Morgen, wenn ich erwache, erlebe ich die allergrößte Freude: nämlich Salvador Dalí zu sein...", beginnt Logan in den Raum zu werfen, „Also an Selbstbewusstsein fehlte es ihm wohl nicht, wenn ihr euch mit seiner Person befasst habt. Ein Genie seiner Zeit. Er ist wohl der berühmteste und exzentrischste Vertreter des Surrealismus gewesen. Seine Kunst ist sehr gewagt und nicht jeder ist ein Fan davon. Dennoch kommt man von seinen Werken kaum los, da sie einen zugleich irritieren und faszinieren." Er blickt durch den Raum: „Welchen Eindruck hattet ihr von ihm und habt ihr ein Lieblingswerk?" Meine Hand flitzt sofort in die Höhe, was ihm natürlich direkt auffällt, weshalb er mich sofort aufruft. „Ich finde seine Werke sehr extravagant und meiner Meinung nach, ist er der Innenbegriff von Surrealismus. Wenn man nämlich an diesen Stil denkt, hat man direkt seine Werke vor Augen. Mein Lieblingswerk ist der „Halluzinogener Torero".

Ich mag die Vielfalt an dem Bild und die Farben, die genutzt wurden

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Ich mag die Vielfalt an dem Bild und die Farben, die genutzt wurden. Obwohl er aber ein großer Maler war, war er, finde ich, kein Genie. Nicht jeder der ein bisschen durchgeknallt ist und sich etwas wagt, ist gleichzeitig ein Genie." In den hinteren Reihen lacht jemand, doch das stört mich nicht, weshalb ich fortführe: „Er hat gern provoziert und das hat ihn eben ausgemacht, das ist dann wohl das Einzige was ich an ihm mag. Seine Kunst erfordert Mut, da nicht jeder ein Sympathisant dieser Kunst ist. Mir sind seine Werke, obwohl er eine starke Fantasie hatte, dennoch zu bizarr." Er nickt verständnisvoll. „Ich wollte mit dieser Arbeit sehen, ob ihr sein Privatleben von seiner Kunst trennen könnt. Viele von euch sind in ihrer Hausarbeit sehr persönlich geworden, zu negativ an die Sache rangegangen. Für die meisten in diesem Raum, war er ein schlechter Mann, also ist seine Kunst automatisch auch schlecht. Sowas müsst ihr auf jeden Fall differenzieren. Da das Eine, mit dem Anderem nichts zu tun hat. Ich bin auch kein Nazi-Anhänger oder Frauenfeindlich, dennoch gebe ich zu, dass seine Kunst ziemlich Ausdruckstark, aber im gleichen Moment auch Nichtssagend ist. Danke Rachel, für deine Meinung."

Ich weiß nicht ob man mir das Ansehen konnte, aber ich strahle innerlich. Ich liebe Logan! Ich meine Mr. Bailey, als Professor - natürlich.

Picasso am MorgenWhere stories live. Discover now