- Kapitel 11 -

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In der Vorlesung schweifen meine Gedanken ständig ab. Ich denke durchgehend an den Kuss von mir und Aiden, obwohl ich wirklich versuche der Professorin zuzuhören. Aber vergeblich. Ich kann mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich fische mein Handy aus der Hosentasche und schaue mir sein Instagram Profil an. Keine neuen Beiträge. Ich klicke auf die Leiste der Abonnenten, denen Aiden folgt und suche ohne zu zögern den Namen Isabelle. Direkt wird mir nur ein Profil angezeigt. Soll ich da echt draufgehen? Ich überlege zweimal. Ach scheiß drauf, ich klicke auf ihre Seite. Sie ist sehr hübsch. Und wenn ich hübsch sage, dann meine ich auf einer Megan Fox Ebene hübsch. Laut ihrem Instagram Profil studiert sie auf der Seattle University Law School und ist angehende Anwältin. Na super, schlau ist sie auch noch. Meine Professorin räuspert sich, als sie mich mit dem Handy entdeckt. Versteckt versuche ich den Mädels eine Nachricht zu schicken:

R: »Heute Pizza Date in der Trattoria?

F: »Ja, kann aber erst um 13 Uhr da sein.

R: »Passt, ich muss eh kurz in die Kunst-Werkstatt, da ich noch was für morgen vorbereiten muss.

A: »Gerne! Ich zahle heute, habe mich für einen Praktikumsplatz entschieden!

R: »WAS??? Endlich! Dann 13 Uhr?

F: »Sehr schön! Wir sehen uns später, muss jetzt los.

A:»Ja!!!!! Bis später, Girls«

Obwohl ich den Mädels immer noch eine Erklärung schulde, entscheide ich mich heute lieber nicht darüber zu reden. Es ist Abbys Tag, meine Probleme haben Zeit. Vielleicht sollte ich mich auch langsam um einen Praktikumsplatz kümmern. In einem Atelier oder einem Museum vielleicht?

Trotzdem werde ich jemanden zum Reden brauchen. Diese Gefühlsachterbahn kann sich doch keiner geben. Früher hätte ich meine Mutter angerufen, sie hat nämlich für sowas immer eine Lösung, obwohl sie die Zahnärztin ist und mein Vater der Psychologe. Jedoch kann ich mir das nach dem Streit neulich abschminken. Ich werde wohl später mal Trish anrufen und fragen ob sich die Lage zuhause mittlerweile beruhigt hat.

Die Vorlesung heute hat mir nichts gebracht, ich hätte auch einfach daheimbleiben können. Der Wissensstand wäre derselbe. Was für eine Zeitverschwendung.

Es ist Mittag und auf dem Weg zur Werkstatt, die sich an der Uni befindet, bleibe ich kurz mit Ramona an einer Bank stehen. Wir setzen uns, während sie genüsslich eine Zigarette raucht und mir erzählt, dass ihr Ex jetzt eine neue Flamme hat und ihr trotzdem noch schreibt. Sowas kann ich gar nicht abhaben, dennoch versuche ich sie aufzumuntern. „Du musst echt loslassen, er spielt mit euch beiden, das habt ihr nicht verdient." Ramona verabschiedet sich und macht sich auf den Weg zu einem Bücherclub. Sie hatte mich schon unzählige Male darum gebeten sie zu begleiten, ich habe immer wieder dankend verneint. Wer tut sich denn bitte in seiner Freizeit so einen Kack an. Für mich ist das richtige Zeitvergeudung.

Als ich gerade aufstehe um zur Werkstatt zu laufen, bleibt mein Herz stehen.

Aiden.

Er steht da ganz unschuldig mit ein paar Freunden, von denen ich nur Michigan erkenne. Sie lachen viel und scheinen vertieft zu sein.

Irgendwie vermisse ich seine Hände auf meinen Hüften und seine Lippen auf meinen. Bei den Gedanken werden meine Knie weich. Und als könnte er meine Gedanken lesen, sieht er mich und erwidert meinen Blick. Sein Gesicht ist komplett ausdrucklos und trotzdem macht er mich ganz verrückt.

Ich streife mein Oberteil glatt und ziehe es etwas runter, damit etwas Dekolleté sichtbar wird, während ich ihm direkt in die Augen schaue. Er hat seinen Blick immer noch nicht abgewandt. Ach du stehst auf Spielchen Aiden? Dann lass uns spielen.

 Ach du stehst auf Spielchen Aiden? Dann lass uns spielen

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Ich laufe zur Werkstatt und betrete den großen Raum. Zum Glück ist keiner hier. Die Werkstatt hat drei große Fenster, welche jedoch von hohen Büschen bedeckt werden, weshalb ich das Licht anmache. Heute früh habe ich ein paar alte Hemden eingepackt, diese lege ich in einen freien Spind. Morgen werden wir mit Ton arbeiten und ich freue mich schon riesig darauf.

Auf einer Werkbank entdecke ich ein paar Skizzen. Sie müssen irgendwelchen Kunst-Studenten aus einem anderen Jahrgang gehören.

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir und bevor ich mich umdrehen kann, packt mich eine Person am Nacken und legt meinen Kopf auf seine Brust. Ich schrecke auf, aber dieser Duft kommt mir sehr bekannt vor. Es ist Aidens Parfüm. Ich stütze meine Hände auf der Werkbank ab, während er seinen Griff nicht von meinem Hals löst.

„Ich habe den Duft deines Shampoos vermisst, Rachel", flüstert er mir ins Ohr. Mich macht die Situation so an, dass kein Ton aus mir rauskommt. Stattdessen umfasse ich die Kanten der Werkbank fester. Hitze durchströmt meinen ganzen Körper.

Er küsst die Stelle hinter meinem Ohr und arbeitet sich ganz langsam runter bis an mein Halsende. Ich stöhne leicht auf.

Mich hat schon lange niemand so berührt.

Ruckartig dreht er mich und setzt mich auf die Werkbank, so dass wir auf gleicher Augenhöhe sind. Oh Gott, wie kann man so sexy sein. Diese braunen Augen, die mich durchbohren und mich einfach nur mit einem Blick ausziehen wollen. Mein Herz klopft bis zum Hals. Ich schlinge meine Beine um ihn und ziehe ihn näher zu mir.  Intensive Küsse folgen daraufhin. Alles in mir vibriert. Ich will mehr, so viel mehr. Langsam werde ich gierig und fange an ihn auf seine Unterlippe zu beißen. Das scheint ihn so anzumachen, dass er mich nun noch fester an sich ran zieht. Seine Hände wandern ruhig immer tiefer in meinem Ausschnitt ohne sich von meinen Lippen zu lösen. Die Zeit rast durch den Raum und steht still zugleich. Mein Körper sehnt sich immer mehr nach ihm. Meine Finger gleiten unter sein Shirt und greifen Fest in seinen Unterrücken. Ich will jeden Millimeter spüren. Hier und jetzt.

Mein Handy klingelt.

Es reißt uns beide komplett raus und lässt uns realisieren was hier gerade passiert. Völlig außer Puste nehme ich mein Handy aus der Hosentasche. Es ist Abby.

Während Aiden noch zwischen meinen Beinen steht, gehe ich ran. Ich bemerke, dass mein halber BH rausblickt.

„Rachel wo steckst du? Es ist schon nach 13 Uhr!"

Picasso am MorgenWhere stories live. Discover now