- Kapitel 4 -

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Verdammt nochmal. Nach einer dreißigminütigen Standpauke, verabschiede ich mich von Trish und meiner Mutter. Die Enttäuschung in ihren Augen war überhaupt nicht zu übersehen. Ich will mir gar nicht erst vorstellen, wie mein Vater reagiert, sobald sie ihm die freudige Nachricht übermittelt. Ich fische mir einen frischen Pyjama aus dem Schrank und schlüpfe rein. Die Uhr auf meinem Nachttisch zeigt 18 Uhr an. Es klopft an der Tür. Frannys Kopf macht sich sichtbar. „Ich habe Tortellini gemacht, hast du Hunger?" Sie ist ungeschminkt und ihre Locken sind zu einem Zopf geflochten. Selbst mit einem Jogginganzug sieht sie super aus. Wie macht sie das nur? „Na klar, ich komme sofort."

In der Küche sitzen Abby und Franny schon am Tisch. Auf Abbys Teller stapelt sich der Parmesan und trotzdem schüttet sie noch etwas nach. Ich kann es mir nicht verkneifen: „Abby, du hast da ein bisschen Tortellini in deinem Parmesan..." Ich muss lachen und Franny gleich mit. Abby streckt mir nur die Zunge entgegen. Ich habe eigentlich keinen Hunger nach dem Disput, aber will später auch nicht mit leerem Magen schlafen gehen.

Nach dem Essen mache ich den Abwasch. Abby erzählt uns von einer neuen Studie, die sie in ihrer heutigen Vorlesung mitgenommen hat. „Das Vertrautheitsgefühl beeinflusst unsere Entscheidungen! Wenn man sich zwischen zwei Dingen entscheiden soll, neigt man dazu, die schon bekannte Alternative zu bevorzugen...", quasselt sie vor sich hin, während sie an ihrem Joghurt nascht. Ich äußere mich: „Das klingt ziemlich plausibel, man entscheidet sich meistens für den einfacheren Weg". „So ungefähr", stimmt sie mir zu.

Franny, die Lehramt-Studentin ist, seufzt nur vor sich hin. Sie wechselt das Thema. Wenn es etwas gibt, womit man Franny begeistern kann, dann sind es Partys. Sie redet darüber, dass das Verbindungshaus welches dieses Mal die Party veranstaltet, bekannt dafür ist, dass sie immer außer Kontrolle geraten. Das kann ich im Moment gar nicht gebrauchen. Deswegen sage ich vorsichtig ab: „Ich habe zwei Hausarbeiten die bis nächste Woche fertig sein müssen und eine davon ist sehr aufwendig. Diesmal müsst ihr wohl auf mich verzichten. Aber das nächste Mal bin ich zu hundert Prozent dabei, versprochen!" Franny verdreht die Augen. Selbst Abby schaut mich an als hätte ich mich gerade einer Sekte angeschlossen. Ich verabschiede mich bei den Mädels und wünsche beiden eine gute Nacht, da ich mich meiner Hausarbeit widmen muss.

Diese Aufgabe ist ziemlich anspruchsvoll. Nicht jeder mag Dalís Werke oder ihn als Person. Man sagt, dass er ein Nazi-Sympathisant war. Ich fange mit der Hausarbeit an und erstaunlicher Weise fällt es mir gar nicht so schwer wie ich dachte. Die Bücher aus der Bibliothek sind mir eine große Hilfe. Ich halte nichts von Wikipedia und diese ganzen unseriösen Seiten im Internet. Nach drei Seiten entscheide ich mich für eine Schreibpause und traue mich an die Skizze. Seine Werke sind so unterschiedlich und diese Provokation in jedem seiner Bilder ist sehr präsent. Bei einer Abbildung in einer dieser Lektüren bleibe ich hängen. Das Gesicht von Mae West. Es ist perfekt - das nehme ich als Titelbild. Ich glaube ich bleibe bei der Vogue, da Mae West eine sehr bekannte Persönlichkeit der 30er Jahre war.

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Picasso am MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt