36 TREINTA Y SEIS

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XXX Er und Ich XXX

Lächelnd blicke ich zu ihm und bringe ihn dadurch aus der Fassung. Sein Blick wird undefinierbar, als ich mich zu ihm lehne. Automatisch lehnt er sich auch näher. Es liegt in meiner Natur, Menschen zu provozieren. Während ich in seine Augen schaue, befeuchte ich meine Lippen. Sein Blick beobachtet meine Bewegung ganz genau.

Ehrlich gesagt, mir hat der Kuss von gestern nicht gereicht. Wiederholung? Danke.

Unsere Gesichter sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Meine Atmung wird flacher. Mein Blick fällt auf seine Lippen, die danach schreien endlich geküsst zu werden. Meine Gedanken verschleiern sich, obwohl ich einen kühlen Kopf behalten wollte. 

Agustín schafft es immer wieder eine Wirkung auf mich zu haben, ohne viel zu machen. Er muss mich nur aus diesen blauen Augen anschauen und ich versinke in ihnen. Dass er mich jetzt noch eindringlich anschaut, verschlimmert das Bauchkribbeln.

Nah an seinen Lippen flüstere ich: „Wir haben gleich eine Konferenz, oder nicht?".

Spitzbübisch lehne ich mich zurück und beobachte seine Reaktion. Seine Halsader sticht hervor. Sein Kiefermuskel zuckt verdächtig und der Griff um den Stuhl wird so kräftig, dass seine Knöcheln weiß werden. Sein Adamsapfel wird bemerkbar, da er hart schlucken muss.

Unglaubwürdig und gleichzeitig angespannt blickt er zu mir. Sein Blick wirkt nicht klar, als wäre er noch immer in dem vorherigen Moment gefangen. Du bist ein Monster. Ich habe nicht einmal damit gerechnet, dass du ihn mit der Lage so provozierst. Ich weiß gerade nicht, ob ich dich loben oder dich mit eiskaltem Wasser überschütteln soll.

Mit einem überdimensionalen Lächeln stehe ich auf und betrete wieder das Innere. In meinem Koffer suche ich schnell nach passender Kleidung, die ich mit mir ins Bad nehme. Kurz schaue ich noch nach hinten zu Agustín. Er sitzt noch immer auf dem Stuhl und schaut angestrengt heraus. Hinter mir schließe ich die Badezimmertür. 

Ich tausche Agustíns Shirt gegen ein schwarzes, enges Oberteil ein. Die schlichte Jeans tausche ich gegen die beigefarbene Stoffhose, in die ich das Oberteil reinstecke. Seufzend blicke ich in den Spiegel. Meine braunen Augen schauen mich zwar müde an, aber wirken trotzdem voller Leben. Ich reibe mir über die Stirn.

Ich streiche nochmal über meine Kleidung und verlasse das Bad. Agustín ist neben der Tür gelehnt. Sein Blick zuckt sofort zu mir. Kontrolle. So kann man es auch nennen, als er seinen Blick von unten nach oben gleiten lässt. Das gibt mir zumindest genug Zeit den Adonis vor mir zu bewundern. Ich hasse und liebe es zugleich wie gut Agustín in Hemden aussieht. Dieses Mal hat er gar kein Jackett, sondern schlicht Anzugshose und Hemd.

Keiner von uns spricht. Eine Anspannung liegt in der Luft, die dafür sorgt, dass wir nicht sprechen. Wortlos verlassen wir das Zimmer, steigen die Treppen herunter und betreten dann den Konferenzraum. Dieser Raum ist größer, als die anderen Räume. Die meisten Plätze sind bereits besetzt. Nur die beiden Tischenden sind leer. Sobald wir den Raum betreten, wird es leise und die Männer und Frauen drehen sich zu uns um.

„Guten Tag", sage ich in die Runde lächelnd. Den acht Menschen im Raum schüttele ich die Hand, während Agustín bereits Platz nimmt. Verwundert schauen sie Agustín hinterher, weil er deren Hände nicht nimmt. Wahrscheinlich wirkt es für sie respektlos, arrogant und einfach nur abschätzig. Das sagen zumindest die Blicke einiger Arbeiter. 

Ich könnte ihnen für diese Blicke den Kopf abreißen. Hast du nicht bis vor wenigen Tagen das Gleiche darüber gedacht? Ja, und? Jetzt weiß ich aber, warum er seine Hand nicht geben will. Es schmerzt Agustíns Blick zu begegnen und zu merken, dass auch er die abschätzigen Blicke gesehen hat. Ich presse meine Lippen aufeinander und setze mich auf den Stuhl am anderen Ende des Tischs. 

Agustín ~ Believe me Donde viven las historias. Descúbrelo ahora