34 TREINTA Y CUATRO

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XXX Baden & Berichten & Bekloppt XXX

Als Xavier mir vorhin gesagt hat, dass Elizabeth gestorben ist, habe ich einfach aufgelegt. Ich konnte es nicht glauben, kann es nicht glauben und werde es nicht glauben. Es fühlt sich surreal an, aber es schmerzt. Sehr.

Ich habe niemanden.

Jede Person, die ich mag, stirbt.

Es fühlt sich zumindest danach an. Das beste Beispiel wären meine Eltern. Ich habe sie über alles geliebt und dann sind sie wegen mir gestorben.

Ich bin schuld an dem Tod meiner Eltern.

Dann ist da noch Elizabeth. Ich hatte so wenig Zeit mit ihr. Wie bei meinen Eltern. Elizabeth war die einzige Person, die mich einigermaßen kannte und vor allem konnte sie mich verstehen. Sie verstand mich.

Ich fühle mich elend. Ich fühle mich schwach. Ich fühle mich traurig. Ich fühle mich verloren. Ich fühle mich verzweifelt. Ich fühle mich nicht wie ich.

Das Schlimme daran ist, dass ich nicht weiß, was ich dagegen machen kann. Ich fühle mich so hilflos, dass sogar meine innere Stimme seitdem leise ist.

Dann ist da noch Agustín. Ob ich zugeben will oder nicht, ich kann nicht mehr leugnen, dass eine bestimmte Verbindung zwischen uns herrscht. Der Mann, welcher anscheinend ein Schwerkrimineller sein soll, tröstet mich. Nicht nur ich bin paradox, sondern alles um mich herum.

Ich bin überfordert mit der Situation. Ich weiß nicht, was ich mache oder was ich sage. Ich lasse es einfach geschehen. Schließlich sollte man dem Schicksal nicht im Weg stehen.

Aus großen Augen schaue ich zu Agustín. Er hat gezögert sich das Hemd auszuziehen. Ich wollte endlich wissen, was sich dahinter verbirgt. Immer der extra dichte Stoff um den rechten Arm. Immer das Zusammenzucken, wenn man auch nur ein wenig in Kontakt mit diesem Arm tritt. Immer das unfreundliche Abweisen vom Händeschütteln.

Fasziniert schaue ich auf die Narben auf seinem Arm hinab. Tiefe, lange Narben ziehen seinen ganzen Arm. Von dem unteren Handgelenk bis hin zu dem Ansatz seiner Schulter. Sie bilden einen Kontrast zu seinem restlichen Oberkörper. Die Narben sind an den tiefen Stellen hell. An den nicht so tiefen Stellen ist die Haut dunkler. Im Kontrast zu seinem Oberkörper ist sein Arm faszinierend.

Stumm blicke ich wieder hoch. Agustín schaut mich warten und zögernd an. Kann es sein, dass dieser Mann sich wegen diesen Narben schämt? Ist das der Grund dahinter, dass er sie immer versteckt?

„Ich warte noch immer", murmele ich. Er soll endlich in die Wanne steigen, sonst muss ich zu meinen eigenen Mitteln greifen und dazu fehlt mir gerade die Energie. Agustín schüttelt sich. Er blickt noch immer starr in meine Augen.

Dann bewegt er sich endlich. Er stützt sich an den Lehnen. Er taucht zuerst seinen rechten Fuß in das Wasser und dann seinen linken Fuß. Der Herr wacht ja oftmals gerne mit dem linken Fuß auf. Ich ziehe meine Beine zu mir, damit er es sich bequem hinsetzen kann. Die Wanne ist definitiv nicht für einen Riesen und eine weitere Person gedacht. Sobald er sich nun vollständig in der Wanne befindet, blicke ich wartend zu ihm.

Statt zu reden, greift er nach meinen Knöcheln und legt meine Beine über seine. Ich schaue von meinen Beinen zu seinem Arm. Ich will mehr wissen. Ich will wissen, woher er diese Narben hat. Ich will wissen, warum er sie versteckt. Deshalb richte ich mich wieder auf ihn. Ich atme tief aus, lehne mich zurück und schaue ihn stur an. Das wird nicht einfach.

„Aufhören", brummt Agustín sofort. „Womit?", „Mich so anzuschauen". „Warum, Gusti?", frage ich. Er wirft mir den Nicht-dein-Ernst-Blick zu. Unschuldig zucke ich mit meinen Schultern. „Ich habe nichts gemacht", murmele ich noch, bevor ich meine Augen schließe. Er denkt wohl, dass ich damit lockerlassen würde. Ganz sicher nicht.

Agustín ~ Believe me Where stories live. Discover now