Kapitel 56

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An diesem Abend wechselte kein Erwachsener mehr ein Wort miteinander. Doch es machte mir ein gutes Gefühl zu wissen, dass Remus und die anderen auf meiner, und nicht auf Moodys Seite waren.

Als Fred merkte, dass es Zeit zu gehen war, zog er mich am Arm mit nach oben. Ich war stolz auf mich. Verdammt stolz sogar und das war mein Freund auch, denn das sah ich an seinem Grinsen welches er nicht wegbekam. Im Zimmer kam auf einmal George angerannt. „Das war der absolute Wahnsinn, Lenia!" schrie er fast. „Danke." Ich lächelte ihm zu. „Denkt ihr, das wird noch Ärger geben?" fragte ich die beiden. „Wenn, dann nicht für dich. Ich glaube Moody bekommt noch ordentlich was zu hören." meinte Fred entschlossen. „Du hättest Hermine sehen müssen, als du im
Krankenhaus warst. Die ist fast geplatzt vor Wut, hat sich aber zurückgehalten." Fred nickte seinem Bruder zustimmend zu und ich lachte etwas.

Fred und ich gingen in das Badezimmer um uns Bettfertig zu machen. Mit Zahnbürste im Mund standen wir dort und sahen uns im Spiegel an. Kurz darauf, als wir fertig mit Zähneputzen waren, musste ich loslachen. Einen wirklichen Grund gab es nicht. Fred stieg sofort mit ein und lachte lauthals mit. „Weshalb lachen wir?" fragte er lachend. „Ich weiß es nicht." Meine Mimik veränderte sich schnell als ich ihm länger in seine schönen Augen sah. Ein fragender Blick von ihm aus folgte. „Ich hab' dich so vermisst, weißt du das eigentlich?" sagte ich ernst. Er kam auf mich zu und umarmte mich fest. „Und ich dich erst."

Natürlich schliefen wir nicht in getrennten Betten. Fred legte sich ohne zu fragen in mein Bett und schlief fast sofort ein. Ich richtete noch schnell meine Klamotten für den nächsten Tag und ging dann auch in das warme Bett. Fred nahm seine letzte Kraft zusammen und legte seinen Arm um mich, bis wir dann erschöpft einschliefen.

Am Morgen war ich zuerst wach. Fred schlief noch neben mir, mit zerzauster Mähne. Allerdings war mir nicht mehr nach Lachen zumute. Jetzt, wo sich alles mehr oder weniger beruhigt hatte, merkte ich erst richtig was ich verloren hatten. Ein Baby. Ein kleines Wesen welches vielleicht so aussah wie ich, oder wie Fred oder wir beide. Dieser Gedanke machte mich unglaublich traurig. Doch Tränen flossen nicht. Ich lag einfach nur da, starrte die Decke an und dachte nach. Ich hatte das Gefühl mein Kopf platzt gleich.

„Guten Morgen." hörte ich eine tiefe Stimme neben mir. Ich sah ihn an, lächelte und sah wieder zur Decke hinauf. „Alles in Ordnung, Kleines?" „Schon gut." „Das kommt mir aber nicht so vor." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Glücklicherweise klopfte es genau in diesem Moment an der Zimmertür. „Herein." Hermine, Ron und Ginny kamen mit gesenktem Blick in das Zimmer. „Oh, entschuldigt. Wir kommen später wieder." sagte Hermine als sie Fred sah. „Nein! Ich wollte sowieso gerade gehen." rief er, bevor die drei abhauen konnten. Fred verließ das Zimmer und Ginny schloss die Tür.

„Hör zu, Lenia. Wir haben nachgedacht und es war wirklich schrecklich was wir getan haben. Wir dachten es würde dich freuen, aber seit gestern ist uns aufgefallen, dass wir uns an deiner Stelle auch nicht gefreut hätten." sprach Hermine. Ginny und Ron standen hinter ihr und nickten, als Zeichen, dass sie ihrer Meinung waren. „Schon gut. Ich weiß, dass ihr das nicht wolltet." Ich lächelte den dreien zu. „Das freut uns. Wir haben dich nämlich sehr vermisst!" meinte Ron freudig.

Die drei lächelten und ließen mich dann alleine. Ich legte mich wieder hin und starrte weiter an diesen einen Punkt an der Decke. Innerlich tat mir alles weh, doch das Schlimmste war, dass ich zu nichts mehr Motivation oder Lust hatte. Es war alles so anstrengend. Alles. Also lag ich dort, summte mein Lieblingslied. Keine Tränen flossen, nein es ging nicht. Nicht einmal als ich es versuchte.

Fred kam in das Zimmer mit einem Tablett mit Frühstück. „Du bist nicht runtergekommen, also dachte ich, ich bring' dir was hoch." sagte er lächelnd, doch das war nicht echt. Er war so stark, doch ich kenne ihn besser als jeder andere. Schon nach Minuten, als ich die Zwillinge damals kennenlernte, konnte ich die beiden auseinanderhalten. Nicht nur die Gesichter der beiden waren etwas verschieden, sondern auch vieles mehr. George war der, der seinen Gefühlen freien Lauf ließ, aber sich trotzdem allgemein zurückhielt. Fred war immer gut drauf, George natürlich auch, aber Fred war es wirklich immer. Das konnte nicht echt sein. Nicht die ganze Zeit. Ich weiß er lächelte nur, um es mir weniger schmerzhaft zu machen. Doch es machte mich traurig zu sehen, dass er sich so anstrengen musste wegen mir.

Er setzte sich neben mich und gab mit das Tablett. „Ich hab' keinen Hunger. Aber danke." Ich lächelte kurz. „Ach, komm schon. Bitte, für mich." Er sah etwas traurig aus, also nahm ich ein paar Trauben und aß sie. Danach legte ich das Tablett auf den Boden und setzte mich auf Freds Schoß. „Dir geht es genauso scheiße, Freddie. Ich kenn' dich zu gut. Bitte versteck' das nicht vor mir. Du darfst trauern und gemeinsam schaffen wir das, okay?" Er nickte mit nassen Augen. „Ich liebe dich, Kleines." „Ich liebe dich auch." Er nahm mich in den Arm und legte sich mit mir hin. „Ich möchte nie wieder sehen, wie du Emotionen vor mir versteckst. Nicht vor mir. Ich merk' das sowieso." sagte ich ernst. „Du hast recht. Das gilt aber auch für dich, ja?" „Ist gut."

Am nächsten Tag ließen uns alle in Ruhe. Abends teilten wir uns noch mein Frühstück, doch mehr bekamen wir nicht rein.
Tage vergingen und wir verließen das Zimmer nur um zu duschen, auf die Toilette zu gehen oder Zähne zu putzen. Mehr nicht. Molly stellte uns immer mal wieder etwas Essen vor die Tür. Dabei hörte ich ihr schluchzen, was mir mein Herz  ein wenig brach. Doch das war die Art, wie Fred und ich das überstehen wollten. Gemeinsam und auch nur wir beide. Zu wissen, dass wir eigentlich Eltern geworden wären, hat mir zwar Angst gemacht, aber es wäre immer noch besser gewesen, als so wie es passiert ist. Insgeheim wusste ich, dass Fred und ich irgendwann einmal Kinder haben werden. Wir hatten zwar nie darüber geredet, doch ich wusste es und er auch. Doch dass es so plötzlich kommen würde, wollten wir nicht.

Der nächste Morgen brach an, wir beide sahen so schrecklich aus, dass wir uns ein Lachen nicht verkneifen konnten. „Weißt du wie du aussiehst?" sagte ich lachend. „Nein, wie?" „Wie einer der Kobolde von Gringotts." Er lachte los. „Danke, du aber auch."

Nach einiger Zeit beruhigten wir uns wieder. Es war wieder einer dieser Momente, in dem ich nicht dankbarer für diesen Jungen sein konnte. Er war mein Seelenverwandter und ich seiner. Niemand kann uns nach diesem ganzen Scheiß noch auseinander bringen, höchstens der Tod.

Wir gingen duschen und machten uns dann fertig. Vor der Tür stand wieder ein Tablett mit Frühstück, doch das war nun vorbei. Fred nahm das Tablett und ging mit mir nach unten, damit wir uns zu Hermine, Ron, George und Ginny setzen konnten. „Na sieh mal einer an. Wer kommt denn da?" rief Ron freudig. Es war direkt gute Laune am Tisch und wir gesellten uns zu ihnen. Die Plätze, die wir beide hatten, waren trotzdem frei. Es sah fast so aus, als hätten sie extra frei gestanden.

Fred und ich nahmen uns unser Frühstück vom Tablett und fingen an zu essen. Sirius und Remus kamen hineinspaziert. Zuerst merkten sie gar nicht, dass wir beide auch da waren, doch plötzlich blieb Remus stehen und sah uns an. Kurz darauf, als Sirius das sah, tat er es auch. „Gott sei dank! Wir hatten euch so vermisst." platzte aus Sirius, der direkt zu uns kam, um uns zu umarmen, dicht gefolgt von Remus. „Danke, wir euch auch." erwiderte mein Freund. Hermine neben mir sah mich an. „Es ist wirklich schön, euch wieder hier zu haben. Selbst Moody sah bedrückter aus als sonst." flüsterte sie. „Danke, find ich auch schön. Also beides." Darauf lachten wir beide los.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2021 ⏰

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Komplizierte Wege (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt