Kapitel 54

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Mit meinem Blick machte ich Hermine klar, dass es eine wirklich ernste Situation war und sie verstand es glücklicherweise sofort. Ein Muggel sprang vor sie und schrie in die Menge, sie solle doch den Notarzt rufen. „Nein! Kein Notarzt, ich komme klar." rief ich und alle die ihr Handy raus geholt hatten, steckten es langsam wieder ein. „Aber Sie brauchen einen Krankenwa-." „Sie sagte doch gerade, sie braucht keinen!" Nun stand Fred vor mir und sah dem Muggel tief in die Augen, der ließ dann von uns ab.

Voller Bauchschmerzen stand ich auf und stützte mich an Fred und George ab. „Was ist los?" fragten die beiden mich ständig. „Wir müssen sofort nach Hause!" antwortete ich nur. Wir liefen nur ein paar Meter, da fiel ich wieder zusammen. Fred nahm mich darauf auf den Arm und lief so schnell er konnte zurück. Es fühlte sich viel länger an, als beim Hinweg und die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Ab und zu ließ ich einen Schrei raus und ein paar Muggel starrten uns darauf an. „Scheiße man, Hermine! Was ist los?" schimpfte Fred, doch sie sagte kein Wort.

Ihm war es zu blöd, also schwieg er bis wir endlich vor dem Haus von Sirius waren. Wir standen davor und warteten eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die zwei daneben stehenden Häuser endlich auseinander geschoben hatten. Wir stürmten in die Tür, Fred und ich voraus, da kam auch schon Molly auf uns zu. „Was ist passiert?" fragte sie beängstigt, bekam aber keinerlei Antwort. Fred legte mich auf die Couch und dann passierte das, wovor ich solche Angst hatte. Ich blutete unten rum alles voll, was aber nicht an der Regelblutung lag. Nein.

„Oh mein Gott, Kindchen. Ist es das, was ich denke?" fragte Molly. Die Jungs sahen uns Frauen geschockt an, denn sie verstanden gerade rein gar nichts. „Ja, ist es. Bitte macht das es aufhört!" schrie ich mit weinend. „Remus, was sollen wir tun? Wir können sie nicht in ein normales Krankenhaus bringen, wer weiß was passiert!" sagte Sirius beängstigt. „Sie muss in's St.-Mungo-Hospital. Schnell!" antwortete er. Kurze Zeit später kamen wir dort an. Nur Sirius und Molly waren dabei. Fred und Hermine würden mit Sicherheit einen Aufstand machen und das wollten wir vermeiden.

„Hilft uns doch bitte jemand!!" schrie Sirius während er mich auf seinen Händen trug. Meine Hose war voll mit Blut. Ein Arzt kam auf uns zu gerannt, dessen Namen Dr. Augustus Pye war. „Bringt sie sofort in ein Zimmer!" rief der als er mich sah. Sie nahmen mich Sirius ab und trugen mich in ein Zimmer mit einem Bett. Es waren die gleichen Betten wie in Hogwarts was mich etwas wohler fühlen ließ. Ab diesem Moment, wo sie mich in das Bett legten, gaben sie mir eine Spritze und ich schlief ein.

Kurze Zeit später wachte ich in dem Bett wieder auf. Um mich rum wie vorher, Molly und Sirius. Alle beiden schliefen, doch als ich mich ein kleines bisschen bewegte wachte Molly, die an meinem Bett saß auf und weckte auch Sirius. „Wie geht's dir?" fragte sie sofort. „Gut, was ist passiert?" fragte ich. Beide sahen mich traurig an. „Hatte ich eine Fehlgeburt?" harkte ich nach, doch nur ein langsames Nicken von Sirius bekam ich als Antwort. Mir wurde auf einmal so schlecht, denn ich hatte gerade eben mein Baby verloren. Bevor noch etwas passieren konnte kam der Arzt in mein Zimmer.

„Hallo, Miss Grey. Wie fühlen Sie sich?" fragte er mitfühlend. „Geht schon, danke." antwortete ich ihm ohne ihn anzuschauen. „Na dann, ich denke Sie wissen weshalb Sie hier sind?" „Mhm." „Ich muss es aber noch einmal wörtlich sagen, damit es keine Missverständnisse gibt. Sie hatten eine Fehlgeburt, es tut mir wirklich leid. Wir haben den Fötus herausgezaubert und nichts weiter gravierendes festgestellt. Ich schaue später noch einmal vorbei, Sie sollten sich erst einmal ausruhen." Ich nickte und er ging. „Wo ist Fred?" fragte ich Molly. Sie zögerte ein wenig. „Bald, er kommt bald." Sie sah mich kaum an, genau so wie Sirius.

Nach ungefähr einer halben Stunde wurde immer noch kein Wort geredet und weder Fred, noch Hermine oder George waren da. Nicht ein Einziger, was mich echt traurig machte. Daraufhin beschloss ich schlafen zu gehen, es würde ja so oder so nichts bringen zu warten. Durch die Geburt und all die Schmerzen die ich hatte war ich extrem erschöpft, also schlief ich wie auf Knopfdruck ein. Der Traum dagegen, war alles Andere als angenehm und einfach.

Hogwarts stand in Flammen. Riesen und andere Geschöpfe waren da um gegen uns zu kämpfen. Alle Lehrer waren außer sich und wussten nicht was sie tun sollten. Remus, Tonks, Kingsley, alle waren da. Nur einer nicht. Sirius. Er war nicht aufzufinden und plötzlich war wieder diese Explosion. Gleicher Ort, gleiche Situation wie in dem Traum vor Monaten. Ich rannte zu Freds leblosen Körper und schüttelte ihn. Ich schrie so laut ich konnte.

So wachte ich auch auf und spürte wie Sirius versuchte mich zu beruhigen. „Lenia, hey!" Mit Tränen sah ich ihn an. Er stieg auf mein Bett und umarmte mich fest bis ich etwas runterkam und aufhörte zu weinen. Nach einer Zeit entfernten wir uns voneinander. „Du brauchst Fred, hab' ich recht?" er sah mich bemitleidend an. „Nein." antwortete ich ihm. Ich war echt enttäuscht von ihm, denn es wäre das Erste gewesen, was ich gemacht hätte, wäre er im Krankenhaus. Er nickte verständnisvoll und setzte sich wieder auf den Sessel, neben der immer noch schlafenden Molly. „Kommst du klar?" flüsterte er mir zu. Ich nickte und lächelte ihm zu.

Die ganze weitere Nacht lag ich da und starrte die Decke an während Sirius schnarchte. Doch ich hätte sowieso nicht geschlafen, ich hatte zu sehr Angst wieder diesen schrecklichen Traum zu träumen. Draußen wurde es plötzlich hell und ich sah, dass es mittlerweile schon 6:12 Uhr war. Endlich war es Tag. Doch trotzdem änderte es nichts daran, dass Fred nicht gekommen ist. Molly wachte nun endlich auf. „Guten Morgen, Schätzchen. Willst du Frühstücken?" flüsterte sie um Sirius nicht zu wecken. Ich nickte freundlich und sie watschelte los, direkt in die Kantine.

Wieder diese unfassbar nervige Stille. Wie sehr ich mir wünschte, dass Fred hier wäre. Schon wieder wurden meine Augen nass. Doch genau in diesem Moment wachte Sirius auf. Ich rieb mir die Augen und lächelte ihn an. „Guten Morgen." stammelte er mit tiefer Stimme. „Wo ist Molly?" „In der Kantine." „Da werde ich jetzt auch hingehen." Voller Motivation lief er nach draußen. Endlich war ich mal alleine. Doch auch das wurde schnell gestört. Der Arzt kam rein und sah mich freudig an. „Guten Morgen, Miss Grey. Gute Neuigkeiten." Er sah sich um. „Ich warte noch schnell, bis ihre Eltern zurück sind." „Das sind nicht meine Eltern." „Oh, entschuldigen Sie. Na dann. Sie dürfen noch heute gehen, es gibt keinerlei Gründe Sie hier zu behalten." Lächelnd stand er da und wartete auf eine Reaktion. „Super." sagte ich trocken und seine Mine veränderte sich. „Wie auch immer. Sie müssen nur noch die Papiere unterschreiben und schon sind Sie hier raus." „Ist gut, danke." „Denken Sie daran sich zu schonen. Ruhe und Schlaf ist jetzt wichtig." Ich nickte.

Er ging voller Elan weiter und ließ mich alleine. Es war vielleicht eine gute Neuigkeit, aber ich wollte überhaupt nicht zurück. Zurück zu denen, die es nicht mal für nötig hielten mich zu besuchen. Abgesehen davon, hatte ich keine Lust auf die ganzen Fragen. Doch bevor ich mir noch mehr Gedanken machen konnte, kamen Molly und Sirius zurück. „So, hier." Sie legte mir ein Tablett mit zwei Brötchen, Butter und verschiedener Marmelade auf den Schoß. „Danke, Molly." sagte ich und schnitt langsam mein Brötchen auf. „War der Arzt nochmal hier?" fragte Sirius. „Ja, ich kann wieder nach Hause. Ich muss nur noch die Papiere unterschreiben." „Ich hole sie!" rief Molly freudig und lief nach draußen, Richtung Rezeption.

„Das ist klasse!" rief Sirius, doch er merkte, dass ich nicht wirklich glücklich darüber war. „Ist es doch, oder?" harkte er nach. „Ja, natürlich." lächelte ich. Er kam auf mich zu und setzte sich auf mein Bett. „Was ist los?" „Es ist nichts." „Doch, ich seh' das doch." „Es ist nur etwas viel zur Zeit." Das war zwar keine Lüge, doch ich verschwieg ihm mehr als die Hälfte. Es war aber besser so, ich wollte nicht darüber reden, es würde sowieso nichts bringen. „Verstehe ich. Zuhause schläfst du erstmal eine Runde, hier hast du es nämlich nicht getan. Das sehe ich an deinen riesigen Augenringen." lachte er, wodurch er mich auch zum Grinsen brachte. „Na los, Prinzessin. Pack' deine Sachen." forderte er mich auf. „Prinzessin?" fragte ich verwirrt, doch er gab mir keine Antwort, er lächelte nur.

Komplizierte Wege (Fred Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt