19-/Die andere Version der Geschichte

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Touya PoV.

"In Ōsaka war's übrigens beschissen"

Nachdem er diesen Satz mit bebenden Lippen hervor gebracht hat, läuft Tenko schnell an mir vorbei, verschwindet nach drinnen und lässt mich einfach stehen.
Ich senke meinen Blick für einen Moment auf meine Hände und steuere Ausdruckslos die kleine Pforte an, durch welche ich erst vor wenigen Minuten auf dieses Grundstück getreten war. 

Ein letztes mal schwenkt mein Blick hoch zu seinem anscheinend abgedunkelten Zimmer, ehe ich seufzend den kleinen Riegel zurück in das Schloss schiebe und einmal meine Augen zusammen kneife -
Ich muss erstmal etwas Nachdenken.

Schließlich können wir nicht beide richtig liegen, nur habe ich seit sehr langer Zeit, keinen Brief mehr von dem dunkelhaarigen, jungen Mann bekommen, welcher sich wahrscheinlich grade den Kopf darüber zerbricht...

Aber warte- Worüber eigentlich?

Worüber könnte er nachdenken?

Darüber, wie er mich angelogen hat um nicht allzu schlecht dazustehen?

Verdammt so war Tenko nie... Zumindest damals.

Die letzten Jahre dachte ich, ich hätte ein recht sauer auf ihn zu sein- er hatte mir unter Tränen diesen Umzug gestanden und war überglücklich, als auch nur die kleinste Möglichkeit Bestand, dass diese Brief-Freundschaft wirklich funktionieren könnte.
Die Zeit kurz vor dem Auszug meines Vaters, hätte ich seine Briefe- einfach Tenkos Neuigkeiten und lustige Nachrichten, wirklich gut gebrauchen können.

Statt mir zur Beruhigung, immer wieder die unzähligen Briefe durch zu lesen, die Tenko mir geschickt haben wollte, hatte ich dafür kaum eine Hand voll.

Die Zeiten, in denen meine Eltern sich täglich gestritten und sich gegenseitig angeschrieen haben, konnte ich also nichts weiter tun, als mich in meinem Zimmer auf mein Bett zu setzen und mit Tränen überströhmten Wangen darauf zu warten, dass einer von ihnen genug hat.
Natürlich hätte ich nach draußen gehen können, der Garten war mir aber immer zu Einsam ohne meinen besten Freund...

Tenko hat sich wirklich fast kein stück verändert.

Natürlich ist auch er etwas gewachsen, aber seine schwarzen, kurzen Haare sind noch immer genauso verwuschelt und zerzaust wie damals- noch immer passen sie wunderbar zu ihm.

Trotz meinen gemischten Gefühlen ihm gegenüber, hat es sich merkwürdig angefühlt ihn so nervös zu sehen, ebenfalls hat er kein einziges mal gelächelt- nicht, dass es einen Grund dazu gegeben hätte...

Jedesmal, wenn Tenko und ich damals etwas miteinander unternommen haben, hat er viel gelächelt und über meine Witze gelacht, sich gefreut wenn auch er mal einen guten erzählen konnte und mich damit jedes einzelne mal aufheitern können, wenn ich wieder Angst hatte nach Hause zu gehen...

Auch bei unserem Abschied vor 5 Jahren hat er gelächelt, wenn auch bloß, um mir damit einen gefallen zu tun.

--- Tag des Umzugs - 03.07.2015

"Willst d-du es wirklich nicht mehr? Tenko ich-"

"Nö! Das ist bleibt jetzt hier und du passt darauf auf, bis wir uns das nächste mal wieder sehen, ja? Wie klingt das?"

Mein gegenüber mustert mich schmunzelnd, während ich selber beginne die kleine Figur, welche mein bester Freund mir erst vor wenigen Tagen geschenkt hat, an mich zu drücken und fest zu umklammern.
Ich Zögere einen Moment, antworte Tenko aber dann mit einem entschlossenen Nicken und kann beobachten, wie seine Mundwinkel etwas weiter hoch zucken.

"Ich beschütze es mit meinem Leben, es wird kein einziger Kratzer zu sehen sein"

Für ein paar Augenblicke erklingt das kichern meines besten Freundes, auch auf meine Lippen schleicht sich ein kleines lächeln, dieses verschwindet jedoch sofort wieder, als mein Blick für einen Moment an Tenko vorbei schweift.

Mir fallen sofort seine Eltern und seine Schwester ins Auge- Hana schielt hin und wieder zu uns und wirft einen beinahe mitleidigen Blick in unsere Richtung, während die beiden Erwachsenen damit beschäftigt sind, die letzten Kartons in ihr dunkelblaues Auto zu quetschen.

Auch neben meinem besten Freund steht ein vollgepackter Rucksack, dort sind ein paar dinge für die lange Autofahrt drin, vor der mein gegenüber bloß noch ein paar Meter entfernt ist...

Diese dinge führen mir erneut vor Augen, dass ich hier bin, um ihn zu verabschieden und keine ahnung habe, wann ich ihn das nächste mal sehen kann.
Mit diesen Gedanken und bebenden Lippen, ziehe ich Tenko schnell in eine feste Umarmung und drücke mich an seinen schmalen Körper.
Diesen Jungen täglich zu sehen und den größtenteil meiner Freizeit mit ihm zu verbringen, ist so selbstverständlich geworden, dass die nächsten Wochen mir schon jetzt Angst machen.

Der schwarzhaarige erwidert die Umarmung sofort, ich spüre wie seine Finger sich in den Stoff meines Pullovers krallen.

Ich wünschte ich könnte die Zeit anhalten, oder noch besser- einfach dafür Sorgen, dass er bleiben kann.

"Zieh einfach in mein Zimmer- ich kann auch im Wohnzimmer schlafen oder so, is mir egal"
Tenko kichert nach dem ich ihm diese Worte gegen seine dunklen Haare flüstere, ich spüre die angenehme Vibration seiner Brust.

"Bitte- ich... Ach quatsch, W-Wir sehen uns sicher bald schon wieder, wenn auch nur für Ein oder Zwei Tage... Und b-bis dahin passt du auf dich auf und liest und antwortest auf ein paar Briefe"

Ich Stimme sofort zu, muss meinen Besten Freund aber leider kurz darauf loslassen, da seine Eltern ihn zum Auto rufen.

Sie müssen los.

...

Das laute schließen der Autotür schmerzt in meinen Ohren, während ich mich ein weiteres mal an dieses Spielzeug Kralle und dem volbepackten Auto dabei zuschaue, wie es um die Ecke am ende der Straße biegt und aus meinem Sichtfeld verschwindet...

Bis bald Tenko.
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Leider nicht so ganz bis bald-

Aber hey! Die nächsten Tage is Touya erstmal am Start und erzählt von seinen letzten Jahren und dem, was er Gedacht und Gefühlt hat °^°

Ich hoffe es hat euch gefallen ;3;

Everything stays --Shigadabi ff--Where stories live. Discover now