Kapitel2: Nervensäge oder Eisklotz?

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"Na Lilliane! Spät dran?", hört Lilly eine ihr nur allzu bekannte Stimme sagen. "Ach halt die Klappe Castiel!", faucht sie ihn an. Und fügt genervt hinzu: "Das musst gerade du sagen!" Castiel grinst breit. Dann macht er einen Schritt auf sie zu und wuschelt ihr durch die Haare. "Oh, ist da jemand mit dem falschen Bein aufegestanden?", spöttisch sieht er sie an. Lilly verdrehte innerlich die Augen. Sollte er doch denken was er will. Hauptsache, sie kommt rechtzeitig zum Unterricht. Zugegeben sie ist nicht die Pünktlichkeit in Person, und will es auf Dauer auch gar nicht sein, aber am zweiten Tag zu spät in den Unterricht zu kommen ist schon irgendwie armselig findet sie.



Flashback:
Genervt greift sie nach dem Wecker der nun schon zum vierten Mal klingelte und sie damit erfolgreich davon abhält, wieder einzuschlafen. Lilly blinzelt den Schlafsand aus den Augen. "Oh mein Gott!!!", Lilly lässt einen Schrei los. Der Wecker zeigt die Uhrzeit zehn vor halb acht an. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Lilly stürzt wortwörtlich aus dem Bett und stolpert dabei natürlich über die Kisten, die sie gestern nicht mehr auf und ausgeräumt hat, weil sie einfach zu faul dazu ist. Fluchend rappelt sie sich auf und rennt in die Küchen. Ein Blick auf die Küchenuhr zeigt ihr, dass der Wecker durchaus richtig geht. Na gut, die Schule ist nur zehn Minuten entfernt, das heißt sie kann es noch schaffen. Das Frühstück muss dann eben ausfallen. Sie muss sich dann was in der großen Pause was am Kiosk kaufen. Hat sie eigentlich noch Geld? Ja, gut dann wäre das geklärt.

Nach einer kurzen ausgiebigen Dusche, dem anziehen und dem Versuch ihre Haare hochzustecken, der kläglich scheitert, gerade als sie vor der Tür steht merkt sie das sie beinahe ihren Rucksack vergessen hat. Lilly stöhnt holt ihn noch schnell und fährt dann in einem Affenzahn zur Schule. Wo sie, natürlich, eine der wenigen ist die so spät noch eintreffen.
Flashback Ende


"Das kommt ganz darauf an, wer mich anspricht!", entgegnet Lilly frech. Castiel ignoriert ihren Kommentar. "Ich nehme an, du weißt wo dein Klassenzimmer ist?", erkundigt sich Castiel liebenswürdig. "Ja klar", antwortet Lilly sofort, ohne nachzudenken. Was aber eine dicke fette Lüge ist, doch das wird sie gerade ihm wohl kaum auf die Nase binden. Na gut...? Also was hat Ken, gestern am Telefon erzählt? Irgendwo in der Nähe des Schülersprecherzimmers, oder? Und wo das ist, weiß sie ja zum Glück...

"He Zwerg! Gib doch einfach zu das du keinen blassen Schimmer hast wo deine Klasse ist!", meint Castiel irgendwann. "Natürlich weiß ich wo meine Klasse ist!", widerspricht Lilly und deutet auf die Tür gegenüber des Schülersprecherzimmers. "Da ist sie doch!", fügt sie hinzu. Obwohl so ganz sicher ist sie da nicht... "Sicher?", Castiel sieht sie durchdringend und mit einer hochgezogenen Braue an. So ein Blick müsste eigentlich verboten sein, denkt Lilly bei sich. Jetzt nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. Das ist schließlich genau das was er erreichen will. Und diesen Gefallen will sie ihm nicht tun. Ganz und gar nicht! Das wäre ja noch schöner!


Es ist tatsächlich das richtige Klassenzimmer. Sehr zur Freude von Lilly. Allerdings verfliegt diese Freude recht schnell als sie bemerkt wo der einzig freie Platz ist. "LILLY!", Kentin (bild an der Seite ->) winkt ihr freudestrahlend zu. "Schau mal! Ich hab dir extra den Platz neben mir freigehalten - ist das nicht toll?", ruft er ihr zu. "Ja, großartig...", meint Lilly alles andere als begeistert. Das fällt Ken jedoch nicht weiter auf.


"Junges Fräulein!", nach Ende des Unterrichts als schon alle das Klassenzimmer verlassen haben wird sie von der Direktorin die sie in dem Fach unterrichtet hat, noch einmal zurück gerufen. Lilly schwant übles. "Ich hoffe das du zwanzig Minuten zu spät kommst, wird nicht zur Gewohnheit", setzt die Direktorin an. Lilly seufzt leise. "Kommt nicht wieder vor", verspricht sie der Direktorin. "Nun, das werden wir ja sehen", meint die. "Übrigens, wie wäre es wenn du dich in der Garten AG oder der Basketball einschreiben würdest? Da werden noch Leute gesucht und außerdem machen die auch immer ganz tolle Camps!", erzählt die Direktorin schwärmerisch. Lilly verdreht innerlich die Augen. Mag ja sein, dass es tolle Camps gibt aber irgendwie ist beides nicht ihr Ding. In der Mittelschule war sie mit Kentin in einer Garten AG - jedoch nur aus dem Grund, weil er sie zum gehtnichtmehr bequatscht hat und sie irgendwann keinen Nerv mehr gehabt hat, sich die ganze Quengelei anzuhören. Doch es war kein guter Entschluss gewesen, findet Lilly. Und für Basketball ist sie einfach zu klein.


Da Lilly nicht schon wieder unangenehm auffallen will, setzt sie erst einmal ihr bestes Schönwetter- Lächeln auf. "Wer ist denn so in der Basketball AG?", fragt sie. "Dajan, ab und an Nathaniel und dann noch Castiel...", Lilly unterbricht sie. "Ich bin dabei!", ruft sie. Nathaniel und Castiel kennt sie ja schon. Und Dajan... naja schlimmer als Castiel kann der ja auch nicht sein, oder? "Und du willst wirklich nicht in die Garten AG? Da ist doch auch dein Freund aus der Mittelschule", erinnert die Direktorin sie. Ha, Lilly hat es doch gewusst. "Ach der kommt schon klar!", meint Lilly lächelnd, greift nach ihrem Rucksack und geht nun auch in die Pause in Richtung Kiosk. Denn inzwischen hat sie richtig Hunger bekommen, da ihr Frühstück ja ausfallen musste.


Nachdem Lilly sich im Kiosk mit einem Wurstbrötchen und einer Cola bewaffnet hat, geht sie zum Schulhof zurück. "Hallo, du bist Liliane nicht wahr? Nathaniel hat mir von dir erzählt", hört sie eine weibliche Stimme sagen. Was haben die nur alle mit Liliane? Sie heißt Lilly, verdammt nochmal! "Nenn mich bitte Lilly", sagt Lilly und mustert das Mädchen vor sich neugierig. Sie hat feuerrote Haare die sie geflochten hat und ist zusätzlich ziemlich bunt angezogen. Nicht ganz Lillys Geschmack aber nicht schlecht. Außerdem kann das ja jeder für sich selbst entscheiden.
"Na dann herzlich willkommen an der Sweet Amoris High", das Mädchen lächelt freundlich. Lilly mag sie auf Anhieb. Also gibt es doch freundliche Mädchen hier, denkt Lilly. Da hat sie ja doch nochmal Glück gehabt! "Ich heiße Iris", stellt sich das Mädchen vor. "Hat die Direktorin dir auch AGs vorgeschlagen?", will sie neugierig wissen. Lilly nickt. "Ja, ich hab mich für die Basketball AG entschieden", sagt sie. Hinter sich hört sie ein Prusten.


"Die Basketball AG?", Castiel starrt Lilly an. "Sicher, dass das eine gute Entscheidung war Zwerg?", er grinst breit. "Willst du mir irgendwas sagen?", giftet Lilly ihn an. "So klein wie du bist, wirfst du den Ball doch nicht einmal ins Netz!", meint Castiel spöttisch. Lilly funkelt ihn zornig an. "Ich glaub, ich lass euch beide mal alleine aussprechen", meint Iris. Dann dreht sie sich noch ehe Lilly etwas sagen kann um und geht zu zwei anderen Mädchen die in der Nähe stehen und gesellt sich dazu.


"Größe ist nicht alles!", Lilly spürt so langsam Zorn in sich aufsteigen. "Na gut dann beweis es mir", Castiel grinst immer noch. "Okay, dann wetten wir!", schlägt Lilly vor. Castiel nickt. "Gut, was ist der Einsatz?", fragt er. "Einsatz?", für einen kleinen Moment ist Lilly überrascht. "Ansonsten macht es keinen Spaß", meint Castiel. "Gut, wenn ich verliere - wechsel ich in die Garten AG", sagt Lilly. "Und was soll daran bitte schlimm sein?", knurrt Castiel. Lilly erklärt es ihm. "Gut", er nickt. Lilly überlegt kurz. "Und wenn ich gewinne, gibst du mir eine ganze Woche lang am Kiosk einen aus", fordert sie und hält ihm die Hand hin. Castiel schlägt ein. "Einverstanden", stimmt er ihr zu.


"Ähm Castiel...?", Lilly räuspert sich. "Ja?", brummt Castiel, der sich gerade die Kopfhörer aufsetzen will. "Also Wette schön und gut aber wo ist eigentlich die Turnhalle?", erkundigt sie sich. Castiel seufzt. "Hör zu, ich muss noch meinen Rucksack und ein paar andere Sachen zusammen packen, also komm später noch mal ja? Dann zeig ich es dir", meint Castiel. "Hast du jetzt schon Schulschluss?", will Lilly neugierig wissen. "Nee Freistunde, ist ja auch egal. In zehn Minuten bin ich wieder da", kommt zu Lillys Überraschung mürrisch die Antwort. "Okay, dann bist gleich", Lilly lächelt. Doch Castiel hat sich schon auf den Weg zu seinem Klassenzimmer gemacht.

Flügel der LiebeWhere stories live. Discover now