Sweet Pea nahm meine Hand und meinte: "Das stimmt doch gar nicht. Ich gebe dir öfters mal Komplimente." Ich runzelte meine Stirn, sagte jedoch nichts mehr dazu. Als wir endlich zu Hause waren, setzten wir beide uns zu meiner Mutter in die Küche und aßen etwas zu Mittag, bevor wir anfingen das Gemüse für die Paella klein zu schneiden. Sweet Pea sah öfters mal erwartungsvoll zu mir rüber. Er spielte darauf an, dass ich meiner Mutter von der Suspendierung erzählen sollte. Er hatte leicht reden, denn er wurde ja nicht wegen versuchter Schlägerei suspendiert. Um die Aufmerksamkeit meiner Mutter auf mich zu ziehen, räusperte mich kurz und fing dann an: "Ähm, also heute in der Schule, da ist vielleicht etwas vorgefallen..." "Meinst du den Vorfall mit der Blossom, weswegen du suspendiert wurdest?", fragte sie, weshalb ich sie überrascht an sah. "Ich hätte nicht gedacht, dass Direktor Weatherbee dich so schnell kontaktiert." "Ich war auch nicht wirklich erfreut über diese Nachricht. Abgesehen davon, Anni. Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du keine Schlägerei in der Schule anfangen solltest? Such dir verdammt nochmal einen anderen Ort dafür" "Eindeutig nicht oft genug, denn es passiert immer noch", klinkte Sweet Pea sich ein, der jedoch keine große Hilfe war. "Es tut mir wirklich Leid, Mum. Liebend gern, würde ich mich einfach von ihr distanzieren, aber anscheinend ist sie wie ein Magnet. Und um ehrlich zu sein, hat sie es auf mich abgesehen", erklärte ich.

"Vielleicht sollte ich einfach mal ein Gespräch mit der Dame suchen", schlug Mum vor. "Wie gern ich das auch sehen würde, denke ich aber, dass es das nur schlimmer machen würde", meinte ich. "Was willst du dann machen? So kann es doch nicht weiter gehen." "Möglicherweise sollte ich mich eher auf Liz konzentrieren. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Wenn ich herausfinde, was es ist, kann ich sie damit aufziehen", sagte ich nachdenklich. Meine Mutter seufzte laut und meinte dann: "Max und sein Sohn Noah kommen schon bald. Wenn wir das Essen rechtzeitig fertig haben wollen, müssen wir einen Zahn zu legen."

Kurz nachdem wir die Paella in die Mitte des gedeckten Tisches platziert haben, klingelte es an der Tür. Mit einem Lächeln öffnete meine Mutter diese und bat unsere Gäste herein. Zwar war es ungewohnt meinen Lehrer zusammen mit seinem Sohn bei uns zu Hause zu sehen, trotzdem begrüßte ich die beiden herzlich und bat sie an den Tisch. Noah wirkte recht schüchtern, was ich vollkommen nachvollziehen konnte. Ich wäre auch nervös, wenn ich bei einer Familie essen müsste, die ich gar nicht kannte. "Ich hab das mit der Suspendierung mitbekommen, Anni", meinte Mr. Strange, als wir uns alle an den Tisch gesetzt hatten. "Ja..., da gab es wieder einen kleinen Vorfall mit Cheryl", murmelte ich und nahm mir ein Stück Brot. "Dieser "kleine" Vorfall mit Cheryl hätte dich fast einen Schulverweis gekostet", betonte er, woraufhin meine Mutter mich verblüfft ansah. "Schulverweis?! Warum das denn?", fragte sie mit erhobener Augenbraue. Ich warf Mr. Strange einen flehenden Blick zu, damit er es ihr erklärte oder am besten einfach das Thema wechselte. Schnell begriff er und sagte: "Das war alles nur ein Mussverständnis, was schnell geklärt werden konnte. Sollen wir dann jetzt anfangen zu essen?" Da niemand etwas dagegen hatte, hauten wir rein.

Dankend nickte ich meinem Lehrer zu und machte mich auch ans Essen ran. Während sich meine Mutter und Mr. Strange unterhielten, versuchte ich ein Gespräch mit Noah anzufangen, da er bis jetzt noch nicht viel gesagt hatte. Sweet Pea war nicht ruhiger als sonst und hörte uns einfach interessiert zu. "Du gehst doch auch auf die Riverdale High oder?", fragte ich Noah. Er nickte und Sweet Pea antwortete daraufhin: "Mein Beileid." Ich schlug ihm leicht gegen die Schulter und schenkte Noah ein Lächeln, während er nur verwirrt drein schaute. "Ich entschuldige mich für meinen Freund. Die Riverdale High ist gar nicht soooo scheiße. Es gibt bestimmt schlimmere Schulen." "Wurdest du wirklich suspendiert?", fragte er mich neugierig. "Jap, aber der Grund dafür hat einen etwas längeren Hintergrund. Kurzgesagt: Es gibt ein Mädchen, das mich überhaupt nicht ausstehen kann und alles dafür tut, um mir zu schaden." "Anni war mit ihrem Bruder zusammen", warf Sweet Pea, weswegen ich mit meinen Augen rollte. Noah jedoch fing an zu lachen, was mich sehr erfreute.

Den restlichen Abend lang, saßen wir noch am Tisch und haben geredet. Noah wurde von Zeit zu Zeit auch immer gesprächiger und offener. "Warte mal, du bist mit Jughead Jones befreundet?", fragte mich Noah erstaunt. "Ja, sehr gut sogar. Warum?" "Nur so", sagte er und wurde rot. "Nawww, ich weiß, warum du fragst. Jugheads kleine Schwester Jellybean ist in deiner Stufe oder?" Ich merkte, dass ich Noah eindeutig etwas überrumpelt hatte, weswegen ich hinzufügte: "Alles gut, ich werde niemandem davon erzählen. Versprochen." "Ich weiß nicht was du meinst", sagte er und musste sich ein Lachen verkneifen. "Jaja klar", lachte ich.

Irgendwann mussten Mr. Strange und Noah dann auch los. Noah und ich hatten uns wirklich sehr gut verstanden. Ich hoffte, dass er es auch so gesehen hat. Ich war mir sicher, dass das nicht das letzte Treffen gewesen ist. An der Tür verabschiedete ich mich nochmal: "Wir sehen uns in einer Woche, Mr. Strange." "Ich denke, du kannst mich auch einfach Max nennen. Mr. Strange ist zu formell, findest du nicht?", erläuterte Max, was mich zustimmend nicken ließ. "Max ist eindeutig besser." "Na dann, bis zum nächsten Mal", sagte er lächelnd und die beiden verschwanden in die Dunkelheit.

"Ich hab gesehen, dass du dich gut mit Noah verstanden hast", sagte meine Mutter und stellte das saubere Geschirr aus der Spülmaschine in den Schrank. Sweet Pea und ich räumten währenddessen den Tisch ab. "Ja, er ist echt nett. Nicht so, wie die  anderen Kids in seinem Alter. Das sind alles freche Rotzbengel", merkte ich ernst gemeint an, weswegen Sweet Pea anfing zu lachen. "Ist doch so. Die haben alle kein Respekt mehr vor anderen. Aber ich schweife ab... Du und Max hattet auch viel zu bereden gehabt", sagte ich grinsend. "Das ist ja auch kein Geheimnis", rechtfertigte sich meine Mutter errötet. "Gib einfach zu, dass du ihn magst, dann bin ich zufrieden", drängte ich grinsend. "Anni, das alles ist nicht so einfach, wie es mal in der Highschool war. Erwachsene können nicht nur daran denken, ob sie jemanden mögen. Wichtig ist, ob man sich überhaupt eine Zukunft mit ihm vorstellen kann. Zum Beispiel, ob man später zusammen zieht oder, wie die anderen Familienmitglieder das sehen. Und nicht zu vergessen den ganzen Papierkram", erklärte sie aufgeregt. Ich bemühte mich ihr aufrichtig zuzuhören, doch ich konnte nicht.

Kopfschüttelnd sagte ich: "Du machst dir vieeeel zu große Gedanken. Chill doch einfach mal und rede mit Max. Auch, wenn du nichts sagts, ist es ja augenscheinlich, dass du ihn magst und, wann hast du das letzte Mal so gefühlt?" Mum schwieg, was hieß, dass sie darüber nachdachte. Während meine Mutter nachdenklich weiter die Teller abtrocknete, kam Sweet Pea zu mir angeschlichen, legte seine Arme um mich und flüsterte mir in mein Ohr: "Sollen wir gleich nochmal eine Runde drehen?" Lächelnd antwortete ich: "Liebend gern." Am liebsten würde ich wollen, dass Sweet Pea mich nie wieder losließ. Ich fühlte mich einfach sicher bei ihm und dank ihm bekam ich das Gefühl, dass alles gut werden würde.

Hand in Hand liefen wir die spärlich beleuchteten Straßen entlang. Nicht oft hatten Sweet Pea und ich so romantische Momente zusammen. Das lag wahrscheinlich daran, dass wir beide nicht wirklich großartig romantisch waren. "Ich verstehe nicht, warum meine Mutter es nicht einfach zu gibt", meinte ich verzweifelt. "Naja, du musst dich mal in deine Mutter versetzen. Sie hat sich von ihrem Mann geschieden und ist mit ihren zwei Kinder, die jetzt auch noch zerstritten sind, in ein anderes Land gezogen. Seit einem Jahr hatte sie keine Verabredung mehr gehabt und soll jetzt ihrer 17-jährigen Tochter sagen, dass sie einen Typen mag, den sie bisher nur zwei Mal getroffen hat. Da hättest du sicher auch Angst", machte Sweet Pea mir deutlich und er hatte sowas von recht. Wie konnte es sein, dass mein Freund besser meine Mutter verstand als ich? "Natürlich! Sie hat Angst wieder Gefühle zu zeigen. Wie konnte ich das nicht sehen?" "Tja, du solltest selbst mal chillen und deinen Kopf frei bekommen." "Wie gut, dass ich jetzt eine Woche dafür Zeit hab", sagte ich ehrlich. "Wir könnten am Wochenende auch mal wieder zusammen ins Whyte Whyrm. Da war ich schon echt lang nicht mehr", schlug ich vor. "Das stimmt. Die Serpents vermissen dich alle schon."

"Warte Mal kurz Anni." Verwirrt blieb ich stehen und sah zu Sweet Pea, der nervös zu sein schien. "Was ist?", fragte ich. "Ich... ähm." Nach einem kurzen Seufzer holte er auf einmal eine kleine Schatulle aus seiner Jackentasche und öffnete sie. Mit Staunen im Gesicht blickte ich den wunderschönen Inhalt davon an. Mit einem Räuspern holte Sweet Pea mich zurück in die Realität. "Gefällt es dir?" "Machst du Witze?... Es ist traumhaft schön", meinte ich beeindruckt. Sweet Pea nahm die silberne Kette aus der Schatulle und hang sie mir vorsichtig um den Hals. Sprachlos fasste ich an die kleine glänzende Schlange, die dran befestigt war. Mit Tränen in den Augen sah ich Sweet Pea an und versuchte nicht zu weinen . "Es tut mir Leid, ich bin in letzter Zeit so emotional", erklärte ich leise. Er nahm mich fest in den Arm und küsste meine Stirn. "Ich liebe dich", brachte ich hervor und konnte ebenfalls ein leises "Ich liebe dich auch" vernehmen, das Sweet Pea in meine Haare nuschelte.

Losing YourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt