Kapitel 3

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»In drei Monaten wollen sie heiraten

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»In drei Monaten wollen sie heiraten. Ich hätte ja nie gedacht, dass dieses ungezogene Mädchen noch vor dir unter die Haube kommen würde, aber so kann man sich täuschen. Gib mir bitte das Salz, ja?«

Ich drücke meiner Großmutter den Salzstreuer in die Hand und schiele hoffnungsvoll auf das Fenster, das meine Mutter gerade öffnet. Nicht, dass ich Selbstmordgedanken hätte, aber bei den Familienessen meldet sich immer wieder diese kleine Stimme in mir zu Wort. Es ist die selbe Stimme, die Nur noch ein Stück Schokolade flüstert, oder Misch Oma Schlaftabletten ins Essen. Vera, die Versuchung.

Mias Bruder Klaus macht es richtig. Er hat die Augen geschlossen und schützt sich mit Kopfhörern und Musik, die verdächtig viele Schlagertakte vorzuweisen hat, vor den Tiraden unserer Familie. Mir dagegen bleibt nur das Fenster und nicht einmal das ist eine wirkliche Option, da das Trampolin unserer Nachbarn direkt unter dem Fenster steht. Ihr kleiner Sohn Thomas wäre sicher alles andere als begeistert, wenn er plötzlich von einem Kometen aus dem zweiten Stock auf das Dach seiner Gartenhütte katapultiert werden würde.

Seit der Party sind übrigens fünf Tage vergangen. Ich erinnere mich kaum noch an etwas aus jener Nacht, außer an einen zu hohen Alkoholkonsum, ein hysterisch kreischendes Mädchen mit etwas Erdigem im Gesicht, das verdächtig nach einem Schuhabdruck ausgesehen hat, und dass ich am nächsten Morgen völlig verkatert auf der Couch meines Nachbarn von dessen slowenischen Schimpftiraden aufgewacht bin. Das ist wirklich nicht lustig gewesen.

Plötzlich erscheint ein Gesicht auf Höhe meiner Waden. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht vor Schreck dagegenzutreten. Das wäre nämlich wirklich unvorteilhaft, denn mein kleiner Cousin ist schon mal mit blutiger Nase im Krankenhaus gelandet, weil er die gleiche Nummer abgezogen hat wie jetzt. (Für ein paar Sekunden hat er Alf aber auch erschreckend ähnlich gesehen, und diese paar Sekunden hat es gebraucht, um mich aufkreischen zu lassen und sein Gesicht unter die Sohlen meiner Turnschuhe zu kriegen.)

»Constantin, nur Hunde sitzen unterm Tisch. Komm wieder raus, ja?«, versuche ich es also mit all meinen Überzeugungskünsten. Er grinst nur und entblößt eine große Zahnlücke, die total niedlich wäre, hätte er sie auf natürliche Art und Weise verloren und nicht durch einen wilden Kampf mit seinem Zwillingsbruder Caspar in meiner Wohnung, als die beiden versucht haben, sich gegenseitig Gustavs Wasserglas aufzusetzen. (Ich erspare euch lieber die Details.)

Klaus nimmt immer noch nichts und niemanden um sich herum wahr. Langsam bereue ich es, dass ich bis jetzt nie versucht habe, ihn wirklich kennenzulernen. Vielleicht sind wir ja seelenverwandt, beide geprägt von anstrengenden Verwandten und-
»Pulverschnee, Sonnenschein und die Liebe«, dröhnt es auf einmal von irgendwoher. »Und ein Kuss, nur von dir, noch dazu.«

Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass die Musik aus Klaus' Handy dringt. Irgendjemand-ich verdächtige ja Caspar- hat seine Kopfhörer ausgestöpselt, was er aber nicht zu bemerken scheint.

Vergesst alles, was ich über Seelenverwandtschaft gesagt habe.

»OH MEIN GOTT, EINE TARANTEL! NEIN, EINE VOGELSPINNE!«, kreischt meine Tante Agatha plötzlich. Alarmiert sehe ich auf. »Was?!«
»Da, genau vor mir! Auf meinem Schoß!« Jeder am Tisch springt auf und untersucht seine Kleidung auf Riesenspinnen, die es hier in Österreich gar nicht geben dürfte. Alle außer Klaus, der immer noch nichts mitkriegt, und Constantin und Caspar. Die sind nämlich beide verschwunden.

»EINE BANANENSPINNE!«, kreischt Oma.
»EINE SCHWARZE WITWE«, schreit Mama.
»Dass das für immer wär«, singt Hansi Hinterseer aus Klaus' Handy.
»Lalalala.«
»Aaahh!« Onkel Stanislaus flüchtet in Richtung Tür. Allerdings schafft er es nicht, denn er prallt zwischen Tür und Angel beinahe mit jemandem zusammen.

»Was ist dir denn für eine Stanislaus über die Leber gelaufen?« Britta kann ihr boshaftes Grinsen nicht verbergen, als sie sich lässig gegen den Türstock lehnt.

»E-eine schwarze Witwe« erwidert mein Onkel nervös. Es ist lustig anzusehen, wie er mit seinen knappen zwei Metern unter dem Blick meiner eher klein geratenen Schwester immer weiter schrumpft.
»Interessant.« Britta spaziert durch den Raum und bückt sich nach dem schwarzen, haarigen Ding, das vorhin aus Tante Agathas Schoß gepurzelt ist.  »Gummi. Wo sind denn die Zwillinge? Übrigens, Post für dich.« Letzteres sagt sie zu mir und knallt mir einen pinken Umschlag auf den Teller.

Alle starren sie mit großen Augen an, dann lässt sich einer nach dem anderen peinlich berührt auf seinen Stuhl fallen. Auch ich setzte mich wieder und öffne den Umschlag.

»Wie war's beim Zahnarzt?«, fragt Mama in das verlegene Schweigen hinein.
Ich kämpfe mit dem Verschluss des Briefes.

»Super«, erwidert Britta besorgniserregend gut gelaunt. »Er hasst mich, dabei habe ich ihm nur ein Gedicht vorgetragen.«
Aggressiv reiße ich den Brief auf.

»Und zwar?«, hakt Mama nach.
Ich entfalte das Schreiben.

»Rosen sind rot, Zahnärzte sind blau, so verhalten sie sich auch und das weiß ich genau.«

Ungläubig starre ich auf die Zeilen vor mir. Dieses Mal ist wirklich ein Sie sind angenommen- Schreiben angekommen.

Jedoch nicht von der Millionenshow.

Ich habe die Rolle als Köchin in einer Real-Life-Fernsehshow bekommen. Scheiße. Wer war das? Hoffentlich kann man das stornieren.

»Von wem kommt das?« Britta steht auf einmal neben mir und reißt mir das Schreiben aus der Hand. »Liebe Frau Roth«, ließt sie mit plötzlich leuchtenden Augen vor und bringt sich neben Mama in Sicherheit vor mir. »Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie bei unserer Fernsehshow Upton Abbey - die eisenerzer Show, die Singles dazu verhilft, Liebe zu finden, angenommen sind. Sie haben die so sehnlichst erwünschte Rolle als Köchin zugeteilt bekommen. Für weitere Informationen siehe Informationen

Plötzlich sind alle Blicke auf mich gerichtet. Ich knirsche mit den Zähnen. »Da mache ich nicht mit.«

Vorwurfsvolles Gemurmel. »Das wäre doch deine Chance«, ruft Mama. »Dann könntest du endlich einen Freund finden und vielleicht sogar berühmt werden!«

»Natürlich macht sie mit. Es geht nicht, dass die Kleine Schande über unsere Familie bringt. Ein Schwiegersohn muss her, und zwar bald!«, erwidert meine Großmutter.
»Aber-«, will ich widersprechen, doch Oma lässt mich nicht ausreden.
»Kein Aber! Du machst da mit, Punkt. Oder willst du enterbt werden?«

Mein Blick huscht verstohlen zu den Schlaftabletten.

»Lieber mache ich eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung und höre dabei Schlager, als bei sowas mitzumachen«, sage ich. »Schon mal was von Privatsphäre gehört? Wer weiß überhaupt, was da für Leute rumlaufen!«

Plötzlich schlägt Klaus die Augen auf. »Hat wer was von Schlagern gesagt?«

Keiner beachtet ihn. Alle Augen liegen auf mir. Betont langsam schüttle ich den Kopf. Nein. Keinesfalls werde ich als bemitleidenswertes Objekt als metaphorischer Antistressball so mancher negativer und sadistischer Gedanken von Mitte-dreißiger Hausfrauen in ihrer Midlife-Crisis herhalten, deren Schadenfreude gleich groß ist wie die Menge an Staub, die sie täglich saugen müssen, während sie mir beim Schlafen und Flirten zusehen.

Bei dieser Show mache ich nicht mit. Niemals.

KirschkuchenkatastropheTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang