𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐬𝐞𝐯𝐞𝐧

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Bald erreichten wir das Ende des bevölkerten Ortes. Geld hatten wir keines zur Verfügung, weshalb wir ein weiters Mal Ruhe außerhalb des Dorfes fanden. Als die Nacht einbrach schliefen die Mitglieder schneller als gewöhnlich ein. Man sah ihnen an, dass sie ihr Land vermisst hatten. Es war nunmal der Ort, an dem sie sich am besten auskannten und zurechtfanden.
Bevor auch ich mich schlafen legte, entfernte ich mich noch einmal etwas von der Gruppe. Mit der Zeit hatte ich mich an den Geschmack von gebratenen Kaninchen gewöhnt, obwohl ich es vorzog, mich von Pflanzen zu ernähren. Ganz zufällig suchte ich gerade dann immer nach Holz, wenn sie dem Tier ein Speer durch den Körper stießen. Das Stück Fleisch fühlte sich bei dem Gedanken auf einmal wieder nach Totem an. Ekel breitete sich in mir aus, doch ich ignorierte ihn. Gewissermaßen verfluchte ich mein prüdes Herz, das so mitfühlend um sich schlug.

Die Reste des toten Tieres legte ich auf einen Stein ab. Von hier aus konnte man die schlafende Gruppe gut beobachten. Eines Nachts, vor der Schifffahrt schon, war ich auf die Idee gekommen, nachdem ich mal wieder versucht hatte, in dem Dickicht etwas zu erkennen. Jac hatte ich kein einziges Mal gesehen, doch er war zu jeder Sekunde präsent.
Dann stiefelte ich leise zurück und rollte mich in dem Gras zusammen. Mittlerweile brauchten wir das Feuer nur noch zum „Kochen". Ich triftete sofort weg.



Als ich aufwachte, schien schon reges Treiben bei den anderen. Ich rieb mir die Augen, in der Hoffnung etwas schärfer zu sehen. Jemand warf mir ein nasses Tuch ins Gesicht. Beleidigt suchte ich nach dem Schuldigen, doch keiner verhielt sich verdächtig. Ich rieb mir mit dem Tuch über die Augen und reinigte notdürftig mein Gesicht. Währenddessen gähnte ich immer wieder.
„So aufgeregt also doch?" Sofort schloss ich meinen Mund, als ich Jks Stimme vernahm. Er war ganz plötzlich hinter mir aufgetaucht. Wieder einmal unbemerkt. Hinter dieses Geheimnis, wie er das immer anstellte, war ich noch nicht gekommen.
„Am Nachmittag müssten wir ankommen."

Schnell drehte ich mich zu ihm um. „In Ardjile?" „Ja." „Schon?" Jungkook lächelte nur und strich mit seiner Hand über meinen Kopf. Ich schluckte laut. Er zog mein Gesicht näher und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Überrascht blinzelte ich dreimal.
Unbekümmert drehte sich Jungkook um und trat die winzige Flame aus, die noch immer zwischen dem Holz brannte. Mindestens genauso verdattert sahen die anderen auf mich herab. Zusammen blinzelten wir um die Wette, bevor Jin letztendlich seine Starre beendet und damit die anderen mitriss. Während die Männer beschäftigt irgendwelchen Aufgaben nachgingen, schleppte ich meinen Oberkörper in eine sitzende Position und stand auf.
Ich eilte zu dem Stein und lächelte. Er war leer.

Im Gleichschritt liefen wir kurz darauf los. Ich verbrachte den Morgen damit den Gesprächen der anderen zu lauschen. Sie veränderten ihr Verhalten nicht länger, wenn ich anwesend war. Ein bisschen erfüllte mich das mit Stolz. Auch wenn ich selten mitreden konnte.
Es dauerte tatsächlich nur noch wenige Stunden strammen Marsch, bevor wir die ersten Häuser erblicken konnten. Aufgeregt lächelten meine Augen. Ich wollte unbedingt den Ort sehen, an dem der Dunkelhaarige großgeworden war. Jk, der konstant an meiner Seite geblieben war, betrachtete mich genau. Meine Haut spürte seinen Blick auf mir, als wäre es eine echte Berührung. Leicht krümmte sich sein Mund nach oben.

Ein steiniger Weg führt nach Ardjile. Die Stadt lag auf einen kleinen Hügel und war der Mittelpunkt der Landschaft. Kleine Häuser drängelten sich an einander, doch etwas abseits erkannte man die Spitzen größerer, beeindruckenderer Gebäude. Der Boden veränderte sich: Kleine Steine wurden von einer festen Masse abgelöst. Durch die schmalen Rillen quetschten sich Pflanzen. Tapfer ließen sie sich von den tausend herum eilenden Stiefeln nicht einschüchtern. Eigentlich ziemlich respektlos, diese Organismen Unkraut zu taufen. Vielleicht sprach aus diesem Begriff auch der blanke Neid der Menschen. Ich würde mir auch wünschen, manchmal genauso standhaft und hartnäckig zu sein, wie dieses Unkraut.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now