03. Vorläufige Klarheit

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Zum wahrscheinlich dreizigsten Mal checkst du dein Handy und starrst auf die Uhrzeit. Nachdem du Tsubasa nicht erreichen konntest, hat sich Yuina immerhin gemeldet und sich zu deiner Überraschung ohne Widerworte der Aufgabe angenommen. Du hast ihr die Geschichte erzählt und ihr seid so verblieben, dass sie dich in zehn Minuten zurückruft. Neun sind mittlerweile um und die verbleibenden Sekunden kommen dir viel zu lang vor.

Warten ist nicht deine Stärke und du hasst es, nichts zu tun, deswegen hast du Ryo und Yuina sogar schon eine kurze Mail als Information zu dem Zwischenfall geschrieben. Dadurch fühlst du dich etwas weniger unnütz und vielleicht können sie dir Antworten zu deinen ganzen Fragen liefern. Herumzusitzen bietet leider viel zu gut die Gelegenheit, nachzudenken und du philosophierst sowohl über euren Streit als auch über den Angriff der Bladersöldner.

Zu deinem Glück klingelt dein Smartphone in deiner Hand und Yuinas Name leuchtet auf dem Bildschirm auf. Sofort nimmst du den Anruf entgegen und springst dabei auf. „Hast du etwas?"

Yuina verzichtet darauf, deine fehlende Höflichkeit anzumerken, entweder hat sie heute einen extrem guten Tag oder selbst Geschwister. „Die Ruina del sol naciente trifft auf die Beschreibung zu. Sie liegt in der Nähe von Agounit. Ihr müsst euch südlich halten und die Stadt ansteuern, dann könnt ihr sie nicht verpassen."

„Danke, Yuina, ehrlich. Ich habe auf der Karte gesehen, wo sich Agounit befindet", bedankst du dich und dein Finger schwebt über dem roten Symbol.

Bevor du auflegen kannst, gibt dir Yuina einen wichtigen Hinweis: „Ich kenne einen der Hunter-Besitzer, Arawn – brünett, groß, schlaksig. Er hat früher für Doji gearbeitet, auf dem Face seines Beys ist der Kopf eines Windhundes abgebildet."

Die Beschreibung trifft auf den scheinbaren Anführer der Bande zu und du knabberst nervös auf deiner Unterlippe herum. Das bedeutet nichts Gutes. Auf die Schnelle fallen dir drei mögliche Personen ein, die Interesse an deinem Bey hegen könnten. Doji fällt aufgrund seiner Überwachung heraus, wo dein Vater sich aufhält und was er momentan tut, ist dir nicht bekannt, genauso wenig, ob Doji einen Komplizen gehabt hat. Egal, welche der beiden Möglichkeiten zutrifft, dir gefallen beide nicht.

„Kannst du diesen Arawn näher durchleuchten? Vielleicht liefert das einen wichtigen Hinweis." Trotz der Situation bleibst du professionell und deine Stimme bebt nicht.

„Bei Zeiten ja. Ich melde mich dann."

„Warte!", stoppst du diesmal Yuina, das Telefonat zu beenden, „kannst du mir bitte einen Gefallen tun?" Da sie sowieso erst zusagen wird, wenn sie diesen kennt, fährst du sogleich fort: „Du kannst sicherlich herausfinden, wo sich Seishin Kuromori aufhält und ob es irgendwelche Verbindungen zu Arawn gibt, oder?"

Am anderen Ende der Leitung ertönt ein Seufzen. „Wir beide überschreiten damit unsere Kompetenzen. Du schuldest mir was. Jetzt finde Ryuto, wir hören uns danach." Damit legt sie auf und du steckst dein Handy wieder weg.

„Seid ihr endlich mit Quasseln fertig?", kommt es hörbar entnervt von Ryuga, der mit verschränkten Armen zu dir schaut.

„Wir müssen nach Süden. Die Ruine liegt vor Agounit." Noch während des Redens brichst du in die entsprechende Richtung auf und blickst nicht einmal über deine Schulter zu ihm zurück.

Für Diskussionen habt ihr keine Zeit, entweder er geht mit dir mit oder du suchst Ryuto eben allein. Obwohl er gut auf sich aufpassen kann, ist dir bei dem Gedanken nicht wohl, dass er in irgendwelchen Tunnel herumspukt, in die auch die Bladersöldner verschwunden sind. Dass sein Abhauen zum Teil deine Schuld ist, macht es nicht besser und du könntest sowohl Ryuga als auch dich selbst für eure Sturheit ohrfeigen.

Kindheitsträume - II. Entfache das FeuerWhere stories live. Discover now