28. Kapitel

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Wenn du denkst, dass du eine Person wirklich kennst, dann liegst du wahrscheinlich falsch. Wenn du denkst, du weißt alles über sie, ihr Lachen, ihre Gedanken, Gefühle und Ängste. Ihre tiefsten Geheimnisse... Dann liegst du falsch. Wenn du meinst, dass die Person immer ehrlich zu dir war und du denkst, dass du ihr immer vollends und stur vertrauen kannst, dann liegst du wieder falsch.

Es gibt keine Menschen, bei denen du dir sicher sein kannst, dass du sie durch und durch kennst. Es gibt immer eine Fassade, eine Mauer und Hologramme, die deinen Wunsch die Person für dich zu haben, abblocken. Und du merkst es nicht mal.

Bis du irgendwann merkst, dass die Person, die vor dir steht, eine ganz andere ist, als du immer dachtest. So als ob du eine ganz neue Person kennenlernst.
Und trotzdem gibt es Dinge, die sich nie geändert hatten, bei denen du stolz drauf bist, diese Dinge zu kennen. Auch wenn es nur kleine Sachen sind. Zum Beispiel, wenn diese Person nachdenkt und du siehst wie sie die Stirn runzelte, oder wenn die Person etwas ausheckt und du die kleinen Grübchen im Gesicht erkennst, wenn du schon darauf wartest und du weißt, dass sie gleich kommen werden.
Diese kleinen Dinge, die du kennst, fügen sich zu einem großen Teil zusammen. Wie sagt man so schön:„Klein aber fein”. Und dann weißt du: Ich will dich kennenlernen und nehme mir die nötige Zeit dafür!

Das macht es aus. Gebt diese Person nicht auf. Sie macht sicher nichts, ohne einen Grund dafür zu haben.

























So fühle ich mich gerade, wenn ich an meine Schwester denke. Kannte ich sie überhaupt? Meinte ich sie zu kennen? Ja, das tat ich. Doch jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Aber sauer bin ich nicht, nein. Ganz im Gegenteil. Vielleicht wollte sie mich nur schützen, indem sie mir nichts gesagt hatte. Ich vertraue ihr. Und ich bin sicher, dass sie mir auch immer vertraut hat.

Das Unvorstellbare wird wahrWhere stories live. Discover now