21. Kapitel

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Ich apparierte in die Nähe der "Calanques" und rannte dann quer über die Felsen und Wiesen, bis ich an meinem Ziel angekommen war. Die Klippen. Es war zu gefährlich, direkt bis zu ihnen zu apparieren, da man am Ende sonst noch runterfiel. Hier war ich immer gewesen, wenn ich Streit mit meinen Eltern hatte und das hatte ich ziemlich oft. Warum? Das wusste ich selber nie. Ich dachte sie würden mich lieben und beschützen, auch wenn ich Magie als Verteidigung besaß, doch in all' den Jahren gaben sie mir das nicht. Wahrscheinlich waren sie froh, dass man bei Zauberern und Hexen schon mit siebzehn volljährig war und nicht erst mit achtzehn, wie die Muggel. Sie dachten ich wäre dann endlich selbstständig genug, um mein eigenes Haus zu finanzieren. Sie verstanden nie, dass ich nur dort lebte, weil es am Einfachsten war. Wäre meine Arbeit weiter weg, hätte ich mich sofort los gemacht um ein neues Zuhause zu finden. Aber genau so war es immer. Sie dachten ich würde immer das Einfachste nehmen. Nie irgendein Finger für irgendwas krümmen. Das dachten sie jedenfalls.. Meine kleine Schwester Livia, obwohl 'klein' konnte man sie ja nicht nennen, immerhin war sie nur ein Jahr jünger als ich, und mein Bruder, der drei Jahre jünger als ich war, waren immer treu zu mir... Haben mich immer verteidigt, und mir die Liebe gegeben, die ich von meinen Eltern nicht bekam.

„LOUISE! DU - du... Wo bist du?!!”
Oh nein... Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht, was meinen Eltern nicht gefällt? Ich seufze und gehe aus meinem Zimmer raus, dass eine kleine Abstellkammer ist und bewege mich schleppend langsam mit den Erwartungen auf einen neuen Streit in die Küche. Sie ist nicht sehr groß, da meine Eltern nicht so viel verdienen. Meine Mum zieht mich grob am Arm zu ihr. Kaum das ich vor ihr stehe, gibt sie mir eine schallende Ohrfeige. „Ah, spinnst du?!”
„Ob ich spinne?! Das fragst du deine Mutter? Die dir dein Leben gab?! Bist du mir und deinem Vater nicht dankbar??”
„Könnt ihr mir nicht mal dankbar sein? Für all' das was ich euch immer tue? Was ich euch helfe? Nein? Dann weiß auch nicht mehr weiter..”
Mein Vater kommt auf mich zugestapft und packt mich fest an den Schultern. „Was hast du uns denn jemals geholfen?? Du machst uns das Leben schwer! Mit deiner widerlichen... Magie!!” Er spuckt das Wort förmlich aus. „Du bist nichts weiter als anstrengend! Und jetzt hast du auch noch unser Geschirr kaputt gemacht!! Nie wieder rührst du die Sachen hier an! Du bist doch mit deinen dreizehn langsam alt genug, um zu wissen, was richtig und was falsch ist! Und das einsetzten deiner hässlichen Zauberei ist definitiv FALSCH!!”
Ich schrecke zurück und renne in das Zimmer meiner beiden Geschwister. Es ist wunderschön mit der hellblauen Tapete und hat ein Hochbett. Livia und Deric sitzen auf dem unteren Bett und stehen sofort auf als sie mein weinendes Ich sehen. Sie drücken mich fest und sprechen beruhigend auf mich ein, bis ich endlich aufhöre zu schluchzen. „Danke”, murmel ich und drücke sie nochmal fest. „Danke für alles Schwester - und Bruderherz”, flüstere ich, „ihr seid mein ein und alles!”
„Und deine Gabe? Die Magie?”, wispert Livia. „Ach Engel, du siehst doch was für ein Schaden sie anrichtet..” Traurig senke ich den Kopf und lege mich zusammen mit meinen Geschwistern auf den Boden, der mit Decken belegt ist. Nach ein paar Minuten sind sie eingeschlafen.
Ich hoffe, dass ich sie für immer in meinen Armen halten kann....

Sie waren immer für mich da... Ich vermisste sie so! Ich werde sie nie wieder sehen... Na wie auch, sie waren tot!! Nie wieder werde ich ihre Wärme spüren, wenn sie mich umarmten. Nie wieder ihre beruhigenden Worte in meinen Ohren, wenn sie mich nach einem Streit wieder trösteten.....

Grindelwalds Sicht:

Als mein Mädchen aus dem Raum rannte, war es totenstill. Alle schauten entsetzt auf die Stelle, wo Louise den Raum verlassen hatte.
„Ihr hättet sie nicht beleidigen sollen”, murmelte ich. „Beleidigen...? Wir?” Fragte Grimmson an mich gewandt. Innerlich seufzte ich, jedoch blickte ich ihn nur an, dass er weiß, dass sie alle Louise verletzt hatten. „Sie ist noch beinahe ein kleines Mädchen! Hörst du Grindelwald? Sie weiß nicht was sie tut, ausser dass sie uns von unserem Erfolg abhält!” Zustimmendes Gemurmel ging durch die Runde. „Zu was soll sie fähig sein? Was ist die Absicht sie hier zu lassen? Das einzige was sie geleistet hatte ist, dass sie Credence entdeckte und sie abhauen wollten”, meinte Grimmson sarkastisch. Ich dachte, dass er mit seiner dummen Rede endlich fertig war, doch er setzte erneut an. „Ich dachte wir hätten ein Ziel..? Den Platz in der Welt einnehmen, den wir verdient hatten! Und kein Babysitten für unreife Mädchen spielen! Es hieße doch für das größere Wohl!!” Schon wieder hörte man ein zustimmendes Murmeln, diesmal lauter. „Schluss jetzt!! Wir haben natürlich dieses Ziel! Aber Louise gehört dazu! Hört auf eine Euresgleichen ins Lächerliche zu ziehen! Sie ist eine von uns und das wisst ihr. Sie hat eine besondere Eigenschaft, die keiner von euch hat!” Alle ausser Rosier und Abernathy guckten mich interessiert an. Abernathy und Vinda wussten von ihrer besonderen Fähigkeit. „Sie ist eine Metamorphmagus! Und kann uns bei etlichen Dingen helfen!! Also hört mit euren dämlichen Alberkeiten auf und benimmt euch ihr gegenüber wie normale Erwachsene! Verstanden?” Ein drohende Grinsen huschte über mein Gesicht hinweg. Nun ergriff Vinda das Wort und ein französischer Akzent wehte durch den Raum. „Er hat Recht, das ist euch bewusst. Ich hoffe für euch, dass ihr sie nett behandelt. Dann wird sie mit euch auch netter umgehen. Also Leute wir sind auf dem richtigen Weg. Für das größere Wohl!!” Alle stimmten mit ein und riefen es umher. Ich erhob mich und hoffte, dass Louise bald wieder kommt. Doch ich hielt es für besser, wenn ich sie suchen ging. Ein dunkles Gefühl stieg in mir hoch und ich schloss die Augen. Ich sah Klippen. Und Louise.. Sie weinte.. Ich musste zu ihr. Immer noch umschlossen mich diese dunkle Ahnungen, dass ihr gleich etwas geschehen würde.

Louise's Sicht:

Schluchzend wollte ich mich an den Rand setzen, doch ich glischte weg. Es hatte wohl vor kurzem geregnet.. Ich wollte mich an einen gezackten Stein festhalten, doch auch hier rutschte ich ab. Ich dachte schon es wäre das Ende, als mich zwei starke Arme festhielten, und mich hochziehten. Grindelwald war hier! Er hatte mich schon wieder gerettet! Ich fiel immer noch schluchzend um den Hals. Er drückte mich fest und streichelte sanft über meine Kratzer, die ich eben am Arm abbekam. Nun schüttelte ich mich vor weinen. „Scht”, machte Gellert sanft. „Ist gut, alles ist vorbei.” Ich drückte mich aus seiner Umarmung und steiß ein:„Nichts ist in Ordnung!” raus. „Mein Gott! Ich habe eine ganze Familie verloren!” Er schaute betrübt zu mir. „Der Schmerz lässt nach. Ich verspreche es dir... Keiner kann dich so gut verstehen wie ich. Ich weiß wie das ist”, flüsterte er. „Ach ja?! Weißt du auch wie es ist wenn deine ganze Familie Muggel sind und dich keiner versteht und alle verachten ausser deine kleinen Geschwister?? Weißt du auch wie das ist? Wenn du niemanden hast, der so ist wie du und du mit keinem darüber reden kannst?? Ich hatte das nie! Nie in meinem Leben! Und jetzt versteht mich immer noch keiner und ich bin mittlerweile schon erwachsen!!” Ich fiel auf die Knie und legte mein Gesicht darauf. Er hockte sich neben mich. „Ich will doch gar nicht schwach sein!” Murmelte ich verzweifelt. Er lächelte leicht gequält. „Du bist auch nicht schwach... Herz schau mich an.” Meinte er auffordernd. Ich ließ mein Kopf jedoch weiter hängen. Er nahm seine warme Hand, legte sie an mein Kinn und zwang mich so, ihn anzusehen. „Nur die sich schwach machen lassen sind schwach. Ich jedoch weiß, dass du das nie zulassen würdest.” Grindelwald war mir sehr nah, deswegen konnte ich seine Iris genau betrachten. Gellert merkte dass und schmunzelte warm. „Was ich dir noch sagen wollte ist, dass meine Akolythen sich geeinigt haben, dich besser zu behandeln.” „Klingt ja reizend”,antwortete ich mürrisch. Er seufzte. „Du musst dich aber auch dran halten!” „Aber das Essen hat wirklich ein bisschen nach Socken geschmeckt!” Behauptete ich stur. „Da waren aber keine Socken drin”, erwiderte er genauso stur, als ob er versuchte einem kleinen Kind etwas beizubringen.
„Nein? Wirklich nicht?”
„Nein, wirklich nicht!”
„Dann bin ich ja beruhigt”, nuschelte ich. Er lachte leise. „Komm jetzt!” „Muss ich??” „Ja, los. Beweg deinen Po und erheben sie sich Madam Dickkopf!” Erwiderte er schroff und leicht neckend. Er hielt mir seine Hand hin, die ich ergriff und ein angenehmes Kribbeln breitete sich aus.

Das Unvorstellbare wird wahrWhere stories live. Discover now