Immer und immer wieder entwischt

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Ich sitze in einem Café und schlürfe genüsslich mein Tee. Ich war heute viel unterwegs. Und das in diesem verschifften Wetter. Man würde denken, im Sommer sei es warm. Und jetzt regnet es schon seit zwei Tagen und die Temperaturen haben sich auf Herbst umgestellt. Hier drin war es gemütlich. Und es waren zur dieser Zeit kaum Menschen hier. Also hatte ich auch meine Ruhe und wurde nicht angestarrt. In Gedanken versunken bemerkte ich die Person nicht die das Café betrat. Erst als er sich auf dem Stuhl mir gegenüber niederliess fühlte ich seine Anwesenheit. Meine Gemütlichkeit verwandelt sich sofort in Unbehagen.

"Was willst du?", frage ich Barnes auf der Hut. Er bestellt sich ein Tee ehe er mir antwortet.

"Die Wahrheit", sagt es. Ich sehe ihn immer noch nicht an. Sonst würde mein Gewissen überhandnehmen.

"Tja, nicht jeder bekommt immer was er will. Wie ich, zum Beispiel. Ich will in Ruhe etwas mehr über meine Wurzeln entdecken. Und doch kann ich nichts finden", meine Stimme driftet ab. Ich schrecke erst wieder hoch, als Barnes seine Hand auf meine legt. Sofort ziehe ich sie zurück und richte den perfekt sitzenden Handschuh. Kurz mustert er ihn komisch.

"Was suchst du?", fragt er mich dann. Ich umfasse meine heisse Schokolade und setzte sie an den Lippen an.

"Die Wahrheit. Genau wie du", sage ich und trinke ein Schluck. Es ist offensichtlich, dass ich mich dahinter verstecke.

"Wahrheit über was?", bohrt er nach. Er glaubte mir also nicht. Ich schnaube.

"Denkst du aller ernstes, dass ich es dir einfach so sage? Erstens: Es ist meine Angelegenheit. Und nur meine. Zweitens: Ich weiss nicht wer du bist. Drittens: Ich hilf euch sicher nicht damit tony mich durch die Datenbank jagen kann, und momentan sowieso gerade unser Gespräch aufzeichnet. Wetten, dass gerade alle andern durch das Nano Headset mithören und schockiert sind, das ich davon weiss?" Barnes Auge zuckt und das ist mir Antwort genug. Ich lächle leicht. "Also, ich werde bestimmt nichts sagen."

"Aber, wenn er ja alles finden kann, dann kann er dir ja helfen", meint Barnes bestimmt. Ich nicke anerkennend. Und stelle nach einem weiteren Schluck meine Tasse ab. Er war auf jeden Fall nicht dumm.

"Du hast recht. Aber er kann eben nicht alles finden. Sonst würdest du nicht hier sitzen und versuchen etwas über mich herauszufinden." Ich lehne mich triumphierend zurück und lächle ihn unschuldig an. Ich habe voll ins Schwarze getroffen. Er presst seine Lippen zusammen. Tja, ich bin nicht ein dummes Blondchen.

"Du weisst schon, dass du eines Tages vor Gericht, all deine Taten rechtfertigen musst?", startet er ein weiterer Angriff. Meine Miene verdunkelt sich.

"Ich weiss. Und dass werde ich auch. Aber nicht heute", ich habe meine Miene wieder unter Kontrolle und sehe ihn herausfordernd an. "Und nicht Morgen. Weil ihr mich nicht fangen könnt. Nicht, bis ich es zulasse. Und dass könnte noch eine Weile dauern. Nun, wenn du mich entschuldigst. Vielleicht finde ich eine Goldader an Informationen und wir können, dass alles viel früher als gedacht begleichen." Ich stand auf und lief hinaus. Mein Tee bezahlte ich nicht. Ich wusste, dass Barnes das tun würde. Und es würde ihn kurz aufhalten. Ich hörte ihn aufstehen und fluchen. Dann war ich schon draussen. Ich ging ins Gedränge des Marktes unter und beobachtete, wie Barnes hinausstürzte. Nur um sich entsetzt umzusehen. In dieser Menschenmenge würde er mich nie finden. Er machte ein Schuldbewusstes Gesicht und sprach in das Headset. Er ließ sein Blick ein letztes Mal über die Menge schweifen. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass er mich gesehen hat. Aber dann wendet er sich ab und geht in die entgegengesetzte Richtung.

Ich bin gerade auf den Rückweg von meinem Informanten, als eine Blechrüstung vor mir landet und die Nanopartikel ein Blick auf den Mann hinter der Maske geben. Ich seufze und bleibe theatralisch stehen.

Tell me the truthWhere stories live. Discover now