»War nicht meine Idee, glaub mir.« erwidert Brendon scharf, als er meinen Blick bemerkt. Ich seufze unmerklich, weil ich das erste mal unzufrieden mit Christinas Entscheidung bin. Sie will uns vermutlich nur die Möglichkeit geben uns auszusprechen, doch wenn ich ehrlich bin müsste sie es doch besser von Brendon wissen. Das Wort "ausreden" existiert doch nicht mal in seinem Wortschatz.

Ich greife nach meiner Tasche und setze mich wortlos auf der andere Seite des Autos hin. Dankbarerweise erwidert er die Stille und rast mit Vollgas los, als würde er so schnell es geht ankommen wollen würden, doch es ist mir mehr als Recht. Bald formt sich sogar schon der Gedanke, bei dieser Fahrt mit ihm vielleicht ohne Drama ankommen würden zu können, aber ein kurzes Telefongespräch lässt den Gedanken in Luft aufgehen.

Anstatt nämlich die lange Straße weiterzufahren, biegt er irgendwann in eine Einfahrt, die direkt in den Wald führt. Als sich dann irgendwann das bekannte Haus erkenne, halte ich die Luft an. Es ist nicht allzu lange her, als ich mit Arthur hier war.

»Warte kurz hier.« Nicht schon wieder. Als er aussteigen will, erinnere ich mich daran, was das letzte mal passiert ist, als mir das gesagt wurde.

»Warte!«

Er stoppt in seiner Bewegung und sieht mich mit gehobenen Augenbrauen an, durch seinen Kopfdrehung und der Nähe erkenne ich das erste Mal ein minimalisches Tatoo auf seinem Hals, das ich nicht sofort ausmachen kann. 

»Was?«

»Kann ich mitkommen?« Sein Gesichtsausdruck lässt den Funken Hoffnung in mir in einem einzigen Augenblick erlöschen. Er lacht trocken auf.

»Einmal darfst du raten.« Dann steigt er wirklich aus. Ich ziehe die Option, auf ihn zu hören nicht einmal infrage und steige auch aus. Für kein Geld der Welt werde ich dem Schicksal eine Möglichkeit geben, mich wieder eine gleichartige Erfahrung durchmachen zu lassen.

»Hey-«

»Du wirst mich nicht bemerken, versprochen.« unterbreche ich ihn.

»Ich gebe einen Scheiß auf deine Versprechungen. Steig ins Auto oder ich helfe dir.« faucht er wieder und kommt zu keiner großen Überraschung wirklich auf meine Seite des Autos.

Ich bewege mich augenblicklich in die entgegensetzte Richtung und passe mich seinen Bewegungen an, sodass ich immer auf der gegenüberliegenden Seite des Autos von ihm stehe. Seine nicht auffindbare Geduld lässt das Fangspiel jedoch nur für wenige Momente anhalten, bis er stoppt. In dem Moment kommt eine Gruppe von Jungs aus dem Haus, ein paar von ihnen erkenne ich von dem Frühstück nach der ersten Party wieder. Unter ihnen ist auch der unheimliche Typ mit den Tatoos und dem Piercing, der mich schon letztes mal gegruselt hat. Von denen gibt es viel zu viele, fällt mir auf.

»Zac! Ich muss was erledigen, kannst du das Prinzesschen hier zu uns fahren?« Der Angesprochene belächelt seine Frage, trennt sich von der Gruppe und kommt auf uns zu. Ich rolle bei dem Spitznamen die Augen, weil er sich nicht mal die Mühe macht den ironischen–ja sogar herabwürdigen Unterton zu verstecken.

»Was kriege ich dafür? «

»Sie, wenn du willst.« lacht er, meint es aber nicht als Scherz.

»Nee, ich genieße mein Leben als Einzelkind, danke.«

»Wer hat denn was von einer kleinen Schwester gesagt? Sie ist siebzehn, ich bin mir sicher ihr könnt andere Sachen machen. Vielleicht hast du ja Glück und sie ist noch Jungfrau.« Die Aussage ist wie ein Schlag ins Gesicht.

»Du bist widerlich.« meine Stimme klingt, wie ich mich fühle. Angewidert und empört. Brendon genießt das natürlich und zeigt seine Freude über die Reaktion durch ein hämisches Grinsen.

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