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Lee Jeno

2 Wochen später, Donnerstag

"Dieser Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar.", seufzend stecke ich mein Handy zurück in meine Hosentasche. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass Jaemin abnimmt, aber Hoffnung hatte ich eben trotzdem.

Es ist total komisch. Seit mehr als einer Woche kann ich ihn nicht mehr wirklich erreichen. Es scheint aber alles in Ordnung zu sein, zumindest laut meinem Freund ist das der Fall. Manchmal bekomme ich dann doch noch eine Nachricht, in der er mir mitteilt, dass er viel Stress mit Schule hat. Aber ich schätze, ich sollte ihm einfach glauben.

Jaemin ist zwar eigentlich echt faul, was Schule betrifft, aber jetzt muss er sich wirklich anstrengen. Wiederholt hat er immerhin nicht umsonst und auch seine Eltern wünschen sich natürlich auch, dass es jetzt besser weitergeht. Sie sind echt super lieb und ich weiß auch, dass sie Jaemin niemals zwingen würden, weiter zur Schule zu gehen, wenn er absolut dagegen wäre, aber dennoch wäre es ihnen natürlich lieb. Das weiß mein Freund aber auch und er scheint sich ja wirklich reinzuhängen. Er hat im letzten Jahr echt viel ‚verpasst', also ist jetzt wohl viel neu für ihn.

Trotzdem hoffe ich natürlich, dass er sich nicht zu sehr überlastet und auch mal wieder Zeit für mich findet. Klar, ich kann ihm das nicht aufzwingen, aber vermissen tu ich ihn schon ganz schön.

Gerade befinde ich mich auf dem Weg zum Training. Boxen tue ich mittlerweile eigentlich echt schon ziemlich lange. Es ist ein echt guter Ausgleich zum Stress im Alltags- und vor allem Schulleben.

"Heyy, auch mal wieder da?", begrüßt mich einer meiner besten Freunde Renjun und boxt mir neckend gegen die Schulter. Ich schmunzle lediglich und gebe ihm im Gegenzug ein High-Five, welches er dann aber auch erwidert.

"Jetzt tu mal nicht so. Letzte Woche hab war mein Dad krank und ich musste mich mit kümmern und Dienstag hatte ich viel zu viele Hausaufgaben.", erkläre ich mich. Mein Vater sitzt durch eine Lähmung übrigens im Rollstuhl und deshalb muss ich, gerade wenn eine besondere Situation vorliegt mehr helfen. Allgemein kommt mein Dad aber super gut zurecht und kann sich mit seiner Behinderung abfinden; lacht sogar darüber. Aber natürlich ist er auch öfter auf Hilfe von uns angewiesen. Meine Schwester Hea wollte sogar ihr Studium abbrechen, um mehr für ihn da sein zu können, aber als mein Dad sie dann gefragt hat, ob sie noch alle Tassen im Schrank habe, hat sie es doch gelassen. Unser Dad ist wirklich ein starker Mann.

"Du hast Training für Hausaufgaben geskipped? Jeno, geht's dir gut?"

"Och, jetzt tu mal nicht so. Mein Deutsch-Lehrer ist voll streng und der gibt immer voll viele Aufgaben.", beschwere ich mich, lache dann aber und gehe gemeinsam mit Renjun in die Halle und zu den Umkleiden.

Ich bin in der Schule eigentlich immer ganz gut dabei. Also kein Einserschüler, aber dennoch ganz gut. Hausaufgaben sind allerdings echt ätzend und wenn ich die mal vor dem Training nicht schaffe, ist mir das sonst auch echt egal. Aber wie gesagt, mein Lehrer ist echt streng und nervig und da hab ich die Aufgaben dann doch zu ende gemacht. Was sich übrigens auch gelohnt hat, weil mein Lehrer unsere Ergebnisse eingesammelt hat.

"Ist dir in der letzten Zeit irgendwas an Jaemin aufgefallen?", frage ich während wir uns umziehen. Renjun geht auf die gleiche Schule wie Jaemin und gemeinsam mit Chenle sind die drei anscheinend eine Art Clique. Renjun ist zwar eine Klasse höher als die beiden, Kontakt haben sie aber trotzdem relativ viel.

"Huh? Nichts konkretes, er wirkt nur bisschen angestrengt und müde. Aber das kommt ja ab und zu mal vor. Sollte ich denn irgendwas bemerkt haben?", sagt er und schaut mich daraufhin fragend an. Ich schüttle jedoch meinen Kopf. Es scheint wohl wirklich die Schule zu sein, die meinem Freund derzeit sehr zu schaffen macht.

Nachdem wir uns fertig umgezogen haben, betreten wir die Halle und fangen als alle anderen auch da sind mit dem Training an. Eine ganze Weile werden wir jetzt mit Aufwärmen und Krafttraining verbringen, bevor wir mit dem eigentlichen Boxen beginnen. Aber das stört mich nicht im geringsten, denn mir macht alles Spaß und solange ich mich fit halten kann, ist das umso besser.

Nachdem ich rund drei Stunden später wieder zu Hause bin, esse ich dort erstmal mit meinen Eltern zu Abend. Hea studiert in Daejeon, was etwas weiter von Seoul weg ist. Deshalb ist sie wenn überhaupt nur am Wochenende zu Hause. Falls nicht telefonieren oder videochatten wir.

Als wir fertig sind, helfe ich meiner Mum noch beim Abräumen, wünsche beiden eine gute Nacht und begebe mich dann in mein Zimmer. Schlafen gehen tue ich aber noch nicht, denn jetzt werd ich erstmal eine Runde zocken. Dabei muss ich dann nur immer aufpassen, dass ich die Zeit nicht vergesse und dementsprechend nicht zu spät schlafen gehe.

Aber das wird schon.

sweet lies - nominWhere stories live. Discover now