𝐓𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲 𝐭𝐡𝐫𝐞𝐞

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Ich sah die Handgreiflichkeit kommen, bevor sie eintraf und stand augenblicklich neben den zwei streitenden Parteien. Meine Hand griff sich jeweils eine der Handgelenke - fest. Einem normalen Bürger hätte es Schmerzen zubereitet, bei diesen beiden reichte es jedoch lediglich, um die zwei zum Aufsehen zu bewegen. „Meint ihr nicht, es wäre besser dieses Gespräch morgen früh fortzusetzen?"

Quasi gleichzeitig entzogen mir die erwachsenen Kinder ihre Handgelenk. Ich fand es gar amüsant, wie sie sich stritten ohne jeweils Schuld bei dem anderen finden zu können. Sie stritten lediglich des Streites Willen. Mit meinen Fingern rieb ich mir über die brennenden Augen. Von der Seite spähte das Feuer zu mir rüber, doch ich sperrte es aus meinen Gedanken. Auch die Blicke der Mitglieder verscheuchte ich aus meinem Kopf.

Ohne noch ein weiteres Wort an einander zu wenden, drehten sie sich um und legten sich mit möglichst viel Abstand von einander hin. Die anderen entspannten sich. Unbeachtet stand ich mitten auf dem Platz und ließ die Ruhe in meine Glieder einkehren. Meine Augen nahmen den Schein des Mondes auf, der mir an diesen Abend unnatürlich hell erschien. Es gab wenige dieser Momente in meinem Leben. Einfache Existenz-Momente, denen man wenig Bedeutung eingestehen musste und doch waren es die Momente, die das Schöne der Welt offenbarten. Die Seltenheit machte sie so rar. Es gab wenig, dass diesen ruhigen Augenblicken das Wasser reichen konnte.

Ein ehrliches Lächeln legte sich über mich und die Nacht, während ich die frische Luft genoss. Dann endete der Moment, leise und heimlich ohne Verabschiedung und verschwand mit den gleitenden Wolken. Prasselnd hielt nichts mehr meine Gedanken davon ab, sich auf mich zu stürzen.

Ich stellte mir die selben Fragen, wie Jk nur kurz zuvor tat. Wie hatte er uns entwischen können? Uns - mit Sicherheit fünf der gefürchtetsten Männer unserer Welt. Wie hatte er es geschafft? Gleich zwei mal? Wie konnten wir so unsichtig werden, so unvorsichtig und rücksichtsvoll. Wir hätten ihn einfach die Glieder zusammenbinden sollen und ihn hinter uns herlaufen lassen, wie ein Pferd. Seufzend betrachtete mich der Mond, als hätte er Mitleid mit meinem brummenden Kopf. Geräuschvoll atmete ich aus, zu Beginn hätte ich das vielleicht vorgeschlagen, aber mittlerweile fiel es mir schwer, die Situation resigniert zu betrachten.

Der Prinz hatte bereits angefangen mit seiner herzlichen, zerstreuten und unwissenden Art mein schwarzes Herz bunt zu färben. Die schwarze Farbe tropfte, selbst bei dem Gedanken an sein warmes Lächeln. Es gab kaum noch Menschen wie ihn. Unberührt vom Hass und dem Dunklen der Welt. Und das, obwohl er mit seinem Bruder aufgewachsen war. Kaum vorzustellen, wie rein seine Seele sein musste. Es war, als hätte das Dunkle einen Stern übersehen und nun strahlte er für jeden anderen ausgelöschten Punkt am Himmel mit. Seine Hände waren sauber, kein Vergleich zu meinen, die man unter dem getrockneten Blut kaum noch erkenne konnte.

Unangenehm zog es an meinem Herz, weshalb ich den Gedanken aus meinem Kopf schüttelte.
Vielleicht fühlte ich mich ihm auch nur so verbunden, da wir die selben Herkunft teilten. Ich war schon immer besessen davon, andere wie mich ausfindig zu machen. Einerseits um der Einsamkeit zu entrinnen, anderseits um diese innere Ungeduld loszuwerden. Mir lief es kalt den Rücken runter, wenn ich überlegte, wie mir einst die Kontrolle entronnen war.

Mein Griff verfing sich in meinen Haaren, die mich müde ins Bett zerrten. Ich folgte dem Verlangen und legte mich zurück auf den Boden. Hell strahlte mir der Mond entgegen. Etwas schien mir ungewöhnlich an dieser Nacht, lauern, beobachtend, doch Gefahr konnte ich weiterhin nicht ausmachen.

Ich zählte meinen Atem und zwang jeden einzelnen meiner Glieder zur Ruhe. Meinem Befehl nach verfiel ich dem Schlaf, der seine Krallen über mir zusammenschlug. Zusammen mit dem hellen Strahlen des Mondes und den Flattern des Feuers ließ ich mich von meinem Traum tragen.
Der mich zu dem schlagenden Herz eines Jungen brachte.


𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt