Willkommen zu Hause

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Erstaunt sah ich meinen Freund an. "Was hast du denn erwartet?", lachte ich. "Keine Ahnung..." "Jetzt, wo ich mit meiner Mutter hier alleine lebe, ist es noch leerer als zuvor. Ohne Ander hat sich Vieles hier verändert." "Warum vertragt ihr euch nicht einfach?" "Als wäre das so einfach. Du weißt doch selbst, das wir einen wirklich heftigen Streit hatten. Und die Sachen, die er gesagt und getan hat, hatten es wirklich in sich. Warum sollte ich mich also bei ihm entschuldigen?" "Keine Ahnung, ich bin doch selbst eine sehr sture Person. An deiner Stelle würde ich mich auch nicht entschuldigen", meinte Sweet Pea. "Siehst du..." 

Ich kuschelte mich fester an ihn und sagte: "Jetzt kann ich auch endlich wieder richtig schlafen." "Konntest du das davor etwa nicht?", fragte er überrascht. "Wie denn? Du warst im Krankenhaus und zu Hause hatte ich mich auch nicht wohl gefühlt", erklärte ich, ohne wirklich darüber nachzudenken. "Warum hast du dich zu Hause nicht wohl gefühlt, Anni?" Mit einem kritischen Blick  musterte er mich. "Oh...nicht so wichtig", log ich. "Wie oft denn noch. Du kannst nicht lügen, also rück raus mit der Sprache." "Abgesehen von meinen Albträumen, hatte ich mich... irgendwie beobachtet gefühlt." "Warum hast du mir nicht davon erzählt?", fragte Sweet Pea wütend. "Dir ging es doch selbst nicht besser, da wollte ich dir nicht noch meine Probleme anhängen." 

"Das ist doch Bullshit! Was ist in deinen Albträumen passiert?" "Ich habe fast jede Nacht davon geträumt, wie du erschossen wirst. Jedes Mal direkt vor meinen Augen." Sweet Pea schüttelte seinen Kopf und meinte bestürzt: "Hätte ich diesen Kampf nur nicht angefangen. Dann hätten wir diese ganzen Probleme jetzt nicht." "Jetzt hör doch auf. Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass dir die Schuld an all dem gebührt?" "Und warum fühlst du dich beobachtet?" "Ich weiß nicht. Irgendwie bekomme ich immer wieder so ein Gefühl, als würde jemand von draußen in unser Haus schauen. Seitdem habe ich Angst allein zu sein." Jetzt drückte Sweet Pea mich fester an sich. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich werde nicht von deiner Seite weichen." "Das weiß ich zu schätzen."

Am nächsten Tag musste ich Sweet Pea leider alleine lassen, da ich ja zur Schule musste. Jetzt, wo ich wusste, dass es Sweet Pea wirklich besser ging und, dass er sicher bei mir zu Hause war, konnte ich schon etwas erleichterter durch die Flure der Schule gehen. Direkt am Anfang der Pause lief ich zu Mr. Stranges Klassenraum, da wir ja ein zweites Treffen ausgemacht hatten. Wie schon so oft, klopfte ich an seiner Tür, bevor ich eintrat. 

"Guten Morgen, Anni", sagte er gut gelaunt. "Guten Morgen", begrüßte ich ihn ebenfalls. "Wie ich sehe, geht es dir besser, jetzt wo Sweet Pea aus dem Krankenhaus entlassen wurde." "Ja, das stimmt. Ich konnte auch endlich richtig einschlafen und bin nicht mitten in der Nacht schreiend wieder aufgewacht." "Keine Albträume?", fragte mich Mr. Strange. "Nope, diese Nacht nicht." "Das ist gut zu hören. Hoffentlich bleibt das auch so." "Ich hatte schon vergessen, wie es ist, wenn man sich wohl fühlt", sagte ich leise und erinnerte mich an die ganzen Abende allein zu Hause. "Also geht es dir jetzt wirklich besser?", fragte Mr. Strange mich immer noch besorgt. "Jetzt, wo Sweet Pea wieder da ist, geht's mir auf jeden Fall besser." 

"Wenn das so ist..., dann frage ich dich jetzt, was an dem Tag passiert ist, als Sweet Pea angeschossen wurde?" Ich wusste doch, dass er mich das fragen würde. Da ich nicht direkt mit der Sprache raus rückte, fügte er hinzu: "Ich bin der einzige Lehrer, der davon wirklich was weiß. Den anderen Lehrer wird vorgegaukelt,  dass das Blut im Flur und der Schuss alles nur ein Streich von den Footballern war." Erstaunt sah ich Mr. Strange an. "Ist das Jasons Idee gewesen?", fragte ich, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass er es war. Mr. Strange nickte. " Die Footballer haben die ganze Schuld auf sich genommen und haben als Strafe Nachsitzen erteilt bekommen", erklärte er. 

Auch wenn die Bulldogs die Serpents aus dem Spiel raus gelassen hatten, Helden waren sie trotzdem keine. Mr. Strange sah mich erwartungsvoll an, weswegen ich anfing zu sprechen: "Ich hab nicht viel davon mitbekommen. Während der Schlägerei wurde ich von Archie raus gebracht. Draußen hat mir Veronica erzählt, dass... Sweet Pea angeschossen wurde. Als ich ankam, war er weg." "Danke, dass du es mir erzählt hast, Anni." Ich nickte nur. "Da die Pause gleich vorbei ist, lass ich dich dann mal gehen. Aber bitte, wenn dir wieder etwas auf dem Herzen liegt, erzähl es mir. Ich bin für dich da." "Das weiß ich sehr zu schätzen. Danke", sagte ich und verließ sein Klassenzimmer.

Ich lief zu meinem Spint, um meine Bücher, die ich für heute nicht mehr brauchte, rein zulegen. Gerade, als ich die Tür schloss, merkte ich, wie sich jemand neben mich stellte. "Du bist Annissa Castell oder?" Verwirrt sah ich die Neue an, die mit ihrer weißen Shorts und einem schwarzen mit Schmetterlingen versehenen Oberteil neben mir stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. "Wer will das wissen?", fragte ich sie und drehte mich zu ihr um, nachdem ich meinen Spint geschlossen hatte. "Du kennst mich wahrscheinlich noch nicht. Ich bin Liz Dorelia. Ich bin aus Chicago hierher gezogen." Warum erzählte sie mir das? Bisher hatte ich mich nicht wirklich für sie interessiert. 

Als ich nichts sagte, fuhr sie fort. "Ich will dich verstehen. Weißt du, seit ich hier bin, habe ich gute Freunde gefunden. Einerseits Cheryl..." Ich hatte das Gefühl, dass mir mein Essen vom Mittag gleich wieder hochkommen würde. "... und andererseits Jason, der mir wirklich leid tut. Ich verstehe so welche Menschen wie du einfach nicht." "Was willst du von mir?", fragte ich genervt. "Jason hat mir erzählt, was zwischen euch abgelaufen ist und naja, da wollte ich dir einfach mal meine Meinung über dich sagen." Bevor sie weiter reden konnte, lief ich einen Schritt auf sie zu und sagte ihr klar und deutlich: "Ich sag dir mal eins. Du weißt überhaupt nichts von mir und laut mir kann das auch gerne so bleiben. Ich weiß nicht, was Cheryl und Jason dir in deinen kleinen Kopf gepflanzt haben, aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass du dich lieber nicht mit mir anlegen solltest." 

Liz sah mich nur abwertend und mit zusammen gebissenen Zähnen an. "Da wir das jetzt hoffentlich geklärt haben, gehe ich jetzt", meinte ich und rammte mit Absicht beim Vorbeigehen ihre Schulter. Während ich zu Jughead und Veronica lief, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich diese Liz irgendwo schon mal gesehen hatte. Doch mir wollte einfach nicht einfallen, woher. Kurz bevor die Pause endete, traf ich auf Veronica und Betty und erzählte ihnen, was gerade passiert war. "Das hat sie gesagt? Die ist ja schneller mutiert, als ich dachte", meinte Betty irritiert. "Wenn diese Liz dich jetzt auch andauernd fertig machen wird, lege ich mich mit der Bitch an", sagte Veronica. Nachdenklich erklärte ich: "Ich habe sie irgendwo schon mal gesehen. Sie meinte, dass sie aus Chicago käme, aber dort war ich noch nie. Warum kommt sie mir dann so bekannt vor?" "Vielleicht vertauscht du sie auch einfach mit jemanden", sagte Betty schulterzuckend. "Kann sein", murmelte ich daraufhin nur, jedoch war ich mir recht sicher, ihr Gesicht schon mal gesehen zu haben.


Losing YourselfWhere stories live. Discover now