Four

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Lange Zeit fuhren wir schon und schwiegen. Mein klägliches Weinen hatte sich langsam eingestellt und prompt wurde mir klar, wie peinlich und weich das von mir war.

Ich hätte stark bleiben sollen, dachte ich mir beschämt, während ich meinen schmerzenden Kopf flehend um Hilfe gegen das schwärzlichen Fenster lehnte und wehleidig beobachtete, wie wir an Hunderten der verschiedensten Bäumen vorbei fuhren.

In der Dunkelheit sah es furchtbar gruselig und schaurig aus, wenn man an einem dichten Wald vorbeifuhr, vor allem wenn kein einziges anderes Auto über die leere Straße bretterte.

Ich konnte immer noch nicht fassen was passiert war. Das, was eigentlich nur in den schlimmsten und kühnsten Träumen oder Filmen vor kommt, war mir soeben passiert.

Ich wurde entführt. Keiner sagte mir warum oder wohin. Schrecklich war das Gefühl und es lehmte meinen ohnehin sensiblen Körper.

Dantorian machte sich bestimmt schon Sorgen und womöglich würde ich ihn nie mehr wiedersehen.

Kein Junge mehr, der mich in den Arm nehmen würde. Keiner mehr der mich beschützen und lieben wird. Keiner mehr, der für mich da sein wird und in mich hineinschauen könnte.

Bei dem grausamen Gedanken bekam ich wieder einen Klos im Hals und meine Augen röteten sich wieder, doch ich durfte nun keine Schwäche mehr zeigen.

Bestürzt riss ich meinen Blick von dem unendlich langen Wald los und sah mich heimlich im Auto um, wobei ich nervös mit meiner gefesselten Hand gegen den weichen Sitz kratzte.

Vorsichtig betrachtete ich den Fahrer den der lockige Junge Finn nannte. Er hatte blondes wirres Haar und kirre, aufmerksame Augen die unruhig auf die leere unbeleuchtete Straße gerichtet waren.

Er wirkte generell ziemlich aktiv und zappelig auf mich, dennoch hatte er noch kein Wort gesagt.

Den Mann der neben mir mit der grauen angst einflößenden Waffe saß, konnte ich nicht mustern, das wäre zu auffällig und riskant gewesen.

Ich schaute mich daher unsicher genauer im Auto um, ob es nicht irgendwelche Anzeichen auf Fluchtmittel gab, doch vergebens.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, dachte ich mir erschöpft.

In mir herrschte das reinste Chaos aus den verschiedensten Gefühlen, sodass es mir schwer fiel noch Kontrolle über meine Gedanken oder mein Handeln zu haben.

Zitternd legte ich meine dunkelbraune Strähne hinters Ohr, als im selben Moment plötzlich stark gebremst wurde, weswegen ich kräftig gegen den vorderen Sitz gerammt wurde.

Erschrocken zog ich mein Gesicht zusammen, wobei Leonard mich kräftig wieder am Nacken packte und mich grob auf den Sitz zurück schubste.

Ich quieckte schmerzvoll auf und kniff meine Augen heftig zusammen, weswegen farbige mystische Punkte vor mir im Schwarzen tanzten.

Etwas kaltes lief meine Stirn, die schmerzend pochte, hinunter. Blut?

"Scheiße!!!", fluchte Finn laut auf und schlug aggressiv gegen das Lenkrad. Verängstigt drückte ich mich tiefer in den Sitz. Mir wurde schwindelig.

"Was zum Henker ist pass...", fragte Leonard entsetzt, doch Finn war schon aufgebracht ausgestiegen und hatte sich vor das Auto gestellt ohne die Tür wieder zuzuschließen. Die Kälte füllte sofort das ganze vorherig muckelig warme Auto.

Der lockige Junge tat es ihm verwundet nach und stellte sich in der kalten Herbstnacht neben Finn. "Fuck...", flüsterte er mit aufgerissenen Augen, wobei eine Wolke aus seinem Mund kam.

Weißer Dampf stieg gespänstisch auf. Innerlich schrie ich glücklich, der Wagen war eventuell Schrott!

Wütend trat Finn gegen das Auto, fluchte laut und kaute außer sich auf sein silbernes Piercing an der Unterlippe.

Leonard schaute wissbegierig aus dem Fenster und fragte erneut laut: "Was ist passiert?" Der lockige Junge verzog traurig und geschockt sein Gesicht und antwortete:

"Wir haben ein Wildschwein überfahren. Ich glaube der Kühlschlauch ist im Arsch."

"Jetzt nicht wirklich oder?", entgegnete Leonard entsetzt und verärgert, wobei er mich kurz finster anguckte, weil ich zusammen zuckte als ich hörte das ein unschuldiges Geschöpf gestorben war, nur wegen unmöglich assuzialen Leuten, die anderer Menschen Leben zerstören.

"Ich schätze", ergriff Finn dessen Unterlippe schon ganz rot war, da er schon lange intensiv darauf rum kaute das Wort, "wir müssen die nächste Stadt aufsuchen und Isolierband holen um es wieder fest zu machen. Einer muss dann im Auto bei der Göre bleiben. Es wäre zu riskant sie hier zu lassen, geschweige denn sie mitzunehmen."

Ich schnappte empört nach Luft als ich das Wort "Göre" vernahm und hätte ihm am liebsten lautstark meine Meinung gegeigt, hätte der muskulöse Junge mir nicht den Mund zu gehalten.

"Ich bleibe bei ihr.", sagte der lockige Junge leise. Er sagte es so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob ich mir das nicht vielleicht nur eingebildet hatte.

Er lächelte mir hinterlistig zu und seine Augen bekamen ein Glänzen, dass mich ganz unwohl machte, als er hinzu fügte: "Wir werden bestimmt eine menge Spaß miteinander haben."

Eine Gänsehaut durchfuhr meinen Körper, mein Herz schlug vor Panik rasend schnell, aber ich schaffte es trotzdem noch ihn giftig anzugucken.

Leonard räusperte sich laut, damit der rehäugige Junge wieder aufmerksam wurde und brummte: "Ist ja alles schön und gut, aber wohin mit dem Auto und dem Dings... äh... Schwein?"

Der blondhaarige große Junge blickte ihn genervt an: "Na was wohl du Idiot? Wir schieben den Wagen in den Wald wo den keiner sieht. Vielleicht hinter nem Busch oder so. Und das Schwein...", er sah zu Boden und blickte angewidert wieder auf,  "ebenfalls."

Leonard und der Junge nickten, worauf Leonard ausstieg und zusammen mit den anderen sich vor den dampfenden Wagen stellte.

Nachdem der lockige Junge "Los" gesagt hatte, schoben sie mit großem Kraftaufwand den Wagen tief in den gruseligen, kalten Wald, wie auch das Schwein.

Ich sprach die ganze Zeit während sie fluchten und besprachen wie weit die nächste Stadt denn entfernt sei, kein einziges Wort, sondern betete heimlich zu Gott, dass ich wieder lebend hier raus kam, schließlich hatte es eh keinen Zweck zu schreien, weil keiner hier war.

Vielleicht verriet mir der geheimnisvolle lockige Junge ja etwas darüber wohin sie mich brachten oder sagte mir seinen Namen. Doch obwohl ich ihn noch am meisten 'mochte', hatte ich auch gleichzeitig am meisten Angst vor ihm.

Er hatte diese Autorität... dieses Auftreten, dass mich kleinlich machte.

Nach langer Zeit der Besprechung die ich belauschte, machten sich Finn und Leonard auf dem Weg und verschwanden in den Tiefen des nebligen dunklen Waldes.

Hoffentlich kamen sie nie wieder, dachte ich mir, sah nur noch zwei kleine Punkte, bis sie ganz verschluckt wurden von der Schwärze der Nacht.

Kurz darauf horchte ich auf das Geräusch hinter mir. Die Autotür ging mit einem lauten Knacken auf und jemand setzte sich neben mich.

Ich drehte mich nicht um, ich ignorierte es stattdessen. Die Autotür wurde wieder zugeschlagen und nun gab es nur noch ihn un mich.

Ich bekam soviel Angst, dass ich nur noch stockend Luft bekam. Eine tiefe Stimme hauchte amüsiert direkt neben mein Ohr:

"Jetzt sind wir ganz allein."

→Hallooo!! :3 Es tut mir SO LEID, dass jz länger nichts mehr von mir kam, ich hatte aber kaum Zeit wegen Weihnachten weiter zu schreiben, wisst ihr? Soorry! :( Und was habt ihr so bekommen? :) :D

AbductionWhere stories live. Discover now