Thirty One

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Noch immer schwitzend und mit kreidebleichem Gesicht, versuchte ich so normal und locker wie es ging rüber zu kommen, als ich bemerkte wie das alte Paar nun nur noch ein paar Meter entfernt war.

Wenn ich etwas falsch machen sollte, würde den Leuten etwas passieren, aber... falls Finn die dann umbringen sollte, würde es doch jeder sehen! Was hätte er davon? Ich sah mich nochmal so unbemerkt wie ich konnte um, sah auch 7 Leute, die es bezeugen könnten.

Könnte ich im Prinzip nicht absichtlich etwas falsch machen, sodass er versuchte die Leute umzubringen, während ich es verhinderte? Nein, das wäre zu riskant für die Menschen. Allein der Gedanke war absurd.

Aber ich durfte doch nicht zulassen, dass, falls die Menschen mich nicht erkennen sollten oder die Polizei riefen, sie mich wieder mit nahmen. Dann wäre noch eine Chance vertan! Mir musste etwas einfallen!

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Thrase mit seinem Ellenbogen so unauffällig wie es ging die Tür wieder zu machte.

Muss der Mann das nicht gesehen haben? Hoffnungsvoll sah ich in das Gesicht des Mannes, doch konnte daraus kein Entschluss ziehen, da in diesem sowieso nichts als Wut zu erkennen war, doch der Blick der Frau eher tadelnd und hochnäsig.

Ich schielte zu Finn und sah wie er vorsichtig sein Handy raus holte, während er den Leuten, als hätte er sie nicht bemerkt, den Rücken zu wandt, um schnell, ohne das ich erkannte was genau er darauf machte, darauf rum tippte.

Nun war es soweit.

Der alte Mann, dessen blass braunen Augen funkelten, stand nun unmittelbar mit krummem Rücken und wirren weißen Haaren vor uns und sagte, mit unerträglichen Lautstärke:

"Ey geht weg von meinem Auto! Was habt ihr hier zu suchen?!"

Da ich ganz nah neben ihm stand, roch ich dabei seinen säuerlichen Atem und konnte ganz genau seine gelben Zähne sehen, sodass mir zum würgen zumute war. Mein Herzklopfen stieg mir zu Kopf, was sollte ich machen?

Urplötzlich, nachdem der ältere Herr sich groß machte und uns alle böse an funkelte, drehte Finn sich wieder um. Ich sah ihn für einen kurzen Moment verdutzt an.

Seine Haltung war auf einmal unglaublich gelassen und ruhig, was ihm überhaupt nicht ähnlich war und seine Augen glänzten gespielt freundlich, während ein zuckersüßes Lächeln über seine pepiercten Lippen glitt. Er schien wie ein komplett ausgetauschter Mensch, wie ein ganz normaler und netter Jugendlicher.

Konnte er echt so gut schauspielern?

"Wir haben bloß ein paar Fotos gemacht.", log er kurzerhand danach unschuldig und beäugte aufmerksam die Frau die ihre Nase rümpfte.

"Aha und warum hocken Sie sich dafür direkt vor die Autotür? Wissen Sie, bei solchen Jugendlichen wie ihr es seit, sieht man schon das ihr nichts als Unfug und Respektlosigkeit im Sinn habt! Ihr wolltet das Auto sicherlich zerkratzen oder gar stehlen!",

meckerte die alte Frau, die mit aufgerissenen Augen ihre große Brille zurecht rückte.

Obwohl ich vom tiefsten Herzen hoffte, dass sie endlich die Polizei riefen oder mich erkannten, waren diese Menschen auf mich unglaublich unsympathisch und ich wünschte mir, sie würden einfach verpuffen.

"Ach was!", schnappte Finn empört auf und schien sich direkt an die Leute anzupassen und schaute sie mit lieblichen Augen an, "Wir haben uns hingehockt, weil sogar an den Reifen so gut wie kein Dreck ist! Ein so sauberes Auto hab ich irgendwie noch nie gesehen. Aber ich will ja jetzt nicht schleimen, vermutlich..."

Plötzlich schien er damit etwas Besonderes gesagt zu haben, denn der Mann unterbrach ihn, indem er den Finger hob und den blonden Jungen mit einer Begeisterung an starrte:

AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt