Twenty Seven

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Finn schien nicht auf den Satz eingehen zu wollen, denn dieser schlich zusammen mit Thrase und mir schnell zum halbfertig gebauten Haus, dass durch den Staub und den Kränen ziemlich verlassen und heruntergekommen aussah.

Ein altes und vergilbtes Schild stand vor dem Bauwerk, worauf stand das Samstags und Sonntags dort keine Bauarbeiten stattfanden.

Heute war Samstag.

Langsam nicht mehr verwundert über mein maßloses Pech, lief ich gezwungen hinter Thrase her, über den unebenen Boden, der voll mit Steinen und anderen Baumaterialien war und dessen Luft in der Umgebung so staubig gewesen ist, dass ich tatsächlich aufhustete.

Schnell joggten wir über den Asphalt, wobei ich das Gerüst, dass um das Haus gebaut war, gründlich fokussierte. Als Kind konnte ich nie verstehen wie Bauarbeiter den Mut hatten darauf rum zu laufen, wegen meiner Höhenangst.

Unglaublich das ich überhaupt lebend von diesem Dach auf dem wir rum geklettert sind, runter kam! Augenblicklich kam mir wieder das Bild vor Augen, wie ich panisch mit meinen verkrampften und verschwitzten Händen die Ziegel hinunter glitt, auch das Bild dieser unendlichen Tiefe, die unter meinen Füßen lauerte und schluckte bei der Erinnerung laut auf.

Als ich den Gedanken so gut es ging abschüttelte, stellte ich fest, dass wir schon fast am Haus angelangt waren und Finn einen Gang zulegte, während Nervosität in seinem Gesicht zu sehen war, entweder wegen der Angst entdeckt zu werden oder wegen der Angst, was Thrase ihm gleich zu sagen hatte.

Finn.

Der Mörder. Der Psychophat. Warum war Thrase überhaupt mit ihm befreundet? Warum wurde Finn überhaupt für den "Auftrag" genommen, wenn er doch sichtlich Probleme macht, durch seine Anfälle? Warum hat er überhaupt diese Krankheit... dieses Problem?  Eigentlich war er für mich bloß ein einziges großes Rätsel und vollkommen unberechenbar.

Mal ist er der bestimmte und aufmerksame blonde Junge gewesen und im nächsten Moment der großpupillige, aggressive und stimmenhörende Psychophat. Mir war beim besten Willen nicht bekannt, welches psychische Problem das sein sollte.

Als wir das Haus betraten, bemerkte ich, dass die grobe Raumaufteilung schon gebaut worden war. Überall standen bereits Mauern, somit also leere Räume ohne Türen oder Fenstern. Das Haus spiegelte mit den weißen Steinwänden und rostigen Gittern genau die Verlassenheit wider, wie sie bereits im ganzen Viertel vorhanden war.

Ob es wohl mal ein schönes Haus wird? Langsam setzte ich einen Schritt auf den Nächsten und versuchte dabei die Krämpfe, die meine Füße vor lauter Anspannung der letzten Tage und Stunden bekamen, zu ignorieren und mich weiter um zu gucken.

Vom ganzen Staub in der Luft wurde mein Hals trocken und meine Augen fingen an zu brennen und zu tränen, als ich erneut aufhustete, wobei mein Hals sich brennend zusammen zog. Da fiel mir auf, wie lange es her war das ich was getrunken habe.

Zuletzt hatte ich das, als das Auto im Wald stehen blieb, kurz bevor Thrase und ich durch den Wald liefen, und da auch nur 2 Schlücke!

"Wir setzen uns am besten da in die Ecke", holte mich Finns Stimme aus meinen wiederholten Tagträumen, "Dort kann niemand in der Nähe rein gucken."

Gesagt, getan.

Sofort liefen wir zur Ecke einer Wand und der Mauer, wo es etwas dunkler war, da nirgends in der Nähe eine Öffnung in der Wand war. Augenblicklich griff mich Thrase fester, als wir uns hin saßen und ich meinen stocksteifen Rücken gegen die Wand lehnte, denn kaum konnte ich ausatmen, holte Thrase erneut seine Handschellen raus und machte sie mir mit den Händen hinter dem Rücken wieder fest.

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