Twenty five

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Thrase pov

"Scheisse, die kommen gleich...", murmelte Thrase verzweifelt neben Loreen und sah schweißgebadet zur Straßenecke, aus der jeden Moment ein Polizeiwagen fahren könnte und sie mitnehmen könnte.

Ungeduldig und vollkommen unter Stress blickte er zum Baum, wo sich Leonard schon vorsichtig und mit zitternden Knochen runter rangelte, bis er schließlich auch seine Füße auf den nassen Rasen setzte.

Erneut schaute Thrase wie bei einer automatischen Bewegung zur Kreuzung und sah vor seinem geistigem Auge, wie das blau-weiße Auto auf sie zu raste. Er wollte noch nicht in den Knast.

Er wollte frei bleiben.

"Warum klettert Finn nicht?!", hörte er Leonard zischend und verzweifelt flüstern und starrte geschockt zusammen mit ihm zum Dach, wo Finn stocksteif vor dem Baum stand und kreidebleich und panisch seine blutende Hand begutachtete.

Der verängstigte blonde Junge blickte verzweifelt zum Baum und wieder zu ihnen hinunter, sah mit seinen hoffnungslosen und glitzernden Augen in die von Thrase, vollkommen leidend und entschuldigend.

Thrase wusste was los war.

Finn konnte nicht runter klettern mit der Verletzung.

Erneut hörte er eine Tür zuknallen und einen Motor starten, woraufhin Finn die Augen schloss und versuchte sich zu beruhigen mit tiefen Luftzügen. Ihm musste schnell eine Idee kommen!

"Thrase... Hör mal, ich weiß ja, der ist dein Freund und so weiter...", begann Leonard vorsichtig seinen Satz, während Thrase abwesend und unruhig nach einer Möglichkeit suchte seinen Freund runter zu holen, "Aber die Polizei kommt jeden Moment, wir müssen hier weg! Besser wenn nur einer festgenommen wird. Wir müssen den zurücklassen und zusehen das wir selbst unseren Arsch retten!"

Die Worte hallten in seinen Ohren wider und für einen kurzen Moment realisierte er kaum den Satz von Leonard, der vollkommen absurd war, wenn er sich denn nicht verhört hatte.

Wie in Zeitlupe drehte sich Thrase zu Leonard um und schenkte ihm finsteren Blickes seine vollkommende Aufmerksamkeit, wobei er anhand des verräterischen Blickes erkannte, dass er sehr wohl den Satz verstanden hatte.

Er konnte nicht glauben was er gerade gehört hatte. Plötzlich vergaß er die ganze Hektik, die ganze Hoffnungslosigkeit, die ganze Angst oder den Stress.

Wie aus dem Nichts spürte er bloß vollkommende Enttäuschung und Hass auf den Jungen, der Loreen fest am Handgelenk hielt und mittlerweile skeptisch ein paar Schritte zurück schlürfte.

"Keiner...", flüsterte Thrase bedrohlich und finster, "wirklich keiner wird hier im Stich gelassen, kapiert? Weder du, noch ich, noch Finn oder Loreen! Wir bleiben alle zusammen! Entweder schaffen wir es alle, oder wir sitzen alle im Knast.
Also halt deine Klappe mit deiner "Ach wir schaffen es nicht, komm wir machens wie in den dramatischen Filmen und lassen unseren Freund im Stich" Predikt und pass auf Loreen auf!" Thrase spuckte die Worte wütend und ausser Fassung aus, wobei er kurz davor war den ängstlich drein sehenden Leonard am Kragen zu packen und umzuhauen.

Die Aktion war zeitschändernd, das erkannte er kurzerhand daran, als die Sirene plötzlich bedrohlich nah kam und Leonard ihn bereits vorwurfsvoll ansah, mit der puren Angst in den Augen.

Mit diesen Worten wandte er seinen Blick von diesen ab, setzte seinen Fuß tief luftholend nach vorne und rannte los. Ohne Vorwarnung, ohne Plan, ohne Verstand, nur das Ziel war da.

Thrase rannte so schnell er konnte und vernachlässigte alles um sich, konzentrierte sich bloß darauf nun den morschen Baum hoch zu klettern, während er hörte wie die Polizeisirenen wieder an gingen und die Wagen losfuhren.

Er würde Finn niemals im Stich lassen, nicht mal in seinen kühnsten Träumen, egal was er anstellen würde. Thrase musste ihm helfen.

Mit verschwitzten Handflächen und purem Adrenalin kletterte Thrase über die Rinde des Baumes, die ihm die Haut an manchen Stellen bereits abscharbte und rangelte mit Mühe, wie auch mit Ehrgeiz seinen schweren Körper über den Baum.

Als er oben angelangt war und den letzten Ast fest in die Hand nahm, sodass er spürte wie die Splitter seine Hand durchbohrten, wie auch die Angst sein Herz, verstand Finn sofort und lehnte sich vorsichtig, dennoch so schnell und leise er konnte, auf Thrases Schulter und klammerte sich an diesen.

Das schwere Gewicht das nun auf seiner schmerzenden Schulter ruhte machte ihm zu schaffen, ließ ihn aber trotzdem nicht entmutigen, sondern kletterte dadurch tüftig weiter, wobei er den Herzschlag Finns ganz intensiv am Rücken spürte.

Sie würden es schaffen. Gemeinsam.

Er wollte das er sich beruhigte, wollte im klaren darüber sein, dass sie es schaffen würden, doch es gab keine Garantie, keine Sicherheit an der er sich festhalten konnte. Das Schicksal von Finn, Leonard und ihm lag in seinen Händen und das machte ihn vollkommen kirre.

Während Finn sich immer fester an ihn klammerte, wobei Thrase das warme Blut durch sein T-Shirt sickern spürte, rutschte er förmlich in Sekundenschnelle runter, bis er herzrasend endlich den Boden erreichte, wo er nicht weiter zögerte, sondern sofort los rannte, nachdem Finn ihn los ließ.

Alle rannten so schnell sie konnten hinter ihm her, was er zwischen dem Rauschen seiner Ohren nur schwer hören konnte. Vor lauter Überanstrengung spürte er schon gar nicht mehr, wie seine Füße den Asphalt berührten und flog praktisch über den Boden, bis er schließlich, nachdem er die Sirenen wieder wahrnahm, sich nach hinten drehte.

Noch waren die Polizeiwagen nicht da, noch konnten sie es schaffen.

Thrase nahm noch mal seine letzte Kraft zusammen und bog mit dröhnenden Kopf um die Ecke ab, hinter einem Haus, das zu einem Garten führte und lehnte sich keuchend an die Wand dessen an, sodass sie nicht mehr im Sichtfeld der Polizei waren.

Die anderen taten es ihm nach und schienen noch kaputter dabei als er und lehnten ihren schwachen Körper an der kalten Mauer an.

Alles schmerzte ihm, seine Beine, Arme und sein Kopf, während die Seitenstiche die wie Schüsse in seinem Brustkotb hämmerten, alles übertönten.

Angespannt und aufgeregt wartete er ab. Ein Moment der Verzweiflung, Angst und Erschöpfung lag in der Luft, als sie gespannt darauf warteten, dass die Polizei kam, sodass der lockige Junge noch nicht mal mehr atmete und ängstlich an der Mauer mit seinen Fingernägeln scharbte.

Und dann kamen sie.

Herzstockend sah er nun die 3 Polizeiwagen, die mit langsamer Geschwindigkeit über die Straße rollten und die Polizeimänner die grimmig suchend um sich blickten, während Thrase die Augen panisch zukniff und nach kurzer Zeit des schrecklichen Wartens erkannt zu werden... an ihnen vorbei fuhren.

Thrase zwinkerte verblüfft auf.

Die Polizeiwagen waren nicht mehr zu sehen. Alle seine Muskeln machten nun auf schlapp, jegliche Verklemmung legte sich und er rutschte von der Wand aus zu Boden.
Sie hatten es geschafft, sie hatten sie abgeschüttelt.

Thrase sah unglaubwürdig auf seine vor Kratzer blutende Handfläche und wich schwankend von der Wand ab, während ein unglaubliches Gefühl durch seine Sinne und Adern fuhr, sodass er dachte er würde träumen.

Eine Welle der Erleichterung und Glücklichkeit überkam ihn plötzlich so heftig, dass er vollkommen unbewusst anfing zu lachen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und sah strahlenden Blickes in den babyblauen Himmel und lachte, wie er es noch nie zuvor getan hatte.

Es klang zwar erschöpft aber die Erleichterung und Verwirrung war deutlich darin zu hören.

Geschafft.

→Nachwort!
Hei Leute! :) Das Kapitel ist diesmal nicht so lang, dafür hab ich mir vorgenommen das Nächste früher zu updaten, natürlich dann auch mit normaler Länge. ;)

Ich hab auch noch eine Frage an euch (ich liebe es nämlich euch Fragen zu stellen und mehr über euch zu erfahren :D): Wer trägt alles eine Zahnspange von euch? (Ich leider xD)

AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt