Sixteen

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Mein Herz blieb stehen! Ja, da war sie: Meine Rettung!

Ich konnte es nicht fassen und riss meine erschöpften Augen aufgeregt auf. Doch ehe die Freude in mir herum tanzen konnte, wurde das Klebeband mit einem Ruck von meinem Mund gerissen, woraufhin ich leise auf quieckte.

Meine Lippen fingen unmittelbar an zu zwiebeln und brannten höllisch, aber ich überspielte die Schmerzen mit einem ausdruckslosen Blick.

Leonard sah mich finsteren Blickes an und zischte kaum hörbar: "Ein Wort und ich erschieß dich auf der Stelle. Guck aus dem Fenster, sodass man dein Gesicht nicht gut sieht."

Mit diesen Worten drückte Finn plötzlich völlig ausgelassen den Knopf, der dazu führte, dass die Scheibe nach unten glitt.

Warum blieb Finn so ruhig, während ich vor Aufregung kaum still halten konnte?

"Entschuldigen Sie bitte, dass es so lange dauerte. Ich hole eben mein Portmonee raus.", meinte Finn freundlich, zu dem Polizist. Da mein Blick aber nicht auf diesen ruhen konnte, wusste ich nicht ob er daraufhin lächelte oder eher griesgrämig war.

Ich spürte wie ein frischer Windzug den Wagen etwas auslüftete, doch helfen um ruhig zu atmen, tat es nicht. Am liebsten hätte ich geschrien, dass ich nicht freiwillig hier war und er mir helfen soll, aber das konnte ich nicht und versetzte mir einen Stich.

Doch noch war die Hoffnung nicht aufgegeben.

Ich hörte wie Finn irgendwo rum kramte und anscheinend anschließend es dem Polizisten gab, denn er gab ein Bestätigenden Ton von sich.

"Na dann ist ja alles paletti. Aber... Was ist denn hier passiert?", fragte der Polizist leicht geschockt und deutete wahrscheinlich gerade auf die Kotze. Urplötzlich wurde die Atmosphäre angespannter.

"Sie musste kotzen... bestimmt wegen der Bananentorte, die wir vorhin noch gegessen haben. Eigentlich mag sie keine Bananen, aber sie hat trotzdem ein Stück probiert, aus Höflichkeit. Na ja, das war wohl doch keine so gute Idee. Wir wollten gerade Tabletten dagegen holen und frisches Wasser. Darum haben wirs eigentlich eilig.", sagte Finn gelassen, ohne das ihm eine Pause für Überlegung geblieben war.

Wow, wie fiel ihm eine so lange ausführliche Lügengeschichte auf Anhieb ein? Und konnte sie dann noch überzeugend rüber bringen?

Ich flehte trotzdem ganz fest, dass der Polizist nicht darauf rein fiel und mir raus half. Die Angst und das Misstrauen gegenüber Finn wuchs in mir nämlich nach und nach, nachdem er dieses außergewöhnlichen Anfall hatte.

Anscheinend bekam er sowas regelmäßig, was mich noch mehr verunsicherte, denn was wäre, wenn in dem Moment gerade kein Mensch da war, der ihm helfen konnte?

Eine solche Person durfte und konnte doch nicht ohne Begleitperson auskommen, er gehörte in die Psychiatrie!

"Achso...", antwortete der Polizist daraufhin unschlüssig, "Hey... geht's Ihnen denn gut?"

Sofort bemerkte ich, dass er mich meinte und spürte förmlich den Blick auf meinem Nacken wie er in mich eindring, weswegen sich meine Nackenhaare aufrichteten. Was sollte ich jetzt machen?

Ängstlich nickte ich, ohne mich um zu wenden, mit dem kläglichen Gewissen, ich hätte das nicht tun dürfen.

Aber wäre es nicht irgendwie komisch, wenn ich nicht darauf reagiert hätte? Alleine das ich ihm nicht in die Augen schaute musste Fragwürdig für ihn gewesen sein, was es anscheinend schließlich auch war:

"Irgendwo her kenne ich Sie doch... Haben wir uns zufällig mal gesehen?", harkte der Polizist nach, worauf Leonard mich mit dem Ellenbogen unsanft in die Seite stoß und mir andeutete, ich solle den Polizisten ansehen.

Also hatte er eingesehen, dass das umgänglich war.

Somit sah ich dem Mann in das schon etwas faltige Gesicht. Seine Haltung war leicht buckelig, die wenigen Haare auf seinem Kopf schon angegraut und er hatte blass braune Augen, die mich ausführlich fixierten.

Die lange Nase, der schmale Mund und die langen Wimpern die mir auffielen, ließen ihn witzig und harmonisch aussehen, seine ganze Aura wirkte locker und lustig auf mich und entspannte etwas meinen steifen Körper.

"Nicht das ich wüsste.", beantwortete ich seine Frage wahrheitsgemäß und so sicher ich konnte, denn meine zierliche Stimme brach ständig ab vor Aufregung und Anstrengung des Kotzens.

"Eigentlich haben wir nicht so viel Zeit...", erinnerte Finn, der erneut anfing an seinem Piercing zu knabbern den alten Mann mit der blauen Uniform vorsichtig und höflich.

Die Rollte als "Lieber und netter Junge" brachte er gut rüber, keine Frage.

Ich versuchte ohne das es Finn oder Leonard auffiel, den Kontrolleur flehend anzugucken in der Hoffnung er konnte Gesichtszüge gut analysieren.

Nicht nötig. Denn der Mann, der sein Gesicht leicht verzogen hatte wegen der Sonne die ihm grell ins verschwitzte Gesicht schien und die flache Hand über seine Augen hielt, ließ sein zuerst freundliches Grinsen verschwinden und sagte mit einem Ton den ich nicht deuten konnte:

"Jetzt weiß ich woher ich Sie kenne!! Sie sind die Gesuchte! Loreen Hazary, nicht wahr? Die, die seit 2 Tagen spurlos verschwunden ist! Oh mein Gott! Sofort die Hände hoch, alle beide!", sagte der Polizist aufgebracht mit ernstem Blick zu den Jungs.

Blitzschnell nahm er dabei eine kleine schwarze Pistole aus seinem Gürtel und war dabei, sein Walki Talki rauszuholen und den Rest zu verständigen, als Finn plötzlich laut seufzte.

Misstrauisch sah ich diesen an, der mit der Zunge schnalzte.

"Ich hatte wirklich unheimlich gehofft, dass ich das nicht machen muss. Nimm's mir nicht übel.", sagte der blondhaarige Junge, dessen Augen bedrohlich auffunkelten. Ehe ich mich versah, nahm er eine Waffe hervor, zielte kalten Blickes auf den Polizisten und drückte ab.

Ein lauter Knall durchbrach die Hektik und die stürmische Atmosphäre, viele Menschen kreischten auf oder blieben atemstockend stehen. Im nächsten Moment sackte der Körper des alten Polizisten in sich zusammen und die Leiche mit dem noch immer geschockten Gesichtsausdruck fiel zu Boden.

Ich kreischte entsetzt auf und automatisch rückte mein Körper tiefer in den Sitz.

Alles passierte unglaublich schnell, dennoch kam mir alles wie in Zeitlupe vor und... grau. Als wäre das alles nur ein Film und ich wünschte mir in Adrenalin und Schock Zustand einfach aufzuwachsen aus dem Geschehen.

Aus dem schrecklichen Albtraum.

Finn hatte ein Menschenleben ohne auch nur einen Funken Bedauern ausgelöscht. Er war ein Mörder!  Hatte der Mann vielleicht Frau und Kinder?

Ich fing an laut auf zu heulen und vergrub mein Gesicht quieckend in meine wackeligen Hände, ehe Finn nun kräftig auf das Pedal trat und  mit einer gekonnten Lenkrad Bewegung aus dem Parkplatz drivtete. Mit Vollgeschwindigkeit wollte er nun weg brettern, als ihm plötzlich der lockige Junge der mit winkenden Armen dem schwarzen Auto hinterher eilte, auffiel.

Fluchend machte er eine Vollbremsung, wobei mich Leonard fest an den Armen packte, damit ich nicht über quer durch den Wagen flog.

Der Ruck der Bremsung holte meine Bauchschmerzen erneut wieder. Die Autotür ging ruckartig auf und der Geruch von Thrase erfüllte das Auto, was mich diesmal kein bisschen beruhigte.

"Tritt aufs Gas, Mann!"

→Hey!! (: Sorry das das Kapitel doch wieder später kam als eigentlich eingeplant, ich musste aber lernen. :( Wann schreibt ihr eure nächsten Arbeiten? :D

AbductionWhere stories live. Discover now