Kapitel 48 - R.B.

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“Willst du wirklich schon Nachhause?“ wir fuhren schon eine Weile und während er mit einer Hand das Lenkrad steuerte, hielt er mit der anderen meine Hand.“Wohin sonst?“ ich hoffte, dass er nicht sagt, dass wir zu ihm Nachhause sollen, denn dann hätte ich mich wirklich schwer in ihm getäuscht.“Na ja, wir könnten doch auf ein..Date gehen.“ meinte er begeistert und ich blockte ab. Oh mein Gott. Unser erstes Date.“Was ist? Schlechte Idee?“ fragte er und seine Begeisterung schien sich zurückzuziehen und sofort schüttelte ich mein Kopf in Protestierung.“Nein, nein! Ich weiß nur nicht, ob meine Eltern mich noch rauslassen.“ 

“Das ist kein Problem. Wir sagen denen einfach nichts. Du rufst Melissa an und sagst ihr, dass sie deinen Eltern sagen soll, dass du bei ihr übernachtest.“ die Idee war gut, aber ich wollte nicht so verzweifelt klingeln, wie ein aufgeregtes Püppchen, also zuckte ich einfach locker mit der Schulter und tat so, als würde ich nachdenken.“Könnte funktionieren, aber was würden wir denn machen?“ er zwinkerte mir zu und das bedeutete wohl, dass es eine Überraschung ist. Ich mochte Überraschungen nicht besonders, obwohl ab und zu waren sie doch ein Traum, z.B. als mir Ryder die Blumen und das Kleid geschenkt hatte. Aber nicht gut sind sie auch, z.B. als ich Ryder nicht in mein Zimmer gefunden habe, sondern nur den Brief. Na ja, wie auch immer, schließlich rief ich Melissa an und erklärte ihr erstmal was überhaupt alles passiert ist, während sie sich auf der Toilette vom Kino entleerte und dann habe ich ihr mein Plan, bzw. Ryder’s Plan erklärt und sie war einverstanden. Sie hat sich tierisch gefreut, schon fast als wäre es ihr Date und nicht meiner, also machte sie alles klar. Dann fuhren ich und Ryder eine Weile bis zu einem komischen Wald ähnliches Plätzchen und stiegen dann aus. 

Es war schon etwas kälter deshalb zog ich meine Jacke an, die seitdem letzten Mal noch im Auto blieb und Ryder nahm mich an die Hand.

“Wow. Ich wollte als erstes Date immer schon in ein…Wald.“ meinte ich unbegeistert und er kicherte in sich hinein. Ich liebte es wenn er lachte oder wenn er einfach kicherte oder lächelte. Sogar sein Grinsen gefiel mir, Hauptsache er war glücklich. So pathetisch. 

“Komm einfach mit.“ er zog mich weiter mit sich, etwas tiefer in den Wald bis wir vor einer Hütte oder besser gesagt Haushütte ankamen. Versteht ihr was ich meine? Es war groß und sah einer Hütte ähnlich, aber es sah auch aus wie ein Haus. Wie auch immer, es war wunderschön zwischen all diesen Bäumen. 

“Hier komme ich oft hin, wenn ich es Zuhause nicht mehr aushalte. Als ich kleiner war, habe ich das mit meinem Vater zusammen angefangen zu bauen. Das Ganze bestand nur aus einem Baumhaus und dadurch wurde viel mehr. Doch dann..“ er öffnete sich mir gegenüber und das schätzte ich. Es ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen, wenn er bis jetzt immer nur ausgewichen ist.

“Was ist mit ihm passiert?“ ich wollte es ernsthaft wissen. Ich wollte das Mädchen sein, welches er alles anvertrauen kann ohne zu zögern. Ich wollte, dass er mir vertraut und mir alles erzählt, was er sonst niemanden erzählt hat. Ich will einfach sein Mädchen sein. 

“Gehen wir erstmal rein und dann erklär ich dir alles.“ meinte er und ich nickte. Drinnen angekommen war alles noch überwältigender, als Außen, denn es war nicht altmodisch oder Dschungelmäßig, sondern eine Mischung aus modern und familiär. Keine Ahnung warum, aber es gefiel mir auf den ersten Blick und ich fühlte mich sofort wohl.

Während ich mich auf’s Ledersofa setzte, machte er uns Tee und daweil sah ich mich im Raum um. Es waren viele Gemälde aufgehängt, alle mit dem selben Monogram. R.B. Stand das für Ryder Black? 

Er kam mit zwei Tassen auf ein kleines Tablett mit Süßzeug daneben in meine Richtung und er stellte es auf den Tisch vor dem Ledersofa.“Hast du diese Bilder gemalt? R.B.?“ er sah kurz zu den Bildern, sah bewundert aus und dann setzte er sich neben mich hin.“Nein, ähm, das steht für Rayn Black. Mein Vater.“ 

“Er war Maler?“ offensichtlich? Goottt, warum stelle ich nur solche Fragen? Weil du dumm bist, aber macht dir nichts draus, in Filmen fragen sie auch ständig nach. 

“Nicht von Beruf, aber er hat es geliebt. Als er noch gelebt hat, habe ich mich sehr für Zeichnen interessiert, aber..na ja, jetzt werde ich ja Architekt.“ er will Architekt werden?“Du willst Architekt werden?“

“Nun ja, nicht wirklich, aber es war der Traum meines Vaters, dass ich eines Tages auch etwas mit Zeichnen und Malen mache.“

“Und was ist dein Traum?“ fragte ich und sein Blick wendete sich von mir ab. Er sah verletzt und verwirrt aus.

“Was ist eigentlich mit deinem Vater passiert?“ ich wusste nicht, ob es unhöflich war von mir, das zu fragen, aber ich wollte es zu gerne wissen.

“Ähm, das ist kompliziert.“ meinte er und fuhr sich durch die Haare. Ein Zeichen, dass er nicht weiß, wie er es mir sagen soll. Ich näherte meine Hand zu seiner Hand und er ergriff sie, ich wollte das er weiß, dass er mir vertrauen kann. Er sah mich an, lächelte und ließ dann ein erschöpften Seufzer raus.

“Mein Vater hatte eine Schwimm-Phobie, sagen wir so. Wir waren alle am Meer, meine Mutter, mein Vater und ich. Wie eine richtige Familie. Das Meer hatte mich fasziniert, deshalb kann ich jetzt auch so gut surfen, aber. Damals konnte ich nicht einmal schwimmen, ich wollte einfach im Wasser sein. Unter tauchen. Das tat ich dann auch. Mein Vater sprang rein um mich zu retten, da meine Mutter grade Getränke holte. Er schaffte nicht mich zu retten, dann kamen andere und er schrie: ‚Zuerst mein Kind! Zuerst mein Kind!‘ Er schrie es immer und immer wieder. Dann war ich schließlich aus dem Wasser und als sie dann meinem Vater rausholen wollten, war er schon…“ oh mein Gott.“Das tut mir Leid..“ flüsterte ich und gab ihm kleine Küsschen auf seine Schulter. Ich suchte seine Nähe, vor allem wenn er so zerbrechlich und verletzbar aussah. Er musste so viel durchmachen. 

Shut up Badboy.Where stories live. Discover now