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Hello! Is it me you're looking for?

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„Zwei Minuten zu spät", ertönte Henrys strenge Stimme, nachdem er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte. Der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören und vermutlich auch mit Absicht. „Und ich wollte gerade losfahren."

Jep. Er hatte aber auch nicht mit diversen Morgenschwierigkeiten und Duschkünste zu kämpfen. Und ich war Zoey unglaublich dankbar, dass sie mit dem Argument, dass sie ja schließlich auch dichthalten musste und mir somit half, endlich doch eingewilligt hatte.

„Zum Glück sind Sie ja noch da, weil Sie ja freundlicherweise noch zwei weitere Minuten Ihrer wertvollen Zeit an mich verschwendet haben. Dann können wir ja jetzt losfahren!", entgegnete ich mit gespielt freundlichem Lächeln.

Doch sobald ich den Blick von dem leicht säuerlichen Feuerbändiger abwandte, wich mein Lächeln einem genervten Augenrollen und ich lief zum Auto.

„Dir ist schon klar, dass ich das eigentlich nicht mache, hm?", bemerkte Henry jedoch und war wieder vor mir aufgetaucht.

„Logisch...", murmelte ich und hoffte gleich darauf, dass er mich nicht gehört hatte. Hatte er aber leider.

„Gut... Dann bedank dich bei den Erpressungskünsten deines Freundes oder was auch immer... Ich habe geschlafen, klar? Mein Tag ist auch nicht länger als deiner! Nochmal mach ich das nicht!"

Henry hob drohend den Zeigefinger und hielt ihn mir unter die Nase, während seine Stimme immer lauter wurde.

„Ähm... Danke für den Hinweis...", erwiderte ich schließlich gedehnt und leicht verwirrt.

Dann schob ich mit wohl ziemlich verstörtem Gesichtsausdruck seinen Zeigefinger zur Seite und stieg schließlich in Rekordzeit ins Auto. Dort schüttelte ich heftig den Kopf. Das ging wirklich gut los.

Und...halt, stopp! Erpressungskünste? Was? Luke! ‚Und mehr mache ich nicht...', hatte er gesagt. Oh ja, natürlich, alles klar. Holy...

Und wieso Freund?

„Wieso hab ich ihm nur so viel über mich erzählt...", ärgerte sich Henry leise über sich selbst und schlug wütend fluchend die Autotür zu. Mit einem Ruck fuhr er schließlich an und bog auf die Straße.

Mr. Buckley war weitaus vorsichtiger gewesen... Und freundlicher...

Diesmal zog ich es jedoch vor, mir einen Kommentar zu verkneifen. Nicht zuletzt, weil mich die Sache nachdenklich machte. Erpressung. Wieso?

Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, weil Henry eine ziemlich scharfe Kurve so schwungvoll nahm, dass ich heilfroh war, mich angeschnallt zu haben. Andererseits wäre das Fenster jetzt kein Fenster gewesen und ich auf der Straße.

Aber wieder verkniff ich mir eine Bemerkung. Er war sowieso schon ganz leicht genervt und ich zweifelte keine Sekunde, dass er mich nicht irgendwo aussetzen oder mich einfach rausschmeißen würde, wenn es ihm zu viel wurde.

Stattdessen wurde mir schlagartig bewusst, warum ich hier überhaupt saß. Das Schultreffen. Nick.

Mir lief ein Schauer über den Rücken und mein Puls beschleunigte sich augenblicklich, als ich an unser nettes Telefonat dachte.

„Scheiße!", schrie Henry auf und bevor ich ihm Recht geben konnte, stieß auch ich einen kleinen Schrei aus, als uns ein Auto die Vorfahrt nahm und mein Fahrer scharf bremste.

Holy shit! Wenn das heute so weiter ging, konnte ich absolut sicher sein, dass ich Jessie nicht mehr den Grund für mein Gehen mitteilen konnte...

„Ich mache das nicht noch einmal!", wiederholte Henry wütend seinen Satz von vorhin und schlug gegen das arme Lenkrad, „Ich fahre jetzt Feldweg!"

Das war doch mal eine Ansage...

Langsam erholte ich mich von meinem Schreck und steckte mir letzten Endes die Kopfhörer ins Ohr. Mit einem leisen „Verdammt..." stellte ich fest, dass mein MP3-Player wohl bald den Geist aufgeben würde. Akku fast leer.

Was sollte ich denn dann fünf Stunden lang machen? Fünf Stunden! Von um sieben bis um zwölf, wenn Luke und Selene ankamen. Obwohl... Begrüßen konnte ich sie schlecht. Und das hieß, dass ich dann noch eine weitere viertle Stunde warten durfte. Aber...

Plötzlich wurde ich mir bewusst, dass ich auch nicht wusste, was ich danach tun sollte. Ich sollte zum Schultreffen kommen, das hatte Nick gesagt. Aber was sollte ich dort tun? Dasselbe wie im letzten Jahr? Oder musste ich irgendwo hin?

Ich wurde unruhig. Die nächste Frage, die mir durch den Kopf schoss, war: Wieso findet das dieses Jahr überhaupt wieder statt? Nach dem Chaos letztes Mal hätte ich mir das sehr gut überlegt... Und hatten sie eigentlich nicht bemerkt, wer das gewesen war; wer die Gläser zerspringen lassen hatte? Die Dame neben mir hatte es bemerkt...

„Es macht mich nervös, wenn du so hin und her rutschst!", knurrte Henry, den Blick starr auf die Straße gerichtet.

„Sorry...", murmelte ich abwesend und hörte tatsächlich damit auf. Stattdessen begann ich nun, nervös mit meinem Bein zu wackeln.

Dann fragte ich mich, warum ich Henry überhaupt gehört hatte, wenn ich doch... Oh.

Ich schlug mir gedanklich mit der flachen Hand gegen die Stirn, als mir klar wurde, dass ich zwar Kopfhörer im Ohr und diese auch an den MP3-Player angeschlossen hatte, jedoch kein Lied lief. Typisch Lily.

Ich klickte mich durch die Wiedergabelisten und blieb an I'm Gonna Be, meinem Klingelton, hängen. Es erinnerte mich noch immer an die gemeinsamen Wander-Wochenenden mit Dad.

Dad... Wie es ihm wohl ging? Ich schluckte und biss mir auf die Lippe.

Hatte die Killergang auch herausgefunden, wo er jetzt wohnte? Oder wollten sie immer nur Mum? War Dad ihnen gefährlich? Was hatte Mum nochmal gesagt? Und wusste Dad, was passiert war, als Louis und ich Mum besucht hatten? Redete er noch mit Mum?

Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, während jetzt die zweite Strophe meines Klingeltons in mein Ohr drang.

‚Ja, muss er ja', gab ich mir wenigstens auf die letzte Frage selbst die Antwort, als ich an den Besuchstag dachte.

„But I would walk five hundred miles and I would walk five hundred more! Just to be the man, who walked a thousand miles to..."

„Wenn du nicht die Klappe hältst, wirst du gleich wirklich ein paar Meilen laufen!", unterbrach mich Henrys laute Stimme und ich zuckte zusammen, nur, um mir kurz danach erneut auf die Lippe zu beißen und an Luke zu denken. Was hatte ich damals noch gleich gesungen? Nothing Else Matters, richtig?

Ich sollte wirklich aufhören, Musik zu hören, wenn jemand in der Nähe war, der das nicht unbedingt hören musste...

Seufzend rutschte ich ein Stück tiefer in meinen Sitz und schaute kurz nervös auf die Uhr. 5:56 Uhr. Wir fuhren tatsächlich schon nahezu eine Stunde.

Noch einmal eine Stunde und dann würden wir in Hurtsville sein. Und diese Stunde konnte sich gerne so lange wie möglich hinziehen.

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Cut. Und leider kein fieser.

Jep, mich regt der Kerl auch auf... *roll eyes* Also Henry... Ich mag ihn nicht xD Nicht wirklich jedenfalls... *Denker*

Und neeeeiiin, Lily singt nicht zu oft im Buch... D: Ich sing bloß zu oft, wenn jemand in der Nähe ist uuund verarbeite das dann im Buch *wichtig nick*...hab ich letztens wieder gemacht im Auto...waren zum Glück nur meine Eltern und meine böse, schadenfreudige Schwester... Vielleicht hab ichs auch geträumt... *Denker* Ich hab momentan ziemlich realistische Träume und finde das gruselig... D: Sonst sind die immer sehr...äh...faszinierend und fantasiereich...und unrealistisch...sehr unrealistisch...okay, ich lass euch jetzt in Ruhe...

Over and out.

Elena.

Cold Flame (III)Where stories live. Discover now