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I Sandra I



,,Lasst euch hier bloß nie wieder blicken."

Luke und ich stürzen aus dem kleinen Geschäft, uns gegenseitig stützend vor lachen. Der aufgebrachte, ältere Herr fuchtelt mit seinen Armen über dem Kopf hin und her und schreit uns ein paar sehr ausdrucksstarke Kraftausdrücke hinterher.

Nachdem Luke und ich beschlossen haben etwas Unfug im Laden anzurichten, blieben wir längere Zeit ganz unenddeckt. Hier und da flogen ein paar Verpackungen aus dem Regal, lautes Gelächter ertönte aus den verschiedensten Ecken es kleinen Ladens und Dosen verschiedensten Inhalts waren inmitten mancher Gänge aufgestapelt. Doch als sich, wie schon so oft, meine zwei linken Füße bemerktbar machten und ich beim Um-die-Ecke-rennen mit zwei Dosen in beiden Händen in den Ladenbesitzer krachte und dieser gerade dabei war meinen angefangenen Dosenhaufen wieder zurück zu stellen, wurden sowohl ich als auch Luke in binnen weniger Sekunden aus dem Laden verbannt.

Ziel erreicht, kann ich nur sagen und es hat rießigen Spaß gemacht.

„Du hättest seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als er die Dosen in meinen Händen gesehen hat", sage ich schwer atmend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auch Luke ist von der ganzen Rennerei erschöpft und am nächsten Hausblock stütze ich die Hände auf die Knie, während sich Luke gegen einen Laternenpfahl lehnt und versucht seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

„Den hätte ich wirklich gerne gesehen", lacht Luke und fährt sich mit der rechten Hand durch die blonden Haare.

Wir überqueren die nächste Kreuzung. Die dicht befahrenen Straßen Sydneys hüllen die Luft in eine staubige, nach Abgas stinkende Wolke und die Geräuschkullisse ist von Autohupen, wütendem Geschrei, laufenden Motoren und Songs aus dem Radio geprägt. Die engen Fußwege, begrenzt von Straßen und Wolkenkratzern, sind überfüllt mit Passanten und geben mir das Gefühl von Klaustrophobie und sowohl physischer als auch psychischer Bedrängnis. So offenkundig und allein in einer Metrophole unterwegs zu sein ist etwas völlig Neues für mich. Unbewusst rücke ich etwas näher an Luke, so das meine Schulter seinen Ellebogen berührt. Zwar bin ich in London aufgewachsen, war aber dennoch nie wirklich als Passant in der Innenstadt unterwegs und an Drehorten (wie zum Beispiel in Amerika) hatte ich kaum Zeit mir die Umgebung zu erkunden und wenn doch, wurde der Weg mit dem Auto zurück gelegt. Zum ersten Mal in meinem Leben, fällt mir auf wie eintönig und eingeschränkt ich bis jetzt gelebt habe und mir wird bewusst, dass ich eine Menge meiner Kindheit und die damit verbundene Neugier und Suche nach Abenteuern, mit dem Schauspielern, aufgegeben und verloren habe.

„Worüber denkst du nach?"

Verwirrt blicke ich mich um und bemerke das wir nun am Rand eines Parks stehen, etwas abseits vom Großstadtinnenleben. Ich lasse meinen Blick über die mächtigen Baumkronen schweifen, hoch zum hellblauen, mit kleinen Wolken bedeckten Himmel, der ab und an vereinzelte Sonnenstrahlen hindurch blicken lässt und lausche den Vögeln, bis mein Blick schließlich zu Lukes Gesicht findet. Seine eisblauen Augen bohren sich in meine und seine Lippen sind zu einem amüsierten Schmunzeln verzogen.

„Was", frage ich verwirrt und ziehe die linke Augenbraue in die Höhe.

„Worüber denkst du nach? Du warst den ganzen Weg bis hier hin still und hast vor dir her gestarrt, also....worüber denkst du nach", wiederholt sich der Blonde neben mir und beginnt in den Park zu laufen. Immer noch etwas benommen lege ich den Kopf schief und als ich die Situation realisiert habe, schüttle ich den Kopf um meine Gedanken zu ordnen und jogge hinter Luke her um wieder neben ihm laufen zu können. Ich weiß nicht wieso, aber seine von ihm ausgehende Wärme zu spüren, gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und innerer Ruhe. Das hört sich wahrscheinlich unglaublich kitschig an, aber manche Menschen in unserem Leben passen sich dir und deiner Umwelt so gut an, dass du ständig ihre Nähe suchst.

Und Luke war der erste Mensch in meinem Leben, der mir solch ein Gefühl vermittelt.

„Also, worüber denkt die Sandra Jones heutzutage nach", fragt mich der blonde Riese leicht grinsend, sobald ich ihn eingeholt habe. Augenrollend verpasse ich ihm einen gutplazierten Schlag gegen den Oberarm und Luke wirft mir einen bösen Blick von der Seite zu, auf den ich mit einem halbherzigen Schulterzucken antworte.

„Ich weiß nicht...über Gott und die Welt natürlich." Der Sarkasmus platzt nur so aus mir heraus. Luke verdreht die Augen und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Haha sehr witzig, aber ich meine es erst."

„Mir ist nur gerade bewusst geworden, wie viel mir durch das Schauspielern von meiner Freiheit und Kindheit verloren gegangen ist."

„Was meinst du?"

„Ich war zum Beispiel noch nie nur als Tourist an einem Ort unterwegs. Immer nur für Managamenttermine oder Drehorte und zum aller ersten Mal bin ich alleine und zu Fuß in einer Großstadt. Ach vergiss was ich gesagt habe. Ich übereagiere nur schon wieder."

Luke hält inne, wendet sich mir zu, so dass wir fast Brust an Brust stehen und legt mir beide Hände auf die Schultern. Seine Augen gleiten über mein Gesicht, wie als würde er versuchen all meine Emotionen alleinig aus meinen Gesichstzügen abzulesen, bis er schließlich an meinen braunen Augen hängen bleibt. Seine Hände drücken meine Schultern sanft, wie als wöllte er mir sein völliges Verständis mitteilen.

„Du übereagierst nicht, sondern bist einfach nur etwas überwältigt. Manchmal werden wir uns selbst verschiedenster Dingen bewusst, dessen Erkenntnis unser Leben kurzweilig außer Bahn werfen kann. Nur weil du gerade das Gefühl von Reue verspürst, da du schon sehr früh deinen Traum verfolgt hast und andere Dinge vernachlässigt hast, heißt das noch lange nicht, dass es schlecht sein muss. Ohne deine frühe Entscheidung wärst du jetzt

gerade wahrscheinlich im Klassenraum irgendeiner High School Londons oder vielleicht sogar noch in deinem Kinderzimmer in Deutschland und würdest schlafen. Jedes Mal wenn wir etwas in unserem Leben aufgeben, entstehen neue Wege, Perspektiven und wertvolle Erinnerungen. Außerdem hättest du nie mein perfektes Selbst kennen gelernt", grinst Luke und wackelt mit den Augenbrauen.

Ich muss den Kopf schütteln und beginne zu schmunzeln: „Gerade wo du etwas Intelligentes von dir gibst, muss natürlich noch eine selbstgefällge Bemerkung fallen."

„Tja was soll ich sagen, auch meine Wenigkeit hat etwas zu bieten", grinst der Blonde und ich muss kurz lachen. Seine Hände fahren meine Schultern hinauf, umfassen mein Gesicht und streichen vorsichtig über meine glühenden Wangen. Mein Blick senkt sich, bevor sich meine Arme selbstständig machen und um seinen Brustkorb schlingen. Ich greife den Stoff von Lukes Shirt und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Sein Kopf legt sich in meinen Nacken und er zieht mich an den Schultern noch näher zu sich.

Wieder nehme ich den Geruch von Lavendel und australischem Outback war und noch nie habe ich mich so glücklich gefühlt.

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und damit habe ich mein versprechen gehalten. buhjaaaaaaaaa.

lots of love my little munchkinssssss – leo the leopard.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20, 2015 ⏰

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stay weird. II 5sosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt