Chapter 38

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Ich weine immer noch, kämpfe verbissen, selbst als die Tür schon längst zu und abgeschlossen ist. Der eine ist verschwunden und hat dabei zugeschlossen, der andere drückt mich gerade unsanft auf Herr Moralez Stuhl, da der andere Stuhl immer noch kaputt auf dem Boden liegt. Der Typ stellt sich vor mich und schüttelt mich.

„Hör auf zu heulen und konzentriere dich!“, brüllt er mich an, doch zu mir dringt es nur gedämpft durch. Ich sehe nur noch verschwommen und schniefe unentwegt. Sie werden Nico umbringen, und es ist meine Schuld.

Ich weine wieder stärker und der Mann setzt sich entnervt auf den Schreibtisch.

„Hey, heute Abend muss alles glatt laufen, also hör mir gefälligst zu. Es …“ Er redet und redet, doch ich sitze einfach nur da und höre nicht zu.

Zusammengesunken und mit hängendem Kopf hocke ich wie ein Häufchen Elend in dem riesigen Stuhl und frage mich zum bestimmt hundertsten Mal, was passiert wäre, wenn ich mich einfach nicht hätte entführen lassen. Oder einfach schon früher abgehauen wäre.

Geistesabwesend starre ich vor mich hin, nicke in regelmäßigen Abständen und denke an Nico.

„… das ist besonders wichtig“, endet der Mann und sieht mich an. Schnell nicke ich wieder und zucke zusammen. War das gerade ein Schuss?

Auch der Mann scheint zu lauschen und da ist schon wieder einer. Dumpf dringt das Geräusch zu uns ins Büro.

Der Knall lässt mein Herz gefrieren. Meine Augen sind weit aufgerissen, ich bin unfähig mich zu bewegen. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz in tausend Splitter zersprungen ist. Das darf einfach nicht wahr sein! Verzweifelt warte ich auf ein weiteres Geräusch, ein Zeichen, dass Nico noch am Leben ist, doch es ist still. Totenstill.

„Elizabeth! Hörst du mir überhaupt zu?“

Mehr die Andeutung eines Nickens, als ein Nicken kommt von mir.

„Gut, und jetzt iss was und mach dich fertig für heute Abend, du hast noch vier Stunden Zeit!“ Mit den Worten zieht er mich wieder auf meine Beine, doch sie geben sofort unter mir nach.

„Zwing mich nicht, dich durch das ganze Haus zu schleifen“, knurrt er und zerrt mich hoch. Langsam gehe ich in unsicheren Schritten zur Tür. Der Typ ist direkt hinter mir und sagt irgendetwas in sein Funkgerät, doch ich achte nicht darauf.

Wie eine Gummipuppe wanke ich durch die Gänge.

Plötzlich hält er mich an der Schulter zurück und schiebt mich in ein Badezimmer. In dem Moment kommt noch ein anderer an, er hat ein Tablett mit etwas zu essen und ein sauberes schwarzes Kleid dabei. Mit den beiden Sachen werde ich in dem Badezimmer eingeschlossen.

Taub stehe ich da und starre das Essen an, bei dessen Anblick mein Magen rebelliert. Mein Hals fühlt sich staubtrocken an und ich habe überhaupt keinen Hunger.

Ich fühle gar nichts, weiß nicht, wie lang ich einfach nur dastehe, schließlich raffe ich mich auf und ziehe mir die Schuhe aus.

Moment, es waren zwei Schüsse, kommt es mir in den Kopf. Vielleicht … oder auch nicht, denke ich und kämpfe energisch weitere Tränen zurück. Der Blick in den Spiegel bestätigt schon, dass ich absolut verheult aussehe.

Obwohl die Tatsache über mir hängt wie ein schwerer Ballon, jederzeit bereit auf mich nieder zufallen und mich zu zerquetschen, geht die Tatsache, dass Nico tot ist, einfach nicht in meinen Kopf. Das kann einfach nicht sein.

Mit langsamen Bewegungen ziehe ich mich aus und steige in die Dusche. Das Wasser ist eiskalt, doch das kümmert mich nicht, erst als es zu heiß wird drehe ich es schnell etwas kälter.

Geheimagenten verkauft man nichtWhere stories live. Discover now