Chapter 29

2.8K 237 33
                                    

Je weiter wir fahren, desto unverträglicher wird er. Immer wieder murmelt er etwas wegen dem Vertrag und von wegen noch nicht möglich.

Fragend sehe ich Finja an, doch die zuckt nur mit den Schultern.

„… Noch etwas Zeit …“, murmelt Herr Moralez leise vor sich hin. „Nur noch etwas Zeit.“

„Was?“, frage ich, worauf er erschrocken zusammenzuckt und aufspringt, wobei er sich den Kopf an der Wagendecke stößt.

Langsam setzt er sich wieder hin und setzt wieder sein altbekanntes undurchschaubares Gesicht auf.

„Seid gefälligst still“, brummt er dann noch und starrt vor sich hin.

Dann hält die Limousine mit einem Ruckeln an. Erwartungsvoll schaue ich zu Moralez, doch durch sein Pokerface kann ich nichts erkennen.

„Nach euch“, sagt er mit dem typischen falschen Lächeln und ich steige vorsichtig aus.

Obwohl es so dunkel ist, ist die prunkvolle Villa deutlich zu erkennen, Unteranderem durch jede Menge Scheinwerfer, die auf die gerichtet sind.

Überall sind Verzierungen, große gewölbte Fenster und Balkone. Das Haus sieht unnötig protzig aus und ist sogar noch größer als die Villa von Herr Moralez.

Skeptisch sehe ich mich um. Eigentlich hatte ich gehofft, mal in ein normal großes Haus zu kommen, in dem man sich nicht sofort winzig klein fühlt.

„Sie warten hier, jeden Moment abfahrbereit“, schärft Moralez dem Chauffeur ein, der nickt und zurück in den Wagen steigt.

„Und jetzt los.“ Er rückt zum bestimmt hundertsten Male seine Fliege zurecht und schiebt uns auf eine im Vergleich zu dem Gebäude, recht kleine Eingangstür zu.

Da die Tür von zwei großen Scheinwerfern angestrahlt wird, findet er den kleinen messingfarbenen Klingelknopf sofort, und als er drückt, ist das Läuten bis nach draußen zu hören.

Danach folgt Stille. Ich stelle mich gerade darauf ein, länger zu warten, schließlich braucht man in einem so großen Haus etwas, bis man von irgendwo bis zur Tür gelaufen ist, als sie auch schon geöffnet wird.

Der Mann sieht den Bediensteten von Herr Moralez irgendwie ähnlich: Schwarzer förmlicher Anzug, ordentliche Haare, nur die weißen Handschuhe sind neu.

„Kommen Sie doch bitte herein. Nur ihre Leibwächter müssen leider draußen bleiben“, sagt er mit einem freundlichen Lächeln.

„Das sind nicht meine Leibwächter. Sie sind meine Töchter, als ob ein Mädchen …“, erwidert Moralez locker und tritt ein.

Ich verziehe das Gesicht und folge ihm neben Finja nach drinnen.

„Oh, Verzeihung. Meine Damen.“ Er macht eine zweite Verbeugung und unter Moralez scharfem Blick lächel ich, mache einen leichten Knicks, wie die Frauen in den Filmen das immer gemacht haben. Finja stellt sich zwar etwas ungeschickter an, doch der Butler scheint das nicht sonderlich tragisch zu finden.

„Hier entlang, bitte.“ Er geht zügig voraus.

Ich habe überhaupt keine Zeit mich umzusehen und zwei Gänge weiter öffnet er auch schon eine seltsam geformte Tür.

Moralez richtet sich zu seiner vollen Größe auf, zischt uns noch „Schreiten!“, zu und geht dann mit hoch erhobenem Kopf hinein. Ich nehme Haltung ein und trippel hinter ihm her.

Finja läuft mir hinter her und ich komme mir furchtbar albern vor.

Der Raum ist recht groß, doch das nehme ich nur am Rande war. Sofort wird meine Aufmerksamkeit von einem großen Tisch, der voll mit Essen beladen ist, gefesselt.

Geheimagenten verkauft man nichtWhere stories live. Discover now