Chapter 14

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„Hallo?" Nicos Stimme klingt tief, rau und irgendwie misstrauisch. Ich lasse mich auf den Boden fallen. Höre seine angenehme Stimme in meinem Kopf.

„Hallo?", fragt er wieder und ich zucke zusammen.

„Nico, ich ... ich bin so glücklich, dich zu hören ... Nico!" ich spüre wie mir Tränen übers Gesicht laufen.

„Liz? Liz! Mein ... Süße, alles ok?" Seine Stimme überschlägt sich fast.

„Ist das Liz?", höre ich Mates Stimme im Hintergrund.

„Mate!", rufe ich.

„Liz!" Jetzt ist seine Stimme genauso laut, wie die von Nico, wahrscheinlich hat er auf Lautsprecherfunktion gedrückt.

„Ich ... bin so froh euch zu hören!", bringe ich hinaus und muss lächeln, obwohl ich immer noch weine.

„Nicht weinen, Süße." Nico klingt, als wolle er mich am liebsten in den Arm nehmen und trösten.

„Geht es dir gut, haben Sie dich verletzt?", fragt Mate.

„Nein, ja. Nein, es geht mir gut, aber ich wurde ... argh, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll!"

„Also ...", fängt Nico an, doch ich falle ihm ins Wort.

„Er will mich und noch ein anderes Mädchen nach Brasilien verschleppen! Ich bin gerade in einem Flugzeug", platzt es aus mir raus und ich senke schnell die Stimme.

„Wissen wir", sagt Mate.

„Was?"

„Wir wissen wie der Typ, der dich entführt hat heißt, und das er nach Brasilien abgehauen ist."

Erleichterung durchströmt mich. Die beiden werden mich finden und hier rausholen.

„Weißt du, in welche Stadt er dich bringen wird?", fragt Nico.

„Ähm, nein, er hat uns überhaupt nichts gesagt", antworte ich als mir etwas einfällt. „Aber da soll es keinen Regenwald geben." Zumindestens hat das Herr Moralez gesagt, denke ich.

„Ok. Wie schaffst du es eigentlich hier anzurufen?", erkundigt sich Mate.

„Na ja, hier schlafen alle und ich habe Herrn Moralez Handy geklaut", erzähle ich nicht ohne etwas Stolz.

„Das ist meine Liz", grinst Nico und auch ich muss lächeln.

„Aber es ist gut, das es dir ...", seufzt Mate erleichtert, als die Toilettentür auffliegt. Erschrocken reiße ich den Kopf hoch und sehe Herr Moralez direkt ins Gesicht. Seine Augen wirken in dem dämmrigen Licht noch finsterer und ich weiche panisch vor ihm zurück, ein krächzender Laut kommt über meine Lippen.

„Liz?"

Herr Moralez reißt mir das Handy aus der Hand und führt es zu seinem Ohr.

„Wenn Sie uns weiter verfolgen, oder auch nur versuchen zu ihr Kontakt aufzunehmen, ist das letzte, was sie von ihr besuchen können ein Grab! Und sie wollen doch nicht, dass ihr etwas passiert – habe ich mich klar ausgedrückt!?", schnauzt er hinein und legt dann auf. Gefährlich langsam beugt er sich zu mir hinunter, packt mich am Kragen und zieht mich zu sich hoch.

Entsetzt sehe ich ihn an, alles in mir schreit nach Flucht, doch trotzdem kann ich mich nicht bewegen.

„Das gleiche gilt für dich. So was will ich nicht noch einmal erleben!", faucht er mich an, und schlägt mich, bevor ich die Hände hochreißen kann, mitten ins Gesicht.

Der Schlag hallt von den Wänden wieder, ist unheimlich laut in meinen Ohren und brennt auf meiner Wange.

Benommen hänge ich da und presse mir eine Hand auf die linke Gesichtshälfte.

„Und jetzt komm!" Grob zerrt er mich nach draußen und schubst mich vor sich her, sein Handy hat er schon eingesteckt.

Taumelnd komme ich bei unserer Reihe an, doch niemand scheint aufgewacht zu sein, dabei kam mir die letzte Minute so laut vor.

„Setzen", herrscht mich Herr Moralez leise an und ich kletter auf meinen Platz. Er setzt sich langsam hin und streckt die Beine aus.

Ich mache mich auf meinem Sitz ganz klein und starre in die Dunkelheit. Plötzlich öffnet Finja die Augen und sieht mich traurig an.

„Alles ok?", fragt sie lautlos. Ich nicke ganz leicht. Vorsichtig drückt sie meine Hand, dann mummelt sie sich wieder ein und schließt die Augen.

Langsam verwandeln sich die Angst, der Schrecken und die Enttäuschung in Wut, kochende Wut. Am liebsten würde ich aufspringen und Herr Moralez anschreien, doch es würde nichts bringen, außer vielleicht noch eine Ohrfeige.

Aber ich werde nicht vor mich hin vegetieren, denke ich grimmig und schließe ebenfalls die Augen. Ich werde kämpfen, und Finja ist an meiner Seite. Und Nico mit Mate.

Es ist bereits hell als ich aufwache und Finja hat mich geweckt.

„Wir sind fast da", murmelt sie und schnallt sich an. Zögernd tue ich es ebenfalls und sehe mich im Flugzeug um.

Der Großteil der Passagiere sind schon wach, die Flugbegleiter gehen überall herum und bitten die Leute, sich anzuschnallen.

Als ich einen kurzen Blick aus dem Fenster werfe erkenne ich eine große Stadt unter uns. Das Flugzeug sinkt immer weiter und in meinem Magen ist wieder so ein ziehen.

Finja atmet ziemlich hektisch neben mir, scheint es aber diesmal recht gut zu verkraften, aber vielleicht wirken auch die Tabletten noch.

Es ruckelt und ich rutsche ein Stück zu Finja, als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzt. Überall im Flugzeug fangen die Leute an zu klatschen und ich werfe Herr Moralez einen fragenden Blick zu. Auch Finja sieht sehr misstrauisch aus.

„Man klatscht für den Piloten", erklärt Jen an seines Vaters Stelle und verdreht die Augen. „Was wisst ihr eigentlich?"

„Vernünftiges Zeug", knurre ich und klaschte schnell noch mit.

Das Flugzeug bleibt stehen, ich löse den Gurt und stehe auf.

„Mir nach", befiehlt Herr Moralez und stapft voraus, aus dem Flugzeug hinaus.

Immer noch sauer folge ich ihm, direkt neben mir ist Finja und Jen geht zum Schluss.

Wir durchqueren die Sicherheitskontrolle und Moralez zeigt unsere Pässe vor.

Geheimagenten verkauft man nichtWhere stories live. Discover now