Chapter 31

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„Schnell!“ Moralez stößt mich auf die Tür zu und zieht die immer noch schreiende Finja hinter sich her, nachdem er das Messer einfach so wieder herausgezogen hat.
Mir wird schlecht, als ich das ganze Blut an dem Messer sehe, doch Herr Moralez lässt mir keine Zeit, mich zu übergeben. Ohne sich umzusehen, zerrt er uns hinter sich her.
„Wir sehen uns!“, brüllt der ältere Mann über den Lärm hinweg, gerade noch, bevor wir an den beiden Tür-Wächter-Männern vorbei, die zwei Gänge zurück und aus der riesigen Villa flüchten.
Besorgt will ich langsamer werden, um nach Finja zu sehen, doch werde erbarmungslos weiter gedrückt.
„Fahren Sie!“, befiehlt Herr Moralez dem völlig verdattert aussehenden Chauffeur und stößt uns beide ins Auto.

Was mich am meisten wundert, die Männer sind uns nicht gefolgt, auch sonst hat niemand versucht, uns aufzuhalten.

Ich fange Finja auf und erschauder, als ich den Geruch von Blut wahrnehme.

Finja hat Tränen in den Augen und presst ihren linken Arm an ihren Körper. Entsetzt begutachte ich den roten Fleck an ihrer Schulter.

„Ist nur ein Stich in der Schulter“, brummt Herr Moralez und setzt sich uns gegenüber, als die Limousine auch schon lossaust.

„Sie Idiot!“, schreie ich ihn an.

„Pass auf, was du sagst!“, knurrt Moralez zurück, kramt in einem Fach und zieht ein paar Tabletten heraus.

Finja sitzt, wie ein Häufchen Elend neben mir und schnieft. Behutsam nehme ich sie in den Arm.

„Sie hätte tot sein können!“, fauche ich erbost.

„Die wollten mich nicht umbringen, das sollte nur zur Abschreckung dienen“, erklärt Herr Moralez und gibt Finja die Tabletten.

„Was sind das für welche?“, frage ich, worauf Herr Moralez nur die Augen verdreht.

„Schmerztabletten.“

„Wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen!“, rufe ich empört.

„Was? Natürlich nicht, die würden nur dumme Fragen stellen. Außerdem müssen wir nur die Blutung stoppen und dann heilt es wieder.“

Ich starre ihn fassungslos an und Finja murmelt irgendetwas abgrundtief Böses.

„Warum haben die eigentlich mit einem Messer nach Ihnen geworfen?“, frage ich weiter, wobei ich ihn kühl ansehe.

Herr Moralez zuckt mit den Schultern. „Um mich einzuschüchtern, denke ich.“

„Keine normalen Geschäftspartner schüchtern einen so ein“, widerspreche ich.

„Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was das angeht. Und danke übrigens für die Kartoffelschüssel, die war echt schwer!“

„Hätten Sie lieber das Messer in der Hand gehabt?“, fragt Finja mit eisiger Stimme, immer noch ihren linken Arm so wenig wie möglich bewegend. Kommt es mir nur so vor, oder wird der rote Fleck auf ihrem Kleid immer größer? Ich bewundere ihre feste Stimme und das sie nicht weint. Doch bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen kann, lenkt Herr Moralez meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Sein Blick wird finsterer. „Dein Gebrabbel danach war auch nicht sonderlich hilfreich. Es hätte sicher noch eine andere Methode gegeben“, meint er und reibt sich seine Hand.

„Ja, ich hätte mich wie Finja zwischen Sie und das Messer werfen können, dann hätten sie jetzt zwei fast tote Kinder auf ihrem Gewissen!“, zische ich.

„Elizabeth pass auf!“, warnt mich Herr Moralez und verengt seine Augen. Ich beiße die Zähne zusammen, senke jedoch nicht den Blick.

„Warum sind die überhaupt auf sie losgegangen?“, bohre ich schließlich weiter. „Ich habe irgendetwas mit Geld rausgehört.“

Geheimagenten verkauft man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt