Feuertod

By MissWriter13

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Faye beginnt nach den Sommerferien ihr letztes Schuljahr auf der Schule für Elementbändiger und andere überna... More

Vorwort
Prolog
I
II
III
IV
V
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
Nachwort
Q&A
Bonus: Notizen

VI

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By MissWriter13

„Elfenkönig und Elfenkönigin in diesem Jahr sind..."

Ich reckte den Hals, um die Schulleiterin deutlicher sehen zu können. Ich rechnete nicht damit, selbst zu gewinnen, war aber trotzdem gespannt.

„Miles Lancaster und Corey Chambers!", Mrs. Walsh blickte auf, „Kommt nach vorne ihr beiden!"

Ein ruhiges Liebeslied ohne Gesang setzte ein, ging jedoch im Applaus und Jubel der Schüler ein wenig unter. Corey und Miles standen relativ dicht an der Bühne und bahnten sich ihren Weg an einigen Schülern vorbei, stiegen dann die wenigen Stufen auf die Bühne hoch.

Die beiden Wasserbändiger schüttelten mit Mrs. Walsh die Hände, bevor erneut die mir unbekannte Schülerin erschien und auf einem kleinen Samtkissen zwei Kronen brachte.

Mrs. Walsh schob erst Corey und dann Miles die Kronen in die Haare, gab den beiden dann die Hand und trat dann zur Seite, damit die Schule dem gewählten Elfenkönigspaar applaudieren konnte. Die Kronen, die die beiden nun auf den Köpfen trugen, glitzerten silbern und waren sehr zierlich, erinnerten ein wenig an Ranken oder Schlingpflanzen und sahen sehr schön aus. Miles griff nach Corey Hand und die beiden lächelten den jubelnden Schülern zu.

Ich klatschte aufrichtig mit, denn auch wenn Corey und ich nicht die besten Freundinnen waren, respektierte ich die blonde Wasserbändigerin doch und freute mich für sie und ihren Freund.

Corey griff nach dem Mikrofon und wartete, bis der Applaus ein wenig abgeebbt war, bevor sie zu sprechen begann.

„Vielen Dank euch allen, ich freue mich sehr, dass Miles und ich nun hier stehen dürfen", sie sah kurz zu ihrem Freund hinüber, „es ist uns wirklich eine sehr große Ehre, zu Elfenkönigin und -könig gewählt zu werden und wir freuen uns sehr darüber. Und auch, wenn jetzt wir beide hier stehen und diese wunderschönen Kronen tragen dürfen, habt ihr alle gewonnen, indem ihr heute erschienen seid und diesen Abend genießt. Wenn ich jetzt sowieso schon auf der Bühne stehe, möchte ich gleich auch das vegane Buffet eröffnen. Ihr könnt euch nun an den Gerichten bedienen und euch dann an die Tische zu eurer linken setzen. Guten Appetit."

Die Aufmerksamkeit verlagerte sich bei diesen Worten von der Bühne zum Buffet und schon strömte die Schülermenge in Richtung der errichteten Tische neben dem Eingang. Ich folgte Jay, der ebenfalls zum Buffet strebte und begutachtete all die Speisen, Snacks und Gerichte, die dort aufgestellt waren.

Es gab keine großen, warmen Gerichte, sondern nur kleinere Snacks, sodass mehr viel probieren und verschiedene Dinge essen konnte. Ich entdeckte verschiedene Salate, Tofu-Puffer, Kürbissandwiche, kleine, gefüllte Paprika, Blätterteigschnecken, Zucchiniröllchen, Obst- und Gemüsespieße, Quinoa-Bällchen, mehrere Dips und Brote, gefüllte Champignons und vieles mehr.

Die Köche hatten sehr viel Wert auf ein ausgewogenes Angebot mit viel Gemüse gelegt, aber es gab auch eine süße Ecke mit veganen Keksen, Kuchen und allerlei anderen Snacks. Es handelte sich jedoch bei fast allen Dingen um Fingerfood, nur für die Salate und die Nachtische waren Gabeln bereit gelegt.

Ich nahm mir einen Teller, eine Serviette und auch eine Gabel und wanderte langsam das Buffet ab. Auf meinem Teller landete schließlich ein wenig von einem der Salate mit Spinatblättern, Erbsen und Gurke, dazu noch zwei der gefüllten Champignons und ein Gemüsespieß. Jay, der die gesamte Zeit dicht hinter mir ging, entschied sich für eine Portion Nudelsalat und legte sich noch etwas von den Tofu-Puffern und Quinoa-Bällchen dazu.

Gemeinsam suchten wir nach einem Tisch und setzten uns gemeinsam mit unseren Freunden an einen der Tische relativ nah an der Bühne dran.

Damit es mehr Platz für alle gab, wurden einige der Tische auch ein Stück weiter in den Raum hineingezogen und anstelle der Musik von vorhin war die Aula nun gefüllt mit dem Klirren von Besteck, Gesprächsfetzen und Gelächter.

„Das Essen ist wirklich lecker", merkte Leela an und biss in eine Blätterteigschnecke, „ich habe zwar nicht wirklich etwas anderes vermutet, aber mit so einer großen Auswahl hätte ich nicht gerechnet."

„Ich auch nicht", stimmte Jay zu, „ich habe eher gedacht, dass sie hier so richtige warme Speisen bereitstellen, aber diese kleinen Snacks finde ich viel besser für so einen Abend, dann kann man mehr probieren und sich alles besser einteilen."

„Ich hätte richtiges Essen besser gefunden," schmollte Trish, „vom Tanzen kriegt man total Kohldampf und an diesem kleinen Zeugs kann man sich nicht wirklich satt-essen."

„Ich finde das gar nicht schlimm", Cole zuckte mit den Schultern, „jetzt habe ich beim Tanzen gerade so viele Kalorien verbrannt, die muss ich mir nicht gleich wieder alle anfuttern."

Wir alle lachten und begannen dann, uns über andere Dinge zu unterhalten. Unter anderem fiel das Gespräch auf die individuellen Stunden, die in diesem Jahr ganz anders organisiert wurden als noch im letzten Jahr:

Da die Turnhallen von dem mittleren Jahrgang belegt wurden, musste der obere Jahrgang, in dem wir nun waren, anderswo unterrichtet werden. Dafür wurden die Kurse in kleinere Gruppen geteilt, bei uns nach Elementen, bei den anderen willkürlich nach Nachnamen oder durch abzählen. Die kleineren Gruppen verteilten sich dann auf dem Schulgelände oder – im Winter – in einem der Klassenräume. Da ich mit meinem Element alleine war, wanderte ich von Stunde zu Stunde durch die verschiedenen Gruppen der Elementbändiger oder trainierte mit einzelnen Schülern oder M. Aprice alleine.

Es war zwar nicht optimal, da ich das Gefühl hatte, nicht das volle Potential aus mir und meinem Element herauszubekommen, doch mir konnte nun einmal niemand damit helfen und aufgrund der Vorfälle des letzten Jahres war ich noch immer recht skeptisch – und unerfahren – im Umgang mit meinem Element. Ich wollte es nicht riskieren, erneut die Kontrolle zu verlieren, obwohl Azita zumindest aus mir wohl endgültig vertrieben worden war.

Pünktlich um Mitternacht wurde das Licht in der Aula ein wenig gedämmt und Corey, die noch immer ihre Krone trug, betrat erneut die Bühne, um nach dem Mikrofon zu greifen.

„Ich möchte noch ein letztes Mal um eure Aufmerksamkeit bitten", sprach sie ins Mikrofon und wartete, bis alle zu ihr sahen, „bevor dieser Ball zu seinem Ende kommen wird, werden wir gleich draußen gemeinsam Himmelslaternen steigen lassen. Dazu werden wir nun alle gemeinsam die Aula verlassen und an der Tür nach draußen wird euch allen jeweils eine Himmelslaterne überreicht. Bitte lasst diese nicht sofort steigen, sondern haltet sie fest, bis euch das Signal gegeben wird."

Die Schüler verließen gemächlich ihre Tische und strebten den Hinterausgang der Aula an, wohin auch wir uns nun begaben. Ich lief zwischen Jay und Amy und konnte spüren, dass Amy unsicherer und nervöser wurde, je näher wir der Tür kam. Eigentlich hatte sie die Rede halten wollen, doch angesichts der Vorfälle, die im letzten Jahr noch geschehen waren, hatte sie Corey gebeten, dies zu übernehmen und die blonde Wasserbändigerin hatte gerne zugesagt.

Am Ausgang, der nach draußen führte, teilten Miles und ein anderer Junge mittelgroße Himmelslaternen und lange, brennende Wachskerzen an alle aus. Amys Hände zitterten, als sie nach ihrer Laterne und der Kerze griff und Trish nahm ihrer Zwillingsschwester die brennende Kerze sofort wieder ab, damit sie nicht sich oder etwas anderes anbrannte oder sich noch das heiße Wachs auf die Hand tropfte.

„Bitte wartet noch mit dem Anzünden", ermahnte Miles uns und wandte sich dann an die nächsten Ankömmlinge.

Ich nahm meine Laterne in die linke und die Kerze in die rechte Hand und suchte mir draußen einen guten Platz. Überall leuchteten kleine Kerzenlichter auf der Wieso und über uns konnte man den klaren Sternenhimmel erkennen, mittendrin der Sichelmond der heutigen Nacht.

Jay tauchte neben mir auf und warf mir ein unsicheres Lächeln zu, welches ich ebenso nervös erwiderte. Irgendwie stand die Situation von der Tanzfläche jetzt doch zwischen uns, obwohl ich genau das nicht wollte. Corey verließ ebenfalls die Aula, erhielt von ihrem Freund die letzte Himmelslaterne und positionierte sich dann so, dass wir alle sie auch ohne Mikrofon gut hören und verstehen konnten.

„Das letzte Jahr auf Arcalia war für viele von uns sehr aufwühlend und alles andere als einfach", begann sie und die Schüler hörten ihr mucksmäuschenstill zu, „in unserem zweiten – oder letzten – Jahr ist nicht nur der Unterricht anspruchsvoller geworden, sondern auch außerhalb der Schule gab es einige Vorfälle."
Corey machte eine kurze Pause, bevor sie weiterredete.
„An diesem Abend möchten wir nicht nur Dankbarkeit und Freude zeigen und der Natur huldigen, sondern auch denjenigen gedenken, die in diesem Augenblick nicht bei uns sein können", erneut schwieg sie für einen Moment, „im letzten Schuljahr haben wir zwei Mitschülerinnen verloren, die auf brutalste Weise aus dem Leben gerissen wurden."

Amy schräg neben mir schniefte leise und wurde von Trish in die Arme geschlossen, Cole nahm der Vampirin sanft die Kerze aus der Hand, damit Amys Haare nicht Feuer fingen.

„Im letzten Schuljahr wurden viele von uns immer wieder großen Gefahren ausgesetzt und es ist schrecklich, dass die bösen Absichten eines ehemaligen Mitschülers nicht nur zu mehreren Verletzungen, sondern auch zu zwei Todesfällen geführt haben", die Wasserbändigerin räusperte sich, bevor sie mit ihrer Rede fortfuhr, „Samantha und Mila waren für viele von uns Freundin, Vertraute und geschätzte Mitschülerin und wir vermissen sie noch immer. An diesem Abend, zum Abschluss des Sommerballes, möchten wir ihnen gedenken und unsere Himmelslaternen steigen lassen als Zeichen für Hoffnung und Dankbarkeit, dass wir heute hier sind und unsere Freunde und Mitschüler um uns haben."

Corey hob ihre Himmelslaterne ein Stück an und erhielt von Miles eine Kerze, mit der sie die Laterne anzündete. Sie blies die Kerze aus und bevor sie uns allen bedeutete, es ihr gleichzutun.

Ich zündete meine Himmelslaterne mit meiner Kerze an und pustete die Kerze anschließend aus, ebenso wie Jay, Leela und Cole. Trish nahm ihre Kerze von Cole zurück und zündete erst Amys Laterne an, die die Werwölfin in zittrigen Händen hielt und dann ihre eigene, bevor sie die Kerze ebenfalls auspustete.

Anstelle von Kerzen leuchteten nun unzählige Himmelslaternen auf dem Schulhof, es war wirklich ein sehr magischer Anblick.

„Lasst diese Himmelslaternen heute steigen in Gedenken an alle eure Freunde, eure Familie und diejenigen, die in eurem Leben sind", wies Corey uns an, „in Dankbarkeit für die Natur, die uns mit allem versorgt, was wir brauchen und in Hoffnung auf die Zukunft."

Das blonde Mädchen hob ihre Himmelslaterne mit beiden Händen an und ließ sie dann mit einem sanften Stups in den Himmel schweben. Überall um uns herum stiegen leuchtende Himmelslaternen auf und auch meine Freunde und ich entließen unsere leuchtenden Laternen in die nächtliche Freiheit.

Fasziniert sahen wir alle dem verzauberte Anblick von über hundert Himmelslaternen zu, die in den schwarzen Nachthimmel entflogen und dem Moment etwas unendlich Magisches verliehen. Amy neben mir sah mit tränenüberströmten Wangen zum Himmel und stand noch immer dicht an dicht mit Trish.

Für eine Weile herrschte Schweigen, nur durchbrochen von den Geräuschen der Nacht, als alle Schüler und Schülerinnen die Himmelslaternen beobachteten, bis sie nur noch kleine Punkte am Himmelszelt waren. Dann löste sich die Gruppe langsam auf und nachdem Mrs. Walsh uns für den schönen Abend dankte und allen eine gute Nacht wünschte, gingen auch wir zurück in unsere Zimmer. Zuerst verabschiedeten wir uns von den Jungs, die in den anderen Turm mussten und als Jay und ich uns zum Abschied umarmten, war ich viel zu nervös.

„Mir hat der Abend sehr gut gefallen", meinte ich zu dem Blonden, der zustimmend nickte.

„Mir auch, es war wirklich schön", pflichtete er mir bei und sah mir für einen Moment unsicher in die Augen, „und wegen vorhin..."

„Alles gut", unterbrach ich Jay vorsichtig und lächelte ihn an, „das sollte nicht zwischen uns stehen."

Der Erdbändiger nickte, dann verschwand er in seinem Zimmer und nur wenig später sagte ich auch Amy und Trish gute Nacht. Meine langhaarige beste Freundin war noch immer sehr verweint, doch ihr Lächeln wirkte aufrichtig und es kamen auch keine neuen Tränen mehr dazu. Nachdem Leela und ich beide noch schnell geduscht hatten fielen wir schließlich hundemüde von diesem ereignisreichen Abend in unsere Betten. 

______
(1956) 

Mensch, da hätte ich doch glatt beinahe vergessen, euch heute noch mit einem Kapitel zu versorgen! 

Wie hat euch dieses Kapitel gefallen? Fandet ihr den (nachgeholten) Sommerball schön? Vielleicht habt ihr ja eine Lieblingsstelle von dem Programm (Noah ist ja leider nicht aufgetaucht). 

Und ich hätte noch eine Frage, die mich brennend interessiert: im Klappentext steht ja, dass ein Mädchen entführt wird - wer, glaubt ihr, ist damit gemeint? Habt ihr allgemein Vermutungen zu diesem Punkt? 

Oben findet ihr übrigens das Lied, das als Begleitung bei der Verkündung der Elfenkönigin und des -königs lief. 

Ich hoffe, dass ihr noch einen entspannten Nachmittag und Abend habt, eure Lotta 

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