Die Suche nach Unsterblichkei...

By LisMari94

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Als Waisenkind auf der Straße war es Eliza nie wichtig ihre Eltern zu finden. Im Gegenteil sich selbst einen... More

Einleitung
1. Der Auftrag eines Fremden
2. Keine Wahl
3. Nicht die erste Wahl
4. Erinnerungen einer alten Dame
5. Wertvoll und Wertlos
6. Ein unbedachter Kuss
7. Schwierige Gefühle
8. Postkarte mit froher Botschaft
9. Die Wahrheit
10. Ein Wunder
12. Schick wie Vivian Ward
13. Der unsterbliche Club
14. Das Sexleben deiner Eltern
15. Verfolgung im Regen
16. Gefunden
17. Verzweifelte Lügen
18. Was zurück bleibt
19. Ein Anrecht
20. Am Ende der Welt
21. Die Heimkehr
22. Hast du einen Plan?
23. Unsterblich
24. Epilog

11. Eifersucht und ihre Folgen

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By LisMari94

"Ich kann dein Angebot nicht annehmen." Leicht lächelnd blickte Abdel auf seine Hände.

"Das ist schade, aber auch vorhersehbar. Du magst diesen jungen Mann, versuch erst gar nicht es zu bestreiten. Cataleya hatte stets denselben Blick wie du wenn sie Tristan angesehen hat. Du bist ihr ähnlicher als du glauben würdest." Elizas Herz klopfte wie wild. Sie würde nicht lügen, natürlich mochte sie Vincent. Sie wusste nicht genau, was sie sonst noch für ihn empfand, aber ihre Zuneigung zu ihm konnte sie nicht bestreiten. Und ganz sicher würde sie ihn nicht umbringen lassen.

"Du bist so stark.", flötete Nerve unter ihnen im Garten und strich langsam über Vincents Oberarm. Dieser lachte laut. Zu Elizas entsetzten schien es als würden die beiden flirten. Abdel lächelte schief.

"Ich hoffe du hast dein Vertrauen in den richtigen gesetzt." Das hoffte sie auch. Sie konnte nicht noch einmal durch die Hölle eines gebrochenen Herzens gehen. Das würde sie zerstören und unter keinen Umständen zulassen. Vincent hatte um ihr Vertrauen gebeten, nun musste er beweisen, dass er es wert war.

"Was passiert jetzt?" Abdel sah zum Horizont und nickte schließlich.

"Es wird dunkel. Ihr könnt die Nacht hier verbringen und morgen früh wird Nerve euch zurück nach Ankara fahren." Ohne Hinweis, ohne Spur wohin ihre Eltern verschwunden sein könnten. Kurz die Augen schließend atmete sie tief durch. Betteln würde keinen Sinn haben, Abdel schien nicht der Typ zu sein, der seine Meinung änderte, also nickte sie und folgte ihm wieder hinein ins Haus.

Mit schweren Schritten betrat sie mit ihm den Garten und ging zu ihren Begleitern. Nerve warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu als sie sich näher an Vincent drückte. Eliza wollte sie schlagen und Vincent für seine Freundlichkeit verfluchen, doch nichts davon würde ihre Laune bessern oder die Wut lindern.

"Nerve bring sie zu ihrem Schlafquartier und lass etwas zu essen vorbereiten. Bis zum nächsten Mal, Eliza. Ich hoffe doch, dass ich dir irgendwann wieder begegnen werde."

Trotz ihres unzufrieden stellenden Gesprächs war Abdel Osmann weder unhöflich noch gewalttätig geworden. Er schien ihre Eltern wirklich zu mögen und Eliza ertappte sich dabei ebenfalls Gefallen an ihm zu finden. Lächelnd nickte sie.

"Ich würde mich freuen." Abdel verließ sie und Nerve nahm Vincent grinsend an der Hand.

"Kommt rein. Ich zeige euch den Weg." Die Beiden gingen vor während Eliza und Mila folgten. Flüsternd beugte Mila sich zu Eliza.

"Lässt du ihr das einfach so durchgehen?"

"Was meinst du?" Mila deutete mit dem Kopf auf Nerves Hand in Vincents. Zornig biss Eliza die Zähne zusammen und verschränkte die Arme.

"Wir sind kein Paar. Er kann machen was er will." Überraschend zog Mila die Augenbrauen hoch und schwieg. Nerve führte sie durch die Villa und erzählte ihnen Geschichten über die Gemälde oder die Kunstgegenstände in den Fluren.

Mila besah sich alles neugierig, doch Eliza hatte dafür kein Interesse. Ihr Blick war auf Vincent gerichtet und mit brodelnder Wut stach sie imaginäre Dolche in seinen Rücken.

"Das ist euer Raum.", Nerve öffnete eine hohe Doppeltür und präsentierte stolz eine Gästesuite. Langsam traten sie in ein großzügiges Wohnzimmer ein. Auch hier dominierte Gold über alle anderen Farben.

"Da hinten ist ein Zimmer mit Doppelbett für Eliza und Mila und dort ist noch mal ein Bett für Vincent.", meinte sie und zeigte auf die beiden gegenüberliegenden Schlafzimmer.

"Mein Zimmer ist gleich den Gang runter links. Falls dir das Bett zu klein sein sollte, Vincent, kannst du mir gerne in meinem King-sizebett Gesellschaft leisten." Mit einem vielsagenden Zwinkern verschwand Nerve durch die Tür und versprach eine Kleinigkeit zu essen zu ihnen bringen zu lassen. Schweigend standen sie in der Suite und sahen einander an.

"Okay..also ich ruf jetzt mal meine Familie an und sag ihnen wie es so läuft. Ihr zwei besprecht, wie es weitergeht." Mila ging in das größere Schlafzimmer und verschloss die Tür hinter sich. Eliza und Vincent blieben in unangenehmer Stille zurück.

"Also..", begann Vincent und trat auf sie zu. Eliza verdrehte die Augen und ging auf den angrenzenden Balkon. Er gab eine schöne Sicht auf die Gärten und Nachbarshäuser.

Die Sonne warf ihre letzten Strahlen über die Landschaft und verschwand schließlich hinter dem Horizont. Seufzend lehnte sie sich gegen die Brüstung und wartete auf Vincent. Er kam mit leichten Schritten und unsicher hochgezogenen Schultern.

"Was ist los? Was hat Abdel dir erzählt?" Sie zuckte mit den Schulter, nicht sicher was sie ihm erzählen und was besser als ihr Geheimnis verwahren sollte.

"Er hat mir ein wenig von meinen Eltern erzählt. Nichts wichtiges, nur wie er sie kennengelernt hat und so."

"Weiß er wo sie sind?", fragte Vincent aufgeregt und lehnte sich neben sie. Er war ihr nahe, so nahe wie zuvor Nerve ihm gewesen war und erneut streckte die hässliche Fratze der Eifersucht ihr Haupt aus.

"Nein, er weiß nichts.", brummte sie und wich seinem Blick aus. Vincent zuckte irritiert zurück und verengte die Augen zu schlitzen.

"Du verhältst dich wieder eigenartig.", bemerkte er.

"Und? Was interessiert es dich?"

"Ich dachte wir hätten das bereits geklärt? Du bist mir wichtig, wir sind ein Team."

"Sah nicht so aus als Nerve an deinem Arm gehangen und sie dich in ihr Bett eingeladen hat.", zischte sie wütend mit roten Wangen. Vincent hob überrascht die Augenbrauen und begann zu lachen.

Sein lauter Bariton hallte durch die Nacht und eingeschnappt drehte Eliza sich um, wollte wieder in die Suite gehen. Vincent griff nach ihrer Hand, zog sie zurück und küsste sie. Wütend wehrte Eliza sich und stieß ihn von sich.

"Was denkst du das du tust?"

"Ich küsse dich...romantisch? So wie in den Filmen?" Schnaubend stieß sie ihn weg.

"Das ist aber kein Film und ich bin verdammt wütend auf dich! Das lässt sich nicht mit einem Kuss wegwischen." Vincent trat zu ihr, einen entschuldigenden Blick im Gesicht.

"Es tut mir leid, okay, das war nicht so gemeint. Ich...fand es süß, das du eifersüchtig warst. Ich hab nicht nachgedacht, es tut mir leid, wirklich." Er lächelte nicht mehr, seine hängenden Schultern und der schuldige Gesichtsausdruck erweichten Eliza zusehends. Langsam trat sie wieder näher und verzog das Gesicht.

"Na gut. Ich verzeihe dir diesen dummen Kuss. Aber die Flirterei mit Nerve ganz sicher nicht." Vincent zeigte ihr ein kleines Lächeln.

"Wenn ich ehrlich bin, ist es mir zuerst gar nicht aufgefallen und dann hätte ich nie gedacht, dass es wichtig wäre. Wir haben nie über den Kuss im Club oder unsere Gefühle geredet. Ich wusste nicht, dass du so reagieren würdest."

Er hatte recht. Sie hatten all diesen persönlichen Kram weggesperrt. Ein Gespräch hatte es nie gegeben. Sie hatte gar kein Recht eifersüchtig zu sein oder ihm vorbehalte zu machen. Nun schien es jedoch als würde sich dieses Gespräch nicht mehr länger hinaus schieben lassen.

"Ich wusste es auch nicht.", gab sie kleinlaut zu. Vincent strich sanft über ihre Wange.

"Was wollen wir tun? Wie wollen wir das hier zwischen uns Hand haben?" Sie wusste kein Antwort auf diese Frage, schweigsam zuckte sie mit den Schultern, unfähig ihre Gefühle in Worte zu setzen.

Sie hatte ihre Freiheit für ihn geopfert als sie Abdels Angebot abgewiesen hatte, doch ihm offen und ehrlich eine tiefere Zuneigung zu gestehen, war zu viel. Langsam sammelten sich Tränen in ihren Augen. Tief durchatmend legte Vincent die Arme um sie und küsste ihren Scheitel.

"In Ordnung. Was hältst du davon. Ich flirte ab jetzt nur noch mit dir, wenn du mir versprichst, dasselbe zu tun." Das war ein Versprechen, das sie ihm geben konnte. Leicht lächelnd nickte sie.

"Abgemacht." Zärtlich küsste er sie und presste sie an sich. Seine warmen Hände hielten sie fest und seufzend ließ sie sich fallen. Der Kuss wurde intensiver und leidenschaftlich griff Eliza unter sein Tshirt, spürte glatte Haut und straffe Muskeln.

"Störe ich?", fragte Mila aus dem Nichts und hastig ließen Eliza und Vincent einander los.

"Nein"

"Nein, nicht doch. Du störst nicht.", beeilten sie sich zu sagen. Mila lachte leise und ignorierte die Spuren ihres hitzigen Kusses gefließlich.

"Also wie sieht der Plan aus. Meine Frau wüsste gerne, wann sie mich wieder zuhause hat." Vincent sah Eliza an und erst in diesem Moment merkten sie, dass ihr Gespräch eine etwas andere Natur gehabt hatte.

"Nun,", begann Eliza, "Abdel will uns keinen Hinweis auf meine Eltern geben. Er ist also eine tote Spur. Das einzige was er mir sagen konnte, war, dass es offenbar außer meine Eltern keine Unsterblichen gibt, die Kinder zeugen können. Er hat mich ein >Wunder< genannt."

"Interessant. Aber was machen wir jetzt?", fragte Mila stirnrunzelnd.

"Was ist mit den Postkarten und Briefen? Hast du davon noch etwas übersetzten können?" Mila kramte in ihrer Tasche bis sie ihr Notizbuch und die Dokumente fand.

"Also wir hätten Odette Francis aus Paris, Celeste Yao aus Beijing und ich habe einen der Briefe übersetzten können. War nicht einfach. Aber es handelt sich dabei um ein spanisches Schriftstück. Aber ganz ehrlich, außer einigen sehr..ähm..grafischen Beschreibungen von Sexstellungen gab es da nicht viel Info. Oh und es ist anscheinend an den König adressiert, unterschrieben von Tristan Fraile." Verwundert warf Vincent Eliza einen Blick zu.

"Deine Eltern werden mit jedem Tag interessanter." Das wurden sie tatsächlich.

"Wir haben keine Adresse von Celeste oder Odette und die Briefe scheinen auch nur semi-optimale Informationen preiszugeben." Bedrückt strich Eliza sich über die Stirn und versuchte eine Lösung für ihre verzwickte Lage zu finden. Vincent legte laut seufzend einen Arm um ihre Schultern und begleitete sie wieder in das Zimmer.

"Es ist spät. Wir können morgen weiter grübeln. Wie wäre es wenn wir heute nur noch essen und Mila kann uns diesen sehr interessanten Brief vorlesen." Die Übersetzerin bekam rote Wangen und schüttelte vehement den Kopf.

"Ganz sicher nicht. Wenn du wüsstest wie detailliert Elizas Vater das geschrieben hat.." Eliza verzog den Mund und ließ sich auf die große cremefarbene Coach fallen.

"Ich stimme Mila da zu! Ich will sowas nicht wirklich von meinem Vater hören. Das ist einfach zu schräg."

"Ach kommt schon ihr zwei! Eliza bist du gar nicht Neugierig was für schweinekram die damals gehabt haben?" Gleichzeitig antworteten Mila und Eliza mit einem entschlossenen "Nein."

Damit musste Vincent sich geschlagen geben. Enttäuscht verzog er den Mund woraufhin seine Begleiter laut lachen mussten. Es klopfte an der Tür und ein junger Mann trat ein. Er hatte dunkle Haut, schwarze Haare und braune Augen. Seine Kleidung war ein teuer aussehender Anzug und Eliza sah mehr als nur ein goldenes Schmuckstück aufblitzen.

Dieser junge Mann wirkte wie Abdels jüngeres Ebenbild. Vor sich herschiebend stellte er einen Servierwagen mit mehreren Tellern und verschiedenen Speise in die Mitte des Zimmers.

Neugierig stand Eliza auf und trat näher. Das Essen roch herrlich. Ihr Magen knurrte auffordernd.

"Danke.", sagte sie zu dem Fremden und erwartete, dass er sie danach verließ, doch nervös blieb er vor ihnen stehen.

"Ich weiß wer du bist. Abdel hat mir von dir erzählt.", meinte er in Englisch. Sein Akzent war so stark, dass Eliza sich bemühen musste um ihn zu verstehen.

"Wer bist du?", fragte sie vorsichtig und sah aus den Augenwinkeln wie Vincent hinter sie trat. Der Fremde schluckte hart und nickte.

"Ich bin Kerem Osmann. Abdel Osmanns Adoptivsohn." Überraschung färbte Elizas Gesichtsausdruck und verwundert drehte sie sich kurz zu ihren Begleitern um.

"Abdel hat dich großgezogen?", wiederholte sie um sich seiner Worte sicher zu sein. Kerem nickte.

"Seit ich ein Baby war. Abdel war immer wie ein Vater für mich." Denn ein biologischer Vater konnte er nicht sein. Eliza verstand nun, dass sie für jemanden wie Abdel tatsächlich einem Wunder sehr nahe kam. Wie sehr musste sich dieser Mann ein Kind gewünscht haben, dennoch nie die Gelegenheit bekommen haben, eines zu zeugen.

"Was willst du hier?", fragte Vincent hinter ihr misstrauisch. Kerem knetete aufgeregt seine Hände.

"Ich weiß wo ihr vielleicht eine Antwort auf eure Fragen finden könntet. Aber ich brauche eine Gegenleistung." Er wollte verhandeln, dachte Eliza und verschränkte die Arme. Es war durchaus möglich das Kerem ihnen nützliche Informationen geben konnte. Wenn er wirklich in Abdels Leben aufgewachsen war, wusste er vermutlich mehr über die Unsterblichen, als sie.

"Was willst du?", fragte sie vorsichtig. Kerem atmete erleichtert auf, offenbar hatte er mit einer sofortigen Abfuhr gerechnet.

"Es gibt einen Ort an dem sich viele Unsterbliche treffen. Einen Club. Dort gibt es sicher auch den einen oder anderen Unsterblichen, der euch etwas über deine Eltern erzählen kann. Ich muss dorthin. Wenn ihr mich mitnehmt, sage ich euch wo er ist."

Ein unsterblicher Club. Eliza verdrehte innerlich die Augen. Selbst zweihundertjährige wollten feiern gehen. Unsicher blickte sie zu Vincent und Mila. Beide schienen nicht so recht zu wissen, wie sie verfahren sollten. Kerems Informationen könnten eine weitere Spur sein, eine Möglichkeit auch ohne Abdels Hilfe ihre Eltern zu finden. Eliza biss sich auf die Unterlippe.

"Was sagt dein Vater dazu?" Anscheinend hatte sie die richtige Frage gestellt. Kerem verzog das Gesicht und wich ihrem Blick aus.

"Er möchte mich bei sich behalten.", er sah ihr in die Augen, "aber ich muss dorthin."

"Warum?", fragte Mila und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. Kerem seufzte schwer.

"Liebe." Milas darauf folgendes "Ohhh" war eigentlich Antwort genug. Auch Eliza konnte sich nicht vorstellen, dass Kerem ihnen irgendwie schaden könnte und wenn er wie in diesem Moment mit roten Wangen und flehenden Blick vor ihr stand, schien es sogar noch unwahrscheinlicher. Sie nickte schließlich.

"Einverstanden. Wir nehmen dich mit. Wohin geht die Reise?" Kerem lächelte breit.

"Singapur."

Cataleya 1790 Westküste Kanada

Lächelnd blickte sie auf ihren jüngsten Sohn und strich zärtlich über dessen weiches dunkles Haar. Das dunkle Haar schien sich dominant bei zwei ihrer drei Kinder durchgesetzt zu haben. Bloss ihr mittlerer Sohn hatte die roten Haare des Vaters geerbt.

"Darf ich mit meinen Freunden in den Wäldern spielen?", fragte Noah höflich. Er war ein guter Junge, Cataleya verspürte Stolz wann immer sie in seine freundlichen braunen Augen sah.

"Bei Sonnenuntergang bist du wieder da.", ermahnte sie ihn streng und sah ihrem Kind wehmütig hinterher. Er war zu schnell gewachsen. Alle ihre Kinder waren das. Ihre einzige Tochter Medina, wurde diesen Sommer zwanzig und hatte bereits ein eigenes Leben. Der fünfzehnjährige Sohn Benjamin war ebenfalls fast erwachsen. Noah war mit seinen neun Jahren, das Nesthäckchen. Lächelnd trat Tristan auf sie zu.

"Jetzt sind sie alle unterwegs und wir haben das Haus wieder für uns alleine." Diese Worten hätten für jedes andere Elternpaar vielleicht erleichtert geklungen, doch weder Cataleya noch Tristan nahmen das stetige altern ihrer Kinder auf die leichte Schulter. Sie schätzten jeden Moment und verbrachten viel Zeit mit ihnen.

Nur zu gut wussten sie, dass die Zeit grausam sein konnte. Tristan zog sie zurück in ihr Haus, es war in den Jahren gewachsen um den Kindern mehr Platz zu gönnen. Am Rande der sich entwickelnden Stadt waren sie sesshaft geworden und mit großen und kleinen Lügen nahm keiner der Bewohner ihr jugendhaftes Aussehen wahr. Keiner von ihnen hatte je so lange an einem Ort verbracht.

Es war eine schwierige Balance und besonders Cataleya gefielen die Unwahrheiten, die sie ihren sterblichen Freunden erzählen musste gar nicht. Tristan war anders. Er war distanzierter, kühler und sorgte mit seiner abweisenden Art für weniger Gerede unter den Leuten.

Sanft küsste er sie und strich über ihre Wange. Cataleya hätte diese Zuwendungen genossen, doch an diesem Tag war ihr Herz schwer und die Sorgen übermächtig.

"Was bedrückt dich?", hauchte er und etwas in Cataleya brach. Tränen sammelten sich in ihren Augen und ein Zittern ging über ihren Körper. Tristan hielt sie, wartete geduldig.

"Medina...Medina wird heiraten. Sie und John erwarten ein Kind." Sie müsste sich darüber freuen, sie würde Großmutter werden und ein weiteres Kind in ihrem Leben willkommen heißen, doch all das erinnerte sie daran, dass sie nie die alte, gebrechliche Großmutter sein würde. Und Medina, Benjamin und Noah würden ebenso altern wie alle anderen. Tristan atmete schwer ein und aus.

Sie wusste, er wollte seine kleine Tochter nicht verlieren, wollte weiterhin Vater sein. Ihre Familie war glücklich und die gemeinsame Zeit unschätzbar wertvoll. Für sie beide war ein Traum in Erfüllung gegangen als Medina vor so vielen Jahren das Licht der Welt erblickt hatte.

"Sie könnten immer noch so sein wie wir.", flüsterte er gepresst. Natürlich war das die Möglichkeit, ein kleiner Hoffnungsschimmer und gleichzeitig ein scharfer Dorn. Nickend lehnte Cataleya sich an ihn.

"Was tun wir wenn es nicht so ist?"

"Das will ich mir nicht vorstellen. Ich kann sie nicht verlieren, keinen von ihnen.", brummte Tristan und Cataleya fühlte mit ihm. Eine Zukunft ohne ihre Kinder erschien ihr leer und kalt. Sie würde wieder zu dieser einsamen Nomadin werden, ohne Heimat, ohne Liebe, stattdessen mit einem gebrochenen Herzen in der Brust. Doch jedes Mal wenn sie an die mögliche Unsterblichkeit ihrer Kinder dachte, kam sie sich selbstsüchtig vor.

Wie konnte sie ihnen dasselbe grausame Schicksal wünschen, dass sie selbst und Tristan seit Jahrhunderten ertragen mussten? Nur um der Einsamkeit zu entgehen würde sie ihre Kinder verdammen.

"Was tun wir wenn sie so sind wie wir?", fragte sie und suchte seinen Blick. Tristans Gesicht war vor Sorge und Unsicherheit verhangen. Ihre Gespräche im Dunkel der Nacht über die Gründe ihrer Fruchtbarkeit, die Sorge um ihre Kinder und die Ungewissheit hatten ihrer Beziehung viel abverlangt.

Dazu kam, dass sie es nicht gewohnt waren eine längere Beziehung aufrecht zu erhalten. Dennoch taten sie ihr bestes und egal wie laut sie stritten oder wie sehr er sie in den Wahnsinn trieb, Cataleya liebte ihn mit ihrem ganzen Sein.

Und sie wusste, dass sein Herz ihr ebenfalls gehörte. Sein Blick war voller Liebe.

"Lass uns das Glück unserer Tochter teilen und nicht mehr darüber reden. Sie wird Mutter und wir werden Großeltern. Und anders als die meisten Großeltern werden wir für immer an der Seite unseres Enkelkindes sein können. Was immer das Kind braucht, wir werden da sein." Cataleya nickte leicht.

"Ich freue mich darauf das Kleine zu sehen. Kannst du dich erinnern wie klein Medina gewesen ist?" Tristan lachte.

"Ganz anders als ihre Brüder."

"Vollkommen anders." Er nahm ihre Hand und gemeinsam setzten sie sich auf die Veranda um der Natur zu lauschen. Zärtlich küsste er ihre Stirn und Cataleya war glücklich.

Sie konnte seine Wärme spüren, den lauen Wind durch die Bäume wehen hören und die Blumen in ihrem Garten riechen. Dieser Moment war perfekt. Was auch immer noch kommen möge, sie wusste, sie würde diesen Moment niemals vergessen.

Anmerkung der autorin: DAMN!! Ich bin zurzeit einfach faul. Sorry wegen der langsamen Updates, aber keine Sorge die Geschichte ist am laufen und wird auf jeden Fall beendet werden. Ich hab nur momentan recht viel zu tun und bin müde.

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