6. Ein unbedachter Kuss

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Mila wartete bereits am Flughafen auf sie und hielt ein Schild mit ihren Namen hoch. Eliza betrachtete die junge Frau von Kopf bis Fuß neugierig. Mit blond gefärbten wildem Bob und stark geschminkten Augen lächelte die etwas fülligere Gestalt ihnen entgegen. In perfektem Deutsch begrüßte sie sie.

"Ich bin Mila Nikolov Aleksandova. Aber Sie können mich gerne Mila nennen."

"Ich bin Eliza und das ist Vincent."

"Kommt mit. Wir haben viel zu besprechen.", Mila ging voraus aus dem kleinen Flughafen und führte sie zu einem etwas heruntergekommen Auto. Die schwarze Farbe war verdreckt und die Sitze hatten auch schon bessere Tage gesehen.

"Das ist meines. Es ist nicht besonders schön, aber es fährt noch.", meinte sie grinsend und stieg ein. Vincent und Eliza folgten ihr schweigend. Das Auto machte brummende, unwillige Geräusche beim Start und für einen Moment überlegte Eliza ob es nicht klüger wäre, ein Taxi zu nehmen.

Sie entschied sich schließlich dagegen und beschloss Mila zu vertrauen. Die Dolmetscherin erzählte wie ein Wasserfall als sie die leicht befahrenen Straßen Sofias entlang fuhren. Sie sprach von Sehenswürdigkeiten und ihrer Ausbildung. Eliza hörte nur bei der Hälfte wirklich zu, ihr Blick war auf die Umgebung gerichtet. Sofia war einzigartig. Die alten Gebäude sprachen von faszinierender Geschichte. Ohne Frage war diese Stadt wie Budapest etwas besonderes.

"Wir könnten uns erst mal in mein Lieblingscafe setzen und über die Einzelheiten dieses Auftrags sprechen?", schlug Mila vor und lächelte sie an. Nickend stimmten sie zu und Mila parkte. Sie befanden sich in der Altstadt und zielstrebig ging Mila in ein altes Cafe mit einer traditionellen Einrichtung und Dekor. Sie begrüßte die Kellnerin auf Bulgarisch und schon wurden sie an einen Tisch gebracht. Mila redete weiter mit der Kellnerin als Vincent und Eliza Platz nahmen.

"Sieht nett aus.", murmelte Vincent abgelenkt während er über eines der weißen Tischdeckchen strich. Alles hier hatte viel Spitze und Charme.

"Warst du schon mal in Sofia?", entgegnete Eliza neugierig. Ihr Begleiter schüttelte den Kopf.

"Noch nicht. Aber irgendwie freue ich mich darauf die Stadt zu erkunden."

"Vergiss nicht warum wir hier sind.", flüsterte sie ihm verschwörerisch zu und bereute ihre Worte sofort. Das Glitzern in seinen aufgeregten Augen erlosch und ein deprimierter Ausdruck legte sich über sein Gesicht.

"Es tut mir leid, ich freue mich auch darauf die Stadt zu sehen. Es ist wirklich schön hier.", hauchte sie vorsichtig und wurde mit Vincents zurückhaltendem Lächeln belohnt.

"Ich habe uns etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen bestellt. Ich hoffe, dass ist okay? Immerhin ist es Zeit zum Abendessen." Milas Gestalt strahlte so viel Elan und kraft aus. Sie war sicherlich jemand mit viel Energie.

"Danke, das passt schon. Wir sollten auch Etwas essen. Wegen dem Auftrag.."

"Genau. In deiner Email hat es geheißen, ihr bräuchtet einen Dolmetscher für einen, vielleicht auch zwei Tage. Ist das richtig?" Eliza nickte.

"Stimmt. Ich..wir suchen nach meinen Eltern. Anscheinend haben sie hier in den Achtzigern gelebt."

Mitleid stand in Großbuchstaben in Milas Gesicht und Eliza wand sich innerlich. Sie hasste diesen Ausdruck und wünschte sich innerlich keine Informationen preisgeben zu müssen, doch Mila würde ihnen wenig nutzen, wenn sie nicht wusste worauf sie achten sollte.

"Ähm wegen deinem Geld.."

"Ja, ich weiß, meine Gage ist ziemlich hoch, aber ich muss auch von etwas leben.", unterbrach sie entschuldigend. Eliza winkte schnell ab.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt